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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Geburtsnacht wiederzugeben, diesmal jedoch nicht. Trotzdem gelang es Lorrie, mir die Sache mit Konrad Beezo aus der Nase zu ziehen. Sie ist eben unermüdlich.
    Die Prophezeiungen meines Großvaters erwähnte ich nicht. Hätte ich dieses Thema aufs Tablett gebracht, so hätte ich auch fast zwangsläufig gebeichtet, dass ich im Zeitungsarchiv der Bücherei selbst eine Art Vorahnung gehabt hatte, deutlicher als eine reine Befürchtung, aber verschwommen, was die Details anging. Ich meine die Ahnung, Lorrie werde erschossen werden.

    Ich sah keinen Vorteil darin, sie in Unruhe zu versetzen, vor allem, weil mein unvermutet aufgetauchter sechster Sinn womöglich nur Blödsinn war, nur das Aufflackern meiner überhitzten Fantasie.
    Als die drei Narren in Zivil mit dem Aufschichten des Sprengstoffs fertig waren, zündeten sie eine Reihe Campinglaternen an, um Licht zu haben, wenn der Strom ausfiel. Sie hatten nicht genug Laternen, um den ganzen großen Raum zu erhellen, und beschränkten sich daher auf die Seite, an der sie in den Tresorraum eindringen wollten. Lorrie und ich würden also, wenn das elektrische Licht auging, im Dunkeln sitzen.
    Nachdem sie sich meine Geschichte angehört hatte, brütete Lorrie eine kleine Weile nach und fragte dann: »Sind eigentlich alle Clowns so zornig?«
    »Ich kenne nicht besonders viele Clowns.«
    »Du kennst die drei da drüben. Und Konrad Beezo.«
    »Den habe ich nie kennengelernt. Ich war gerade mal fünf Minuten alt, als unsere Wege sich kreuzten.«
    »Ich finde, das zählt. Was Clowns und Zorn angeht, sind das also vier von vieren. Ich bin geplättet. Das ist, wie wenn man den Weihnachtsmann persönlich trifft und merkt, der ist ein Alkoholiker. Hast du den Dolch noch?«
    »Den was?«, fragte ich.
    »Den Dolch.«
    »Du meinst die Nagelfeile?«
    »Wenn du es so nennen willst«, sagte Lorrie.
    »Das ist es ja auch.«
    »Wie auch immer. Wann trittst du in Aktion?«
    »Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist«, sagte ich geduldig.
    » Hoffen wir, der kommt, bevor wir in Stücke gesprengt werden.«
    Inzwischen waren die fünf Gaslaternen verteilt worden. Eine
stand am Fuß der Treppe, eine in deren Mitte und eine dritte auf dem breiten Absatz ganz oben, direkt vor der Hintertür des Tresorraums.
    Aus einer Reihe großer Koffer holte Punchinello Werkzeug, darunter Schweißermasken und andere Gegenstände, die ich aus der Entfernung nicht erkennen konnte.
    Zinker und Knitter hievten eine mit Rädern versehene Gasflasche die Treppe hinauf und stellten sie oben ab.
    »Was ist das eigentlich für ein Name – Punchinello?«, fragte Lorrie.
    »Sein Vater hat ihn nach einem berühmten Clown benannt. Du weißt schon, so wie Punch und Judy.«
    »Punch und Judy sind doch Puppen.«
    »Richtig«, sagte ich, »aber Punch ist außerdem ein Clown.«
    »Das war mir gar nicht klar.«
    »Er trägt eine Art Narrenkappe.«
    »Ich dachte, Punch wäre ein Autoverkäufer«, sagte Lorrie.
    »Wer hat dir denn den Bären aufgebunden?«
    »Das hab ich einfach immer gedacht.«
    »Punch und Judy treten seit dem neunzehnten Jahrhundert im Kasperletheater auf, vielleicht auch schon seit dem achtzehnten«, sagte ich. »Damals gab es noch keine Autos.«
    »Na gut, aber wer würde schon zweihundert Jahre lang denselben Job machen wollen? Bevor es Autos gab, war Punch wahrscheinlich Kerzenmacher oder Schmied.«
    Lorrie ist eine bezaubernde Frau. Sie zieht dich in ihren Bann, und schon willst du die Welt aus ihrer Perspektive sehen.
    Deshalb reagierte ich unwillkürlich so, als wäre Punch ein Mensch aus Fleisch und Blut gewesen: »Das ist kein Typ, der Kerzen oder Hufeisen machen würde. So was passt einfach nicht zu ihm, das würde ihn nicht befriedigen. Außerdem trägt er eine Narrenkappe.«

    »Die Kappe beweist überhaupt nichts. Vielleicht war er ein Typ, der auch als Schmied seinen eigenen Stil hatte. Aber mal angenommen, du hast recht …« Lorrie runzelte die Stirn. »Er flippt doch immer aus und haut Judy die Hucke voll, stimmt’s? Das wären also fünf.«
    »Fünf was?«
    »Fünf zornige Clowns und kein einziger, der glücklich ist.«
    »Der Fairness halber muss man sagen, dass Judy ihm ebenfalls immer die Hucke voll haut.«
    »Ist die ein Clown?«
    »Keine Ahnung. Schon möglich.«
    »Auf jeden Fall ist sie mit Punch verheiratet, also gehört sie zumindest zu einer Clownsfamilie. Das wären also sechs, und alle sind zornig. Hochinteressant.«
    Irgendwo in der Stadt explodierte der Transformator. Er musste

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