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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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wenig auf die Seite des Bösen stellte. Damals jedenfalls – aber auch noch heute – kam mein Gefühl mir wie eine Art gerechter Genugtuung darüber vor, dass das Böse einen Preis von denen verlangte, die sich ihm hingaben, und dass der Widerstand dagegen zwar etwas kostete, aber doch nicht so viel wie die Entscheidung, sich zu fügen.
    Merkwürdig, dass ein kleiner Schwall Erbrochenes so viel windige Philosophie hervorgelockt hatte.
    Wenn jemand sich übergeben musste, so weckte das in ihm womöglich ein klein wenig Reue, aber es konnte nicht einmal einen einzigen Zeitzünder vom Ticken abhalten. Wahrscheinlich
blieb uns höchstens noch eine Minute, bis die Hinterlassenschaften von Cornelius Rutherford Snow ebenso in Trümmer fielen wie das Reich der Pharaonen.
    »Her damit«, befahl Lorrie.
    »Womit?«
    »Mit der Pistole.«
    Ich merkte, dass ich die Waffe immer noch in der Hand hielt.
    »Wozu?«
    »Ich weiß nicht, in welche Tasche er den Schlüssel gesteckt hat.«
    Wir hatten keine Zeit, um sämtliche Taschen von Punchinellos Hose, Hemd und Jacke zu durchsuchen. Angesichts seines Zustands hatten wir auch keine Lust dazu.
    Trotzdem begriff ich nicht, was die Pistole mit dem Schlüssel für die Handschellen zu tun hatte. Ich hatte Angst, dass Lorrie sich damit wehtun könnte, deshalb beschloss ich, ihr das Ding zu verweigern.
    Da wurde mir klar, dass sie mir die Pistole längst aus der Hand gerissen hatte.
    »Du hast sie mir schon aus der Hand genommen«, sagte ich. Meine Stimme klang verwaschen.
    »Du solltest den Kopf wegdrehen«, warnte Lorrie.
    Mit zusammengekniffenen Augen fummelte sie an der Waffe herum.
    »Ich glaube, es tut nicht mehr so arg weh wie vorher«, sagte ich. »Jetzt ist mir eher kalt.«
    »Das ist schlimm«, meinte sie besorgt.
    »Mir ist schon früher kalt gewesen«, beruhigte ich sie.
    Punchinello stöhnte, schauderte und fing an, sich noch einmal zu erbrechen.
    »Haben wir etwa zu viel getrunken?«, überlegte ich laut.
    »Dreh den Kopf weg«, wiederholte Lorrie, diesmal unmissverständlich.

    »Sei nicht so fies zu mir. Ich liebe dich!«
    »Mag sein, aber denen, die wir lieben, tun wir schließlich immer weh«, sagte sie, packte mich am Haar und zog mein Gesicht von den Handschellen weg.
    »Das ist traurig«, sagte ich. Gemeint war die Tatsache, dass wir jenen, die wir lieben, wehtun. Dann fiel mir auf, dass ich auf dem Gehsteig lag. Offenbar war ich hingefallen. »Ich bin eben ein Tölpel«, kommentierte ich.
    Ein Schuss krachte. Erst später erfuhr ich, dass Lorrie die Mündung der Pistole auf die Kettenglieder zwischen den beiden Schellen gerichtet und sich mit diesem einen Schuss von Punchinello befreit hatte.
    »Auf die Beine«, drängte sie. »Los, mach schon!«
    »Ich bleib hier liegen, bis ich nüchtern bin.«
    »Du bleibst hier liegen, bis du tot bist.«
    »Nein, das dauert zu lange.«
    Sie lockte, sie fluchte, sie befahl, sie schob und zog und zerrte, und ehe ich mich versah, stand ich auf den Beinen und humpelte, auf Lorrie gestützt, zwischen dem Lieferwagen und meinem Shelby Z auf die Straße, weg von der Villa.
    »Was ist mit deinem Bein?«
    »Welches Bein?«
    »Ich meine, was ist mit dem Schmerz?«
    »Ich glaube, wir haben ihn da hinten auf dem Gehsteig liegen lassen.«
    »Meine Güte, bist du ein Brocken!«, stöhnte sie.
    »Bin bloß ein wenig stämmig.«
    »Macht nichts, es geht schon. Stütz dich auf mich. Los, weiter! «
    Mit einer Stimme, die nun so zäh war wie Vanillesoße, fragte ich: »Gehen wir in den Park?«
    »Genau.«

    »Zu einem Picknick?«
    »Genau. Und wir sind spät dran, wir müssen uns beeilen.«
    Ich spähte an Lorrie vorbei in die Richtung, aus der ich Motorenlärm hörte. Scheinwerfer erfassten uns. Eine Reihe blauer und gelber Blinklichter auf dem Dach wies darauf hin, dass es sich entweder um einen Streifenwagen oder um einen intergalaktischen Transporter handelte.
    Etwa fünf Meter von uns entfernt kam der Wagen quietschend zum Stehen, Türen flogen auf, und zwei Männer sprangen heraus. Einer von ihnen sagte: »Was ist hier los?«
    »Der Mann hier ist angeschossen worden«, berichtete Lorrie. Ich fragte mich, wen sie wohl meinte. Bevor ich mich erkundigen konnte, fügte sie hinzu: »Wir brauchen einen Rettungswagen. «
    Vorsichtig kamen die Polizisten näher. »Wo ist der Schütze?«
    »Da drüben auf dem Gehsteig. Er ist verletzt, hat keine Waffe mehr.« Als die Beamten auf Punchinello zugingen, rief Lorrie: »Nein! Bleiben Sie weg da! Die Villa

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