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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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wunderschöner Wagen – aber sehr empfindlich.

    »Die Türen sind nicht abgeschlossen«, sagte Punchinello und blieb am Bordstein stehen. »Lad die Schachteln hinten ein. Und beeil dich!«
    Ich wusste zwar alles über die Wirkungen von Hefe und über den chemischen Prozess, durch den Eiweiß ein Soufflé leicht und luftig werden lässt, aber mein Studium von Sprengstoffen hatte ich vernachlässigt. Daher war mir nicht klar, was im Einzelnen geschehen würde, wenn das Teufelszeug hochging.
    Während ich die Türflügel des Lieferwagens aufriss, stellte ich mir vor, wie die gesamte Fassade der Villa Snow auf uns herabstürzte und uns unter Tonnen von Ziegeln und Kalkstein begrub.
    Während ich die Schachteln vom Handkarren auf die Ladefläche des Wagens beförderte, stellte ich mir außerdem vor, wie die Wucht der Explosion uns in einem Sekundenbruchteil in unsere einzelnen Glieder zerfetzte.
    Sechs Schachteln, acht Schachteln, zehn Schachteln …
    Vor meinem geistigen Auge sah ich, wie ich von einem Sturm fliegender Trümmer bombardiert, zerfleischt und in Brand gesetzt wurde, wie ich blind und blutüberströmt mit brennendem Haar die Straße entlangrannte.
    Dankeschön, Oma.
    Als ich die letzte Schachtel in den Lieferwagen schob, sagte Punchinello: »Lass die Tür vorläufig offen. Wir beide setzen uns zu dem Geld nach hinten. Du fährst.«
    Wenn wir dort ankamen, wo wir hinfuhren, und ich den Wagen parkte, würde er sich hinter mir befinden, in der perfekten Position, um mir eine Kugel in den Hinterkopf zu schießen. Dass er das auch tun würde, wusste ich jetzt.
    So, wie sich dieser Typ verhielt, würden wir jemand anderen als Paten für den kleinen Konrad finden müssen.
    »Fang!«, sagte er.

    Als mir klar wurde, dass er mir den Autoschlüssel zuwerfen wollte, rief ich: »Nein! Warte! Wenn ich das Ding nicht fange, fällt es womöglich in den Gully da, und dann sind wir geliefert.«
    Zwischen uns befand sich ein etwa ein mal ein Meter großer Eisendeckel mit fünf Zentimeter breiten Schlitzen. Als ich darüber ging, stieg mir ein schwacher Geruch von brackigem Wasser in die Nase.
    Punchinello streckte mir die Schlüssel hin, und obwohl die Pistole nicht auf mich gerichtet war, während ich auf ihn zuging, hatte ich das Gefühl, dass er mich erschießen würde, wenn ich danach griff.
    Wahrscheinlich war dieses Gefühl entstanden, weil mir das, was ich vorhatte, nicht ganz geheuer war. In dem Moment, in dem ich mit der linken Hand den Schlüssel nahm, schwang ich die rechte Faust von unten her mit aller Kraft auf Punchinellos Leiste zu, stieß die Nagelfeile tief hinein und heftete die Einzelteile seiner Männlichkeit zu einem zweifellos noch nie da gewesenen Paket zusammen.
    Im Dunkeln konnte ich zwar nicht sehen, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich, aber ich konnte es fast hören.
    Überrascht über eine Rücksichtslosigkeit, die ich in der Backstube nie zur Schau gestellt – und nötig gehabt – hatte, drehte ich die Nagelfeile.
    Undeutlich erinnerte ich mich daran, dass Jack mit dem Riesen am Fuß des Bohnenstängels ähnlich umgesprungen war, nur dass er dabei eine Heugabel benutzt hatte.
    Ich ließ den Dolch los und griff sogleich nach der Pistole.
    Als die Feile Punchinello in den Leib gefahren war, hatte er mit einem schrillen Geräusch, halb Keuchen und halb Kreischen, den Atem ausgestoßen. Die Feile blieb in ihm, der Atem blieb draußen, und während er versuchte einzuatmen, gab er ein trockenes, ersticktes Röcheln von sich.

    Ich hätte erwartet, dass er die Waffe fallen ließ oder sie durch den Schock zumindest nicht mehr fest im Griff hatte, aber er umklammerte sie mit grimmiger Verbissenheit.
    Lorrie drehte sich zur Seite und tat einen wenig eleganten Tanzschritt, um aus der Schusslinie zu bleiben. Dabei schlug sie Punchinello mit der freien Hand ins Gesicht, wieder und wieder. Bei jedem Schlag ächzend, stellte sie die mechanische Entschlossenheit jener Figuren zur Schau, die in Glockenspielen mit dem Hammer an die Glocke schlagen.
    Im Kampf um die Pistole versuchte ich mit beiden Händen, Punchinellos Faust zu lösen. Die Mündung der Waffe blitzte auf, ein Schuss krachte, und ein Querschläger prallte vom Gehsteig ab. Betonsplitter spritzten in die Luft. Sie tätowierten mir das Gesicht und prallten mit einem hohlen Ton an irgendwelches Metall, vielleicht an den Lieferwagen, vielleicht auch an meinen geliebten Shelby Z.
    Fast hatte ich die Waffe schon, als es Punchinello gelang, noch einmal

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