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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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überleben sich so abrupt und drastisch vermindert hatte.
    Aneinander gefesselt hätten Lorrie und ich versuchen können, irgendwie das Weite zu suchen, sobald wir im Freien waren. Nun diente sie nicht nur als Geisel, um die Polizei in Schach zu halten, falls man uns überraschte, sondern auch, um mich gefügig zu machen.
    Und was mich anging … da war Punchinello offenkundig zu dem Schluss gekommen, dass ich entbehrlich war, wenn die Lage irgendwie brenzlig für ihn wurde.
    Ihn zu fragen, weshalb er sich an Lorrie gekettet hatte, hätte bedeutet, die Aufrichtigkeit seines Versprechens anzuzweifeln, uns zu verschonen. Und dann wurde es eventuell eher früher als später richtig ungemütlich. Infolgedessen durften Lorrie und ich uns nicht anmerken lassen, dass sein Verhalten uns merkwürdig vorkam.
    Wir grinsten, als würden wir uns köstlich amüsieren.
    Lorries Lächeln war allerdings so starr wie das einer Kandidatin bei der Wahl zur Miss America, wenn der Moderator beim Thema Persönlichkeit eine besonders knifflige Frage stellt, zum Beispiel: Miss Ohio, wenn Sie ein Hündchen und ein Kätzchen auf einem Bahndamm spielen sehen und ein Zug kommt, und wenn die Zeit nur ausreicht, um eins der Tiere zu retten, welches
würden Sie dann eines grässlichen Todes sterben lassen – das Hündchen oder das Kätzchen?
    Mein Gesicht wiederum kam mir wie frisch gestärkt vor, und meine Lippen fühlten sich an, als hätte man sie über eine Wäscheleine gespannt und an beiden Enden festgeklammert. Kurz, auch ich lächelte wie Miss Ohio.
    Ich öffnete eine der Türen und schob den Handkarren auf den Treppenabsatz. Kühle, nach Tannennadeln duftende Luft ließ den Schweiß auf meinem Nacken eisig werden.
    Der Mond war noch nicht aufgegangen. Hinter dem Wolkenschleier funkelten nur wenige Sterne.
    Im Park brannte kein Licht, auch die Straßenlaternen waren ausgefallen. Die Bauten rund um den Park standen dunkel und schweigend da.
    Die gewaltigen Lärchen zwischen Gehsteig und Bordstein schirmten den Blick auf die Stadt weitgehend ab. Dennoch sah ich zwischen den Ästen gelbe Warnlichter blitzen. In der Alpine Avenue, einen halben Block nördlich des Parks, waren Reparaturteams des Elektrizitätswerks bei der Arbeit.
    Auf der Straße vor uns war momentan keinerlei Verkehr. So weit ich trotz der überhängenden Bäume sehen konnte, waren auch keine Fußgänger unterwegs.
    Punchinello und Lorrie folgten mir auf den Treppenabsatz.
    Die Taschenlampe hatte der wahnsinnige Clown im Haus gelassen. In den vielstufigen Schatten konnte ich sein Gesicht nicht klar erkennen.
    Das war wahrscheinlich gut so. Wäre ich in der Lage gewesen, ihn besser zu sehen, dann hätte ich aus seiner Miene die eine oder andere irrsinnige Absicht herausgelesen – und nicht gewusst, was ich damit anfangen sollte.
    Lorrie hingegen hätte ich lieber deutlicher gesehen. Erkennbar war, dass ihr Lächeln erstorben war. Meines ebenfalls.

    Zwischen einem aus Stein gemeißelten Geländer führten zehn Stufen zum Bürgersteig hinab. Sie sahen steil aus.
    »Ich glaube, ich muss die Schachteln einzeln zum Wagen tragen«, sagte ich. »Auf den Stufen da wird der Karren sicher hängen bleiben.«
    »Das wird er nicht«, beruhigte mich Punchinello. »Deshalb haben wir extra einen mit großen Rädern gekauft. Er wird problemlos hinunterrollen.«
    »Aber …«
    »Kaum noch sechs Minuten«, sagte er warnend. »Gib Acht, dass dir der Wagen nicht wegrutscht und das Geld herausfliegt. Das wäre … dumm.«
    Seine Ermahnung weckte den Tollpatsch in mir und war praktisch eine Garantie dafür, dass ich gleich flach auf dem Rücken auf dem Gehsteig liegen würde, bedeckt von drei Millionen Dollar.
    Ich stellte mich vor den Handkarren und zog ihn auf die Treppe. Dann ließ ich der Schwerkraft ihren Lauf und setzte den Körper ein, damit der Karren sich nicht beschleunigte. Wundersamerweise erreichte ich den Gehsteig ohne jede Katastrophe.
    Punchinello und Lorrie stiegen hinter mir herunter.
    Ich wusste nicht, ob ich ein Gebet zum Himmel senden sollte, dass irgendwelche Fußgänger auftauchten, oder ob es mir lieber war, allein gelassen zu werden. Punchinellos Stimmung war so labil, dass selbst eine unschuldige Begegnung zu weiteren Mordtaten führen konnte.
    Wo war ein genau gezielter fallender Safe, wenn man ihn wirklich und ehrlich brauchte?
    Ich schob den Karren zum Heck des Lieferwagens.
    Gerade einmal zweieinhalb Meter entfernt davon stand mein Dodge Daytona Shelby Z. Ein

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