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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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entschlossen, skrupellos und clever.«
    »Sehr richtig«, pflichtete ihr Oma bei. »Ich hab in einer Zeitschrift gelesen, dass vor zweitausend Jahren in Sizilien ein Raumschiff gelandet ist. Die Außerirdischen haben sich mit den Sizilianern vermischt – und deshalb sind die so taff.«
    »Was für eine dämliche Zeitschrift veröffentlicht denn so einen Blödsinn?«, fragte Dad.
    »Newsweek«, erwiderte Oma.
    »Einen derartigen Quatsch würde man bei Newsweek doch nie im Leben abdrucken!«
    »Tja«, sagte Oma, »hat man aber.«
    »Das hast du in einem von deinen hirnrissigen Boulevardblättern gelesen.«
    »In Newsweek.«
    Lächelnd trieb ich im Delta und hörte mir alles an.
    Tage vergingen, Wochen, Monate, und was schon immer klar gewesen war, blieb auch so: Man kann keine Pläne schmieden, um das Schicksal übers Ohr zu hauen.
    Verkompliziert wurde die Lage durch die Tatsache, dass wir schwanger waren.
    Ja, mir ist schon bewusst, dass manche es arrogant finden, wenn ein Mann in einem solchen Falle »wir« sagt. Schließlich
genießt er das Vergnügen der Empfängnis und die Freude der Elternschaft, aber von den Schmerzen dazwischen merkt er nichts. Im Frühling hatte jedoch meine Frau, die der Dreh- und Angelpunkt meines Lebens ist, vor der versammelten Familie freudestrahlend verkündet: »Wir sind schwanger!« Und sobald sie mir damit die Erlaubnis erteilt hatte, den Plural zu benutzen, tat ich das auch.
    Nachdem es uns gelungen war, das Datum der Empfängnis zu berechnen, hatte der Hausarzt uns erklärt, statistisch betrachtet werde die Geburt wahrscheinlich am achtzehnten oder neunzehnten Januar stattfinden.
    Wir waren sofort davon überzeugt, dass unser erstes Kind an dem Tag auf die Welt kommen würde, vor dem mein Großvater meinen Vater vor so langer Zeit gewarnt hatte: am Montag, dem neunzehnten.
    Mit einem Mal war der Einsatz so hoch, dass wir lieber aus dem Spiel ausgestiegen wären. Wenn man jedoch mit dem Teufel höchstpersönlich Poker spielt, steht keiner vom Tisch auf, bevor er es tut.
    Obwohl wir alle versuchten, uns nichts anmerken zu lassen, hatten wir so viel Angst, dass wir kein Abführmittel brauchten. Während die Zeit uns unerbittlich auf diese Begegnung mit dem Unbekannten zutrieb, waren die Hoffnung und die Kraft, die Lorrie und ich aus unserer Familie schöpften, wichtiger denn je.

25
    Da meine geliebte Frau imstande ist, mich derart auf den Arm zu nehmen – »Ich liebe jemand anderen« – , habe ich mir erlaubt, das auch mit euch zu tun.
    Schließlich habe ich meine Erzähltechnik in einer Familie gelernt, die Geschichten liebt und ein inniges Verständnis für den magischen Realismus des Lebens hat. Da kenne ich mich mit Tricks und Kniffen aus. Auch wenn ich in anderer Hinsicht ein wenig tollpatschig bin – bei der Beschreibung meines Lebens werde ich mein Bestes tun, um nicht mit dem Kopf im Eimer stecken zu bleiben wie Punchinello, und wenn die Nummer mit der Maus in der Hose kommt, wird mich das Publikum nicht ausbuhen, da bin ich mir ziemlich sicher.
    Anders gesagt, haltet durch! Was tragisch aussieht, könnte beim zweiten Blick komisch sein, und was komisch ist, treibt einem später vielleicht Tränen in die Augen. Wie das Leben selbst.
    Um also kurz zurückzublenden: Ich stand in jener Novembernacht des Jahres 1994 in der Küche meiner Eltern, lehnte mich an einen Unterschrank, um mein eingegipstes Bein zu entlasten, und erklärte Lorrie, ich sähe zwar nicht gerade toll aus und sei womöglich träge, langweilig, redselig und wenig abenteuerlustig, hoffte jedoch, dass sie mir selig in die Arme sinken werde. Und sie sagte: »Ich liebe jemand anderen.«
    Ich hätte ihr ein schönes Leben wünschen können. Ich hätte meinen quietschenden Gehwagen aus der Küche schieben, mich die Treppe hoch schleppen, in meinem Zimmer verkriechen und mich mit einem Kissen ersticken können.

    Das jedoch hätte bedeutet, Lorrie weder in diesem Leben noch im nächsten je wiederzusehen, und diese Aussicht fand ich unerträglich. Und was wäre dann eigentlich mit den restlichen Prophezeiungen gewesen?
    Außerdem hatte ich noch nicht genügend feines Gebäck verschmaust, um bereit zu sein, diese Welt gegen eine einzutauschen, in der die Existenz von Zucker theologisch nicht garantiert werden kann.
    Entschlossen, wie ein stoischer Verlierer zu klingen, der nicht daran dachte, sich mit seinem Kopfkissen zu ersticken, wiederholte ich mit bemüht ruhiger Stimme: »Jemand anderen?«
    »Er ist

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