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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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ein unerschütterlicher Optimist geworden. Doch bevor die Nacht vorüber war, würde ich einen Preis für meinen Optimismus zahlen …
    Im Umkleideraum zwischen Garage und Küche schlüpfte ich aus den Schuhen und zog rasch dicke Winterstiefel an. Ich riss meinen wasserdichten Thermo-Parka vom Wandhaken und fuhr hinein.
    Als ich mit Lorries Parka in die Küche kam, sah ich sie stöhnend am Kühlschrank stehen.
    »Wenn ich mich bewege, sind die Schmerzen schlimmer, als wenn ich stillstehe oder mich hinsetze«, sagte sie.
    »Du brauchst ja nur zum Wagen rauszugehen«, beruhigte ich sie. »Im Krankenhaus besorge ich dir einen Rollstuhl.«
    Nachdem ich ihr auf den Beifahrersitz geholfen und sie angeschnallt hatte, ging ich kurz in den Umkleideraum zurück. Von dort aus schaltete ich das Licht im ganzen Haus aus, dann zog ich von außen die Tür zu und schloss ab.
    Die 9-mm-Pistole hatte ich keineswegs vergessen, dachte aber, dass ich sie jetzt wohl kaum brauchen würde.
    Der zweite meiner fünf schrecklichen Tage lag noch eine Woche in der Zukunft. Angesichts der bisherigen Treffsicherheit meines Opas kam mir nicht in den Sinn, er könnte sich bezüglich des zweiten Datums womöglich geirrt oder nur fünf von sechs schrecklichen Tagen vorhergesagt haben.

    Als ich mich ans Lenkrad setzte, sagte Lorrie: »Ich liebe dich mehr als allen Streuselkuchen und Gugelhupf auf der Welt.«
    Meine Erwiderung kam wie aus der Pistole geschossen: »Und ich liebe dich mehr als Crème brulée und Tarte aux Limettes.«
    »Liebst du mich auch mehr als Mungobohnenpudding?«, fragte Lorrie.
    »Doppelt so sehr.«
    »Ich bin eine glückliche Frau.« Während das Rolltor sich rumpelnd hob, zuckte sie unter einer neuen Kontraktion zusammen. »Es ist ein Junge, glaube ich.«
    Sie hatte zwar einen Ultraschall machen lassen, um sich zu vergewissern, dass das Baby gesund war, aber sein Geschlecht hatten wir nicht wissen wollen. Ich bin sehr für die Technik, aber nicht da, wo sie dem Leben die schönsten Überraschungen nimmt.
    Ich lenkte den Wagen auf die Einfahrt und sah, dass Wind aufgekommen war. Es war zwar nur eine leichte Brise, doch die trieb den dichten Schnee durch die Scheinwerferkegel und verhüllte die Nacht mit bauschigen Schleiern.
    Unser Haus stand an der Hawksbill Road, einer zweispurigen Landstraße, die Snow Village mit der gleichnamigen Ferienanlage verband. Diese Anlage, in der Dad und ich arbeiteten, lag eineinhalb Meilen weiter nördlich, der Stadtrand fünf Meilen im Süden.
    Momentan war die Straße in beiden Richtungen leer. Nur Schneepflüge, leichtsinnige Narren und Schwangere waren in derart miesem Wetter unterwegs.
    Entlang der Hawksbill Road hatte man nicht viele Häuser gebaut. Das Gelände links und rechts vom Straßenrand war großteils steil und felsig, sodass es sich nicht dazu eignete.
    Auf dem kleinen, flacheren Fleck, wo wir wohnten, standen fünf Häuser auf großen Grundstücken, drei auf unserer Straßenseite, zwei auf der anderen, im Osten.

    Mit den Bewohnern von vier dieser Häuser verstanden wir uns gut. In dem fünften, das uns direkt gegenüber stand, wohnte Nedra Lamm, die seit Jahrzehnten als lokale Berühmtheit galt.
    In Nedras Vorgarten stand ein halbes Dutzend zweieinhalb Meter hohe Totempfähle, die sie aus Baumstämmen geschnitzt und mit Hirschgeweihen verziert hatte. Die grotesken Objekte waren zur Straße hin ausgerichtet und drohten unwillkommenen Besuchern allerhand dämonisches Ungemach an.
    Nedra Lamm war eine Einsiedlerin mit Humor. Auf der Fußmatte vor ihrer Haustür stand nicht WILLKOMMEN, sondern HAUT AB!
    Durch den herabfallenden Schnee konnte ich ihr Haus kaum sehen. Wie eine fahle Silhouette stand es in der noch fahleren Landschaft da.
    Während ich den Wagen zur Landstraße lenkte, fiel mir auf, dass sich an Nedras Haus etwas tat. Aus dem dunklen Loch der offenen Garage kam ein Fahrzeug herausgeschossen, das aus der Entfernung zuerst wie ein großer Pritschenwagen mit ausgeschalteten Scheinwerfern aussah.
    Seit über achtunddreißig Jahren fuhr Nedra einen Plymouth Valiant, Baujahr 1960, womöglich das hässlichste Auto, das je in Detroit gebaut wurde. Sie pflegte es wie einen Klassiker des Automobildesigns, sodass es aussah wie frisch vom Händler.
    Als der herannahende Wagen das Ende der Einfahrt erreichte und durchs Schneegestöber auf die Landstraße raste, identifizierte ich ihn als einen schwarzen Hummer, die Zivilausführung des militärischen Geländewagens Humvee. Groß,

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