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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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beschleunigte, wurde der Hummer im Rückspiegel kleiner, holte jedoch fast augenblicklich wieder auf.
    In derart heftigen Schneestürmen war gelegentlich die Polizei unterwegs, um Ausschau nach gestrandeten Fahrzeugen zu halten. Sie tat das mit Geländewagen, die mit Schneepflügen, Seilwinden und mehreren Thermosflaschen mit heißem Kaffee ausgerüstet waren. Mit etwas Glück mussten wir also nicht bis zum Stadtrand warten, um Hilfe zu finden. Inständig flehte ich eine Patrouille herbei.
    Hinter uns flammten plötzlich die Suchscheinwerfer auf dem Dachständer des Hummers auf, bohrten sich in unseren Wagen und strahlten uns so hell an, als stünden wir auf einer Bühne.
    Der Kerl konnte doch unmöglich gleichzeitig fahren und mit seiner Flinte zielen! Trotzdem stellten sich mir die Nackenhaare auf.
    Wir kamen zu einem Abschnitt, wo von der Zeit abgeschliffene Felsformationen sich am westlichen Straßenrand entlang dem mörderischen Wind entgegenstellten, der von Osten her heranheulte. An dieser Barriere hatte sich eine Schneewehe gebildet, die zwar von West nach Ost kleiner wurde, aber dennoch die ganze Straßenbreite versperrte.
    Wie ein geschickter Taschenspieler täuschte der Sturm das Auge mit allen Mitteln, die ihm zur Verfügung standen. Einerseits blendete das Schneegestöber, andererseits erzeugte es den falschen Eindruck einer normalen Bodenwelle. Weiß auf weiß in weiß modelliert, war die Schneewehe so perfekt getarnt, dass sie aussah wie eine sanfte Erhöhung des Straßenpflasters.

    Bevor ich bremsen konnte, sah ich mich einer weichen, knapp einen Meter hohen Wand gegenüber. Als wir hineinrauschten, verloren wir sofort ein Drittel unserer Geschwindigkeit.
    Lorrie schrie auf, als wir in die Gurte gedrückt wurden. Ich hoffte inständig, dass die Wucht hauptsächlich vom Schultergurt aufgefangen worden war und nicht von dem am Bauch.
    Sobald sich die Vorderräder in die Schneewehe gebohrt hatten, fraßen sie sich hinein und versuchten, sie zu überwinden. Frisch komprimierter Schnee schabte am Fahrgestell entlang. Nachdem der Wagen rasch noch mehr an Geschwindigkeit verloren hatte, kämpfte er sich mühsam vorwärts. Ein Rad drehte durch, drei griffen, und ich dachte schon, wir würden es schaffen, doch dann starb der Motor ab.

28
    Wenn man eine gemütliche Spazierfahrt durch die Gegend macht und mehr als genug Zeit hat, um mit solchen Problemen fertig zu werden, stirbt der Motor natürlich nie ab. Nein, das tut er nur, wenn man inmitten eines Schneesturms seine schwangere Frau ins Krankenhaus fährt, verfolgt von einem Killer in einem Geländewagen, der so groß ist wie ein Schlachtschiff.
    Das beweist etwas. Vielleicht, dass das Leben einen Plan hat, auch wenn dieser nur schwer zu verstehen ist. Vielleicht, dass es ein Schicksal gibt. Vielleicht aber auch nur, dass man in der Nähe eines Krankenhauses wohnen sollte, wenn die bessere Hälfte ein Kind erwartet.
    Während ich über mein Leben schreibe, habe ich manchmal das merkwürdige Gefühl, dass jemand mein Leben schreibt, während ich es lediglich skizziere.
    Falls Gott also ein Autor sein sollte und das Universum der größte Roman, der je geschrieben wurde, dann meinen wir zwar wahrscheinlich alle, wir seien die Hauptfigur der Geschichte, aber in Wirklichkeit sind wir – wie jeder andere Mensch auf Erden – jeweils nur einer von zahllosen Nebendarstellern in unzähligen Handlungssträngen. Was mit Nebendarstellern geschieht, ist ja bekannt. Nur allzu oft kommen sie im dritten, im zehnten oder meinetwegen auch im fünfunddreißigsten Kapitel ums Leben. Ein Nebendarsteller muss also immer auf der Hut sein und sich öfter mal vergewissern, was hinter seinem Rücken vor sich geht.

    Als ich mich dort auf der Hawksbill Road umschaute, sah ich, dass der Hummer kaum vier Meter hinter uns zum Stehen gekommen war. Der Fahrer war allerdings nicht gleich ausgestiegen.
    »Wenn wir aussteigen, erschießt er uns«, sagte Lorrie.
    »Wahrscheinlich.«
    Ich drehte den Zündschlüssel und trat rhythmisch aufs Gaspedal. Das gequälte Geräusch des Anlassers und das Rumpeln des Motors gaben keinen Anlass zur Hoffnung.
    »Wenn wir sitzen bleiben, erschießt er uns auch«, fügte Lorrie hinzu.
    »Wahrscheinlich.«
    »Scheiße.«
    »Aber ehrlich.«
    Langsam kam der Hummer näher. Die Scheinwerfer auf dem Dach waren nun voll auf unseren Wagen gerichtet; sie blendeten uns, während die Straße vor uns im Dunkel versank.
    Um den Motor nicht absaufen zu lassen, machte

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