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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Abhang standen, der weder sanft noch unbezwingbar steil war. Mit hohen Kiefern bewachsen, verschwand er in der winterlichen Dunkelheit, in die das Licht der Scheinwerfer nicht vordrang.
    Kaum hatten wir begonnen, uns darauf zuzubewegen, trat ich sofort aufs Bremspedal. Wir konnten nun sehen, worauf wir zusteuerten, aber eigentlich wollte ich ja gar nicht dorthin.
    Der Hummer stieß zurück, zweifellos, um Schwung zu holen und uns von hinten zu rammen. So, wie wir nach unten geneigt dastanden, würde es ihm womöglich gelingen, uns mit einem Salto in den Wald zu befördern.
    Ich hatte keine Wahl. Bevor er uns rammen konnte, ging ich vorsichtig von der Bremse.
    »Halt dich fest«, sagte ich zu Lorrie.
    Die eingelegte Automatik und die Schwerkraft zogen uns endgültig vom Bankett hinab in die Tiefe.

29
    Um dem Mann mit dem Gewehr zu entkommen, gab es nur den Weg hinab. Dosiert trat ich immer wieder auf die Bremse, um die Talfahrt unter Kontrolle zu halten.
    Die gerissene Schneekette löste sich vom Rad. Bis auf das Brummen des Motors und das leise Klirren der anderen Ketten hörten wir danach nur noch das Knirschen des Schnees unter den Rädern.
    Dies war ein Waldstück mit uralten, riesigen Bäumen, deren hohe Äste sich so dicht zu einer schützenden Kuppel verflochten, dass der Schnee hier nur etwa dreißig Zentimeter tief war, stellenweise noch weniger. Da aus demselben Grund nur wenig Sonnenlicht den Boden erreichte, gab es kaum hinderliches Unterholz, und die tiefsten Äste waren hoch über uns.
    Die Bäume standen hier nicht so dicht wie in jüngeren, aufstrebenden Wäldern. Gierig nach Licht, hatten die sich ausbreitenden Baumriesen alle neuen Triebe unterdrückt, die als Schösslinge verkümmert waren.
    Die eindrucksvollen Stämme der Kiefern, die sich mit einzelnen Gruppen von Fichten abwechselten, erinnerten mich mit ihrem ebenmäßigen Wuchs und ihrer gefurchten Rinde an gerillte Säulen, die das vielfach gewölbte Dach einer Kathedrale trugen. Dieser Dom bot jedoch weder Körper noch Geist Wärme und neigte sich zur Seite wie ein sinkendes Schiff.
    Solange ich unsere Geschwindigkeit kontrollieren konnte, war ich in der Lage, den Wagen zwischen den Bäumen hindurchzulenken. Irgendwann würden wir ans Ende des Abhangs
kommen, in ein Tal, vielleicht auch nur in eine enge Schlucht. Dort konnte ich mich nach Norden oder Süden wenden und hoffen, auf einen Waldweg zu stoßen, der uns aus der Wildnis herausführte.
    Den Hang, den wir hinunterrollten, wieder zu erklimmen, war unmöglich. Mit dem Schnee und dem Gelände wäre der Vierradantrieb möglicherweise fertig geworden, aber die steile Neigung hätte jedem Versuch rasch ein Ende bereitet, schon weil der Motor in der dünnen Luft verhungert wäre.
    Unsere Hoffnung, der verzweifelten Lage zu entrinnen und zu überleben, hing also ganz davon ab, ob wir unversehrt unten ankamen. Wenn der Wagen uns keinen Strich durch die Rechnung machte, hatten wir eine Chance.
    Obwohl ich nie Ski fahren gelernt hatte, musste ich nun wie ein Skifahrer beim Slalom denken, während ich den Wagen in Schlangenlinien durch das Labyrinth aus Bäumen steuerte. Scharfe Kurven, wie Slalomfahrer sie an den Torstangen machen, kamen allerdings nicht in Frage, sonst hätten wir uns überschlagen. Ideal waren sanfte, breite Schwünge, was an jedem Hindernis rasche Entscheidungen erforderte. Gleichzeitig musste ich die weiter vor uns liegende Situation räumlich einschätzen, um während eines Manövers schon das nächste vorauszuplanen.
    Es zeigte sich, dass diese Aufgabe wesentlich schwieriger war, als eine Eiercreme exakt so lange zu kochen, bis sie die richtige Konsistenz hatte.
    »Jimmy, Felsen!«
    »Schon gesehen.«
    »Da liegt ein Baumstamm!«
    »Links vorbei.«
    »Bäume!«
    »Alles klar.«

    »Die Lücke ist zu eng!«
    »Das schaffen wir.«
    Gesagt, getan.
    »Nicht schlecht«, sagte Lorrie.
    »Leider hab ich mir dabei in die Hosen gemacht.«
    »Wo hast du eigentlich fahren gelernt?«
    »Mit den alten Steve-McQueen-Filmen.«
    Leider konnte ich dem kontrollierten Absturz nicht entgehen, indem ich einfach am Hang entlang fuhr. An manchen Stellen sah dieser nämlich so steil aus, dass unser Wagen seitlich umgekippt wäre. Deshalb schöpfte ich das bisschen Hoffnung, das ich in dem Wort kontrolliert entdecken konnte.
    Wenn der Wagen beschädigt wurde und wir ihn verlassen mussten, würde unsere Lage praktisch unerträglich werden.
    In ihrem Zustand hätte Lorrie selbst in weniger

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