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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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schnell und wegen seines Vierradantriebs unbeeindruckt von Schnee und Eis, bog der Hummer weder nach links noch nach rechts ab, sondern überquerte, noch immer ohne Licht, die Straße und hielt direkt auf uns zu.

    »Was hat der denn vor?«, fragte Lorrie.
    Um einen Zusammenstoß zu vermeiden, bremste ich und hielt an.
    Schlitternd kam der Hummer quer auf unserer Einfahrt zum Stehen und versperrte uns den Weg.
    Die Fahrertür ging auf. Ein Mann stieg aus. In der Hand hatte er ein Gewehr.

27
    Der Mann war groß und breitschultrig und trug eine lange, mit Schaffell gefütterte Lederjacke, die ihn noch wuchtiger erscheinen ließ. Auf dem Kopf hatte er eine Wollmütze, die er über die Ohren und tief in die Stirn gezogen hatte.
    Weitere modische Details fielen mir nicht auf, weil ich auf das Gewehr starrte, das weniger wie eine Jagdflinte als wie eine militärische Waffe mit Stangenmagazin aussah. Kaum vier Meter von uns entfernt, trat er vor den Hummer und hob die Waffe – entweder um uns einzuschüchtern oder um uns umzubringen.
    Einen normalen Bäcker hätten diese Vorgänge womöglich verwirrt und gelähmt, doch ich war aktionsbereit.
    Noch während der Mann die Waffe hob, trat ich das Gaspedal durch. Er hatte angefangen, nicht ich, deshalb hatte ich keine Hemmungen, mit brutaler Gewalt zu reagieren. Ich hatte vor, ihn zwischen den beiden Fahrzeugen zu zermalmen.
    Als dem Mann klar wurde, dass er mir zwar eine Kugel zwischen die Augen jagen, aber meinen Wagen dadurch nicht aufhalten konnte, ließ er die Waffe fallen und hechtete auf die Kühlerhaube des Hummers. Die Behändigkeit, die er dabei zur Schau stellte, wies darauf hin, dass seine Familie eindeutig vom Affen abstammte.
    Noch während er nach dem Scheinwerfergestell über der Windschutzscheibe griff, vielleicht um sich aufs Dach zu ziehen, riss ich das Steuer nach rechts, um eine inzwischen sinnlose Kollision zu vermeiden. Die Stoßstange unseres Wagens schrammte
an der Seite des Hummers entlang; Metall kreischte und tanzende Funken verglühten im fallenden Schnee; und dann waren wir vorbei.
    Ich lenkte den Wagen quer über den Rasen, dankbar dafür, dass der Boden unter dem Schnee schon seit Wochen so hart gefroren war wie Straßenpflaster. Im Schlamm würden wir also nicht stecken bleiben.
    »Was war das denn?«, fragte Lorrie.
    »Keine Ahnung.«
    »Kennst du den?«
    »Ich glaube nicht. Aber ich hab sein Gesicht nicht richtig gesehen. «
    »Ich will sein Gesicht erst gar nicht richtig sehen!«
    Die herabhängenden Äste unserer gewaltigen Himalajazeder waren mit Schnee beladen. Wie ein weißer Schemen ragte der Baum vor dem weißen Hintergrund auf, verschleiert vom dicht fallenden Schnee. In letzter Sekunde riss ich das Steuer nach links, um einem frontalen Aufprall auf den Baumstamm zu entgehen.
    Einen Augenblick dachte ich, der Wagen würde sich überschlagen, doch das tat er nicht. Wir brachen durch herabhängende Äste, die am Dach und an der Beifahrerseite entlangschabten. Schneekaskaden fielen von der Zeder auf die Windschutzscheibe, sodass ich nichts mehr sehen konnte.
    Wahrscheinlich hatte sich der Mann mit dem Gewehr schon, während wir an ihm vorbeigedonnert waren, von seinem Wagen gerollt und wieder die Waffe ergriffen. Ich würde die Kugel nicht einmal hören, wenn sie die Heckscheibe zerbersten ließ, sich durch die Kopfstütze bohrte und mir den Schädel zerschmetterte. Oder den von Lorrie.
    Mein Herz fühlte sich an, als würde es sich zur Faust ballen, in den Schlund schieben und dort mit solcher Kraft schlagen, dass ich kaum mehr schlucken konnte.

    Ich schaltete die Scheibenwischer ein, vorne und hinten. Während wir auf die Straße zurollten, fegten sie den Schnee weg und schoben die Nacht wieder an Ort und Stelle. Mit einem heftigen Ruck überquerten wir den flachen Straßengraben und schwenkten nach rechts auf die nach Süden führende Fahrspur ein.
    »Alles in Ordnung?«, fragte ich.
    »Pass auf die Straße auf. Mir geht’s blendend.«
    »Was ist mit dem Baby?«
    »Das ist stocksauer – schließlich hat gerade jemand versucht, seine Mama umzulegen.«
    Lorrie drehte sich auf ihrem Sitz so weit um, wie es der Sicherheitsgurt und ihr Zustand zuließen, und spähte zum Haus zurück.
    Im Rückspiegel sah ich nur die leere Landstraße direkt hinter uns. Der Luftstrom, den wir hinterließen, peitschte das Schneegestöber zu waagrechten Spiralen, in denen sich der Schein der Rücklichter brach.
    »Siehst du was?«, fragte ich.
    »Er

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