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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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schwierigem Gelände nicht meilenweit marschieren können. Sie trug nicht einmal Stiefel, nur Turnschuhe.
    Unsere Parkas boten uns zwar Schutz, aber keiner von uns trug Thermo-Unterwäsche. In meiner Jackentasche steckten ungefütterte Lederhandschuhe, Lorrie hatte gar keine Handschuhe dabei.
    Draußen war es bestenfalls sechs Grad unter null. Wenn die Rettungsmannschaften uns fanden – falls sie das vor dem Frühling schafften –, waren wir so tiefgefroren wie ein Mastodon im Polareis.
    »Jimmy, pass auf!«
    »Darauf kannst du wetten.«
    Ich lenkte den Wagen um eine weitere Felsformation und sah auf unserem Weg einen umgestürzten Baum liegen. Er musste schon vor langer Zeit abgestorben sein, denn alle Nadeln und die meisten kleineren Zweige waren verfault. Übrig geblieben war der Stamm, der einen Durchmesser von gut einem Meter hatte.
    Auch Lorrie hatte das Hindernis gesehen, doch sie schrie nicht auf, sondern stützte sich nur ab.
    Es kam, was kommen musste. Der Aufprall tat unserem Wagen zwar nicht gut, schadete ihm aber auch nicht so sehr, wie ich erwartet hatte. Wir wurden aus unseren Sitzen gehoben und testeten die Sicherheitsgurte, aber mit weniger Wucht als in dem Augenblick, als wir uns oben auf der Straße in die Schneewehe gebohrt hatten.
    Offenbar war der Baumstamm von Würmern, Käfern und der Fäulnis ausgehöhlt worden. Er war nur noch eine Hülle mit weichem, brüchigem Holz unter der Rinde.
    Statt unseren Wagen in Schrott zu verwandeln, bremste die Kollision ihn deshalb nur ab. Um die Vorderachse musste sich Rinde oder etwas Ähnliches gewickelt haben, das für Reibung sorgte und uns noch langsamer machte.
    Mitten in der Bewegung begannen wir uns zu drehen. Nutzlos glitt das Lenkrad durch meine Hände. Dann rutschten wir mit hangaufwärts gerichteten Scheinwerfern blindlings rückwärts weiter. Es war genau das Schicksal, das mir Angst eingejagt hatte, als der Hummer damit beschäftigt gewesen war, uns an den Straßenrand zu drängen.

30
    Glücklicherweise rutschten wir nicht weit genug, um wieder an Fahrt zu gewinnen. Die linke hintere Stoßstange rasierte einen Baum. Seitwärts prallten wir an einen zweiten Baum, und dann blieb das Heck des Wagens zwischen den beiden Stämmen stecken. Wir standen still.
    »Gut gemacht«, sagte Lorrie trocken.
    »Alles klar?«
    »Bin schwanger.«
    »Wehen?«
    »Erträglich.«
    »Immer noch unregelmäßig?«
    Lorrie nickte. »Gott sei Dank.«
    Ich schaltete die Scheinwerfer aus. Man konnte der Spur, die wir hinterlassen hatten, zwar problemlos folgen, aber es kam mir wenig ratsam vor, unseren geheimnisvollen Angreifer auch noch dabei zu unterstützen, uns rasch wiederzufinden.
    Unter dem Baldachin aus Nadelbäumen herrschte tiefe Dunkelheit. Obgleich wir bestimmt nur knapp hundert Meter weit gerutscht waren, kam es mir so vor, als hätten wir uns unendlich weit von der Landstraße entfernt und noch weiter von jedem Hoffnungsschimmer, nach oben zu gelangen und den Himmel wiederzusehen.
    Obwohl ich kein Benzin roch, was darauf hinwies, dass weder der Tank noch die Kraftstoffleitungen beschädigt worden waren, und obwohl es wichtig war, das Wageninnere so warm zu halten wie möglich, stellte ich den Motor ab. Wenn unser Verfolger unsere
Scheinwerfer nicht mehr sah, hätte er sonst versuchen können, sich nach dem Geräusch zu richten.
    Ich wollte ihn dazu zwingen, selbst Licht zu benutzen und dadurch seinen Standort zu verraten, wenn er zu uns herunterkam.
    Er würde zu Fuß kommen müssen. Wenn er mit dem Wagen kam, konnte er sich nicht darauf verlassen, dass der Hummer den steilen Abhang wieder erklimmen konnte, vor allem wegen der dünneren Luft in dieser großen Höhe. Deswegen würde er das gar nicht erst riskieren.
    »Verriegle die Türen, wenn ich draußen bin«, sagte ich.
    »Wo willst du hin?«
    »Ihn überrumpeln.«
    »Nein. Lass uns weglaufen.«
    »Das schaffst du nicht.«
    Lorrie schaute niedergeschlagen drein. »Scheiße.«
    Mein beruhigendes Lächeln muss ziemlich verzerrt gewesen sein. »Muss los.«
    »Ich hab dich lieb.«
    »Mehr als Mungobohnenpudding.«
    Als ich ausstieg, leuchtete verräterisch die Innenbeleuchtung auf, ging aber gleich aus, als ich so leise wie möglich die Fahrertür zudrückte.
    Lorrie beugte sich vor und drückte die Taste für die Zentralverriegelung.
    Ich brauchte einen Augenblick, um mich zu vergewissern, dass die Bäume den Wagen am Abrutschen hinderten. Keine der Hintertüren ließ sich öffnen. Es bestand keine Gefahr,

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