Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
Vom Netzwerk:
ich eine Pause.
    »Ich hab meine Handtasche vergessen«, sagte Lorrie.
    »Die holen wir jetzt aber nicht mehr.«
    »Ich wollte bloß sagen … diesmal hab ich nicht einmal eine Nagelfeile.«
    Als der Hummer uns fast erreicht hatte, scherte er auf die andere Fahrspur aus und begann, einen Bogen um uns zu schlagen.
    Den Blick auf die Hand gerichtet, mit der ich den Schlüssel umklammerte, versuchte ich wieder, den Motor anzulassen. Ich wagte es nicht, den Kopf zu heben, nicht weil ich mich vor dem Hummer fürchtete, sondern weil der Anblick der unablässig fallenden Schneeflocken in mir eine verhängnisvolle Vorstellung weckte. Ich fühlte mich vom Wind getragen wie der Schnee, dem sich ständig verändernden Luftstrom unterworfen und unfähig, einen eigenen Kurs zu steuern.
    »Was tut er da?«, überlegte Lorrie.

    Ich wusste nicht, was er da tat, deshalb konzentrierte ich mich auf den Schlüssel, und fast wäre der Motor angesprungen.
    »Jimmy, wir müssen weg hier«, drängte Lorrie.
    Nicht absaufen lassen, schärfte ich mir ein. Versuch nicht, es zu erzwingen. Warte, bis der Funke zündet.
    »Jimmy!«
    Der Motor sprang an, heulte auf.
    Inzwischen befand sich der Hummer neben uns, nicht parallel, sondern in einem Fünfundvierzig-Grad-Winkel. Eine Handbreit von meiner Tür entfernt glänzte die vordere Stoßstange, so hoch wie die Unterkante meines Fensters, und versperrte mir den Ausweg.
    Aus der Nähe sah das Ding geradezu riesig aus, nicht zuletzt, weil es mit übergroßen Reifen ausgerüstet war. Womöglich hatte der Fahrer vor, an einer Monster-Truck-Rallye teilzunehmen.
    Langsam quälte unser Wagen sich vorwärts, wühlte sich in die Schneewehe und begann, sie zu überwinden, doch der Hummer verfolgte uns, bis er sich schräg in unsere Seite bohrte. Auf das metallische Knacksen des Aufpralls folgte das Kreischen geschundenen Blechs.
    Größer und stärker als unser Wagen, begann der Hummer diesen seitwärts auf die Felsformation am westlichen Straßenrand zuzuschieben. Dabei bewegten sich beide Fahrzeuge weiterhin im Schneckentempo vorwärts.
    Ich spähte aus dem Seitenfenster und versuchte, hinter der Windschutzscheibe des Hummers das Gesicht des Fahrers zu erkennen, als hätte dessen Gesichtsausdruck irgendwie erklären können, warum . Vom grellen Licht der oberen und unteren Scheinwerfer geblendet, sah ich jedoch gar nichts.
    Eine unserer Schneeketten riss, ohne sich vom Reifen zu lösen. Krachend schlug das lose Ende an Radkasten und Fahrgestell. Die harten Schläge hörten sich an wie Schüsse.

    Ich schaffte es einfach nicht, gleichzeitig die Schneewehe zu überwinden und den Wagen zu beschleunigen, um meinem Gegner zu entkommen.
    Als ich schon völlig am Rand der Verzweiflung war, ließ der Widerstand plötzlich nach, und ich merkte, dass wir die Schneewehe hinter uns gelassen hatten. Auf einmal hatte ich wieder Hoffnung.
    Von seiner höheren Warte aus hatte unser Gegner offenbar vorausgesehen, was geschehen würde, und im allerletzten Augenblick das Gaspedal durchgetreten. Im selben Moment, als wir einen Sprung vorwärts machten, tat das auch der Hummer und drängte sich dabei noch enger an uns.
    Inzwischen hatten wir die ungewöhnliche Felsformation im Westen hinter uns gelassen. Schräg vor uns erstreckte sich ein bewaldeter Abhang.
    Lorrie hatte schlechte Neuigkeiten: »Da ist keine Leitplanke!« Unser Wagen war so weit zur Seite gedrängt worden, dass er die Fahrbahn bestimmt schon halb verlassen hatte und sich nun auf dem Bankett befand. Als ich versuchte, an unserem Gegner vorbei zu beschleunigen, um wieder die Straße zu erreichen, wurden wir gegen den Uhrzeigersinn zur Seite gedrängt. Wenn das so weiterging, würden wir den Abhang hinunterstürzen – eine entsetzliche Vorstellung.
    Ich ging vom Gas. Das veränderte die physikalische Gleichung, wodurch unser Wagen sich ein Stück weit im Uhrzeigersinn drehte und aufrichtete.
    Zu spät. Das rechte Vorderrad sackte ab, und ich wusste, wir waren an den äußersten Rand des Banketts gedrängt worden. Da der Hummer erbarmungslos weiterschob, würde unser Wagen gleich umkippen, sich überschlagen und ins Dunkel stürzen.
    Gegen meinen Instinkt riss ich das Steuer nach rechts auf den Abhang zu. Lorrie kam das wohl wie blanker Selbstmord vor,
doch ich hoffte, den Hummer benutzen zu können, statt gegen ihn anzukämpfen. Knapp vor der Böschung drehten wir uns um neunzig Grad von unserem Angreifer weg, bis wir frontal vor einem langen, schneebedeckten

Weitere Kostenlose Bücher