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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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kommt.«
    »Wir sind schneller.«
    »Ehrlich?«
    Der Hummer besaß einen stärkeren Motor als unser SUV. Weil der Killer keine Schwangere an Bord hatte, würde er wahrscheinlich ein größeres Risiko eingehen und alles aus seinem Fahrzeug herausholen.
    »Ruf die Polizei an«, sagte ich.
    Das Handy lag in dem Becherhalter am Armaturenbrett und war zum Aufladen in den Zigarettenanzünder eingesteckt. Lorrie riss es heraus, schaltete es an und gab ein ungeduldiges Geräusch von sich, während sie darauf wartete, dass das Logo des Providers und die Begrüßungsfloskeln verschwanden.
    Im Rückspiegel tauchten Scheinwerfer auf. Sie lagen höher
über der Straße als die Lichter eines normalen Geländewagens. Der Hummer.
    Lorrie tippte die Notrufnummer ein. Sie wartete, lauschte, drückte auf Aus und gab die drei Ziffern noch einmal ein.
    1998 war das Mobilfunknetz auf dem Land noch nicht so gut ausgebaut wie heute, gerade einmal sieben Jahre später. Außerdem störte das Schneetreiben das Signal.
    Der Hummer hatte uns schon fast eingeholt. Er war noch etwa zwanzig Meter hinter uns, ein Fahrzeug mit einer unangenehmen Persönlichkeit, bullig und kampflustig.
    Ich musste abwägen, welches Risiko für Mutter und Baby schlimmer war: mit meinem Wagen in diesem grässlichen Wetter bis an die Grenze zu gehen oder abzuwarten, ob der Hummer uns einholen konnte.
    Wir fuhren bereits vierzig Meilen, zu schnell für solche Bedingungen. Der Schnee verbarg die Fahrbahnmarkierung, sodass ich nicht erkennen konnte, wo das Pflaster endete und das Bankett begann.
    Da ich die Straße in- und auswendig kannte, wusste ich, dass das westliche Bankett an manchen Stellen breit, an anderen schmal war. Die steilsten Abhänge dahinter waren mit Leitplanken versehen, aber einige der ungeschützten Böschungen waren immer noch so steil, dass wir uns womöglich überschlagen hätten, wenn wir mehr als einen halben Meter von der Straße abgekommen wären.
    Ich beschleunigte auf fünfzig, und der Hummer verschwand im dichten Schneetreiben wie ein Geisterschiff im Nebel.
    »Verdammtes Telefon«, sagte Lorrie.
    »Versuch’s einfach weiter.«
    Unversehens wurde die Nacht stürmisch. Im Osten der Hawksbill Road ragte eine schroffe Bergkette auf. Bei manchen Unwettern kam der Wind von den Hängen herab, wurde auf dem Weg ins Tal stärker und beutelte den Straßenverkehr.

    Höhere Fahrzeuge, zum Beispiel große Lastzüge und Wohnmobile, wurden auf dieser Route gelegentlich vom Seitenwind umgeworfen, wenn der Fahrer die Warnungen der Verkehrspolizei ignorierte. Solche Böen schüttelten uns und erschwerten meine Bemühungen, den Wagen dort zu halten, wo ich die Fahrbahn zu erkennen glaubte.
    Fieberhaft zermarterte ich mir das Hirn nach einer Strategie, die besser war als diese blinde Flucht. Mir fiel nichts ein.
    Inzwischen stöhnte Lorrie immer lauter und sog mit zusammengebissenen Zähnen die Luft ein. »Ach, Baby«, sagte sie zu unserem Ungeborenen, »bitte lass dir Zeit. Keine Eile, Baby, keine Eile!«
    Aus dem glitzernden weißen Strudel hinter uns tauchte wieder der Hummer auf, so groß, schwarz und grell wie ein von Dämonen besessenes Fahrzeug in einem schlechten Horrorfilm.
    Wir waren noch keine Meile weit gekommen. Das hieß, die ersten Häuser von Snow Village waren noch über vier Meilen weit entfernt.
    Die Schneeketten klimperten abwechselnd auf freiem Asphalt und wühlten sich knirschend und kreischend über vereiste Stellen. Trotz der Ketten und des Vierradantriebs wäre jedes Tempo über fünfzig Meilen der reine Wahnsinn gewesen.
    Im Rückspiegel loderten grell die Scheinwerfer des Hummers. Lorrie hatte keinen Erfolg mit dem Telefon. Sie machte eine rüde Bemerkung über den Provider, und ich teilte ihre Gefühle.
    Zum ersten Mal während dieser Verfolgungsjagd konnte ich das tiefe Grollen des Hummers vom Motorengeräusch unseres Wagens unterscheiden. Es war nur eine Maschine, die unfähig zu irgendwelchen bösen Absichten war, und doch klang sie unheilvoll.
    Obwohl es äußerst riskant war, noch schneller zu fahren, durfte ich es nicht zulassen, dass unser Verfolger uns von hinten rammte. Auf dem schneeglatten Asphalt hätte ich die Beherrschung
über den Wagen verloren, wir hätten uns gedreht und entweder auf oder neben der Straße überschlagen.
    Ich trat aufs Gaspedal. Fünfundfünfzig. Sechzig. Wenn wir zu der nächsten Stelle kamen, an der die Straße abwärts führte, würde ich mich fühlen wie auf einer Rodelbahn.
    Als ich

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