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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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dass der Wagen sich durch sein Gewicht befreite und weiterrollte.
    Die Dunkelheit war mehr als nur ein Nichtvorhandensein von Licht; sie schien eine Art Struktur zu haben, als lösten sich Milliarden rußige Sporen von den Bäumen. Wahrscheinlich hatten
Feuchtigkeit und Kälte, doch vor allem meine Angst sich dazu verschworen, die Atmosphäre mit einer besonderen Substanz aufzuladen.
    Ich hielt den Atem an und lauschte, hörte jedoch nur das Ticken und Ächzen des Wagens, der in der bitterkalten Luft abkühlte, und den düsteren Wind, der in den höchsten Baumwipfeln klagte. Nichts, was auf einen herannahenden Feind hingewiesen hätte.
    Womöglich stand der Mann mit dem Gewehr immer noch weit über uns am Rand der Hawksbill Road und überlegte, wie er weiter vorgehen sollte. Ich vermutete jedoch, dass er der Typ war, der rasch handelte und nicht viel Zeit damit verbrachte, über Alternativen nachzugrübeln.
    Was mich anging, so vergeudete ich keine Zeit damit, mir Gedanken über seine Identität zu machen oder irgendwelche Erklärungsversuche zu unternehmen. Wenn er mich umbrachte, würde ich die Wahrheit nie erfahren; wenn ich ihn austrickste, würde ich Antworten erhalten. In beiden Fällen war jede Spekulation nutzlos.
    Die Vorstellung, Lorrie in dem verschlossenen Wagen allein zu lassen, war schrecklich, aber ohne das zu tun, konnte ich nicht hoffen, sie und unser Baby zu retten.
    Allmählich gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit, aber ich konnte nicht warten, bis dieser Prozess abgeschlossen war.
    Vorsichtig schob ich mich um einen der Bäume, zwischen denen wir stecken geblieben waren, um am Heck des Wagens vorbeizugehen.
    Der Waldboden hatte raffinierte Fallen aufgestellt. Dabei machte die harte, verkrustete Schneedecke mir weniger zu schaffen als der darauf verstreute Abfall: massenhaft glitschige Fichtennadeln, außerdem Zapfen, die unter den Füßen wegrutschten.
    Vom oberen Ende des Abhangs aus, wo der Mann mit dem Gewehr
stehen musste, hatte die Landschaft hier unten keinerlei Konturen. Die unterschiedlich hohen Bäume verschmolzen zu einem dunklen Teppich. Ich wusste also, dass er mich nicht sehen konnte, während ich mich in südlicher Richtung am Hang entlang bewegte, aber trotzdem stellte ich mir lebhaft vor, wie sich das Fadenkreuz eines Zielfernrohrs auf mein Gesicht richtete.
    Wegen der Bäume war die Schneedecke hier nicht gleichmäßig. Stellenweise war sie nur fünf bis zehn Zentimeter hoch, anderswo dreißig Zentimeter, und an einigen Flecken sah man den nackten Boden. Als ich mich noch besser an die Dunkelheit gewöhnt hatte, kam mir der Hang wie eine chaotische Steppdecke aus schwach leuchtenden weißen Flicken vor, die zufällig mit Flicken aus dunklem Stoff kombiniert worden waren.
    Obwohl ich rasch lernte, mich verstohlener zu bewegen, war es angesichts des Geländes unmöglich, lautlos vorzugehen.
    Alle paar Schritte blieb ich stehen und lauschte nach irgendwelchen Hinweisen darauf, dass unser Verfolger herabkam. Immer hörte ich nur das Rauschen des Windes in den Wipfeln und – fast unterschwellig – ein bedrohliches, tiefes Dröhnen, das aus der Erde aufzusteigen schien, aber ein Echo des Windes sein musste.
    Als ich gute zehn Meter weit gekommen war, wandte ich mich nach Osten und begann, den Hang zu erklimmen, parallel zu den Spuren, die wir mit dem Wagen hinterlassen hatten. Ich blieb geduckt und hielt mich an Felsen und aus dem Boden ragenden Wurzeln auf, um nicht abzurutschen. So arbeitete ich mich affenartig in die Höhe, wenn auch nicht so behände wie ein Affe.
    Ich hoffte, die Hälfte oder zwei Drittel des Abhangs hinter mich gebracht zu haben, bevor ich den Killer auf dem Weg herab erblickte. Dann konnte ich mich ducken, warten, bis er vorbei war, ein Stück am Hang entlang gehen und versuchen, mich von hinten an den Kerl heranzuschleichen.

    Natürlich war dieser Plan vollkommen irrsinnig. Schließlich war ich nicht James Bond, ja nicht einmal Maxwell Smart. Als Mann der Tat knetete ich lieber Teig, statt Köpfe einzuschlagen, und hatte lieber einen Mixer in der Hand als eine Maschinenpistole.
    Da mir jedoch keinerlei Alternative einfiel, die eventuell weniger irrsinnig gewesen wäre, kletterte ich weiter. Je höher ich kam, desto mehr fühlte ich mich wie ein Affe.
    Meine Hände wurden kalt. Die ungefütterten Handschuhe in einer meiner Parkataschen hätten mich zwar ein klein wenig gewärmt, aber auch meinen Tastsinn und die Geschmeidigkeit meiner Finger

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