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Traumfaenger

Traumfaenger

Titel: Traumfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Roeder
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ängstlich zu wimmern begann, wandte ich den Blick von der Kreatur ab und konzentrierte mich wieder auf das Kind, das sich nun noch fester an sein Kuscheltier klammerte. Seine Augen waren weit aufgerissen, doch er sah nicht zu dem Wesen, das ich beobachtet hatte. Mein Blick folgte dem seinen und nun erkannte ich drei weitere Gestalten, die sich aus verschiedenen Richtungen näherten.
    Der kleine Junge begann zu weinen. Ich wollte mich bewegen und ihm zu Hilfe eilen, doch mein Körper gehorchte mir nicht. Hilflos musste ich mit ansehen, wie die drei Kreaturen immer näher kamen und das Kind von allen Seiten einkreisten.
    Ich versuchte zu schreien, um die Gestalten abzulenken, doch kein einziger Ton verließ meine Kehle. Es war, als hätte ich keine Stimmbänder mehr. Mit weit aufgerissenen Augen beobachtete ich, wie die erste Gestalt den Jungen erreicht hatte. Sie grinste und beim Anblick der Zähne, begann der Kleine jetzt hysterisch zu weinen.
    Erst jetzt wurde mir klar, was ich da gerade sah. Matts Erinnerung an die Seelenfresser. Die Wesen vor mir auf der Lichtung waren vier von diesen Ungeheuern. Wenn ich hier tatenlos stehenblieb, würde der kleine Junge sterben. Wieder versuchte ich mich aus meiner Starre zu befreien und befahl meinen Beinen sich zu bewegen, doch es geschah nichts. Ich stand noch immer still und regungslos an der gleichen Stelle, wie vor ein paar Sekunden.
    Ich fühlte mich so hilflos und hätte nur zu gerne meine ganze Verzweiflung herausgeschrien, doch selbst das war mir nicht vergönnt.
    Stattdessen wurde ich Zeuge, wie alle vier Seelenfresser sich gleichzeitig auf den Jungen stürzten. Ich wollte die Augen schließen, oder den Blick abwenden, doch ich konnte nicht. Entsetzt verfolgte ich, wie sie ihre messerscharfen Zähne in den Jungen bohrten. Einer hing an seiner Kehle, der andere hatte sich in der Schulter des Jungen verbissen. Die restlichen Zwei hatten ihre Zähne in die Arme des Kleinen gebohrt, der nun wie verrückt schrie.
    Ich sah, wie etwas leuchtend Weißes aus den Bisswunden trat, das aussah, wie silberner Nebel und in den Kehlen der Seelenfresser verschwand. Die Schreie des Jungen verstummten. Als die Kreaturen von ihm abließen, fiel sein lebloser Körper wie ein nasser Sack zu Boden und noch immer hielt er sein Kuscheltier in den Armen.
    Ich schrie, doch der Schrei war nur in meinem eigenen Kopf zu hören. Heiße Tränen liefen mir über die Wangen während ich zu dem leblosen, kleinen Körper sah, der in der Mitte der Lichtung lag. Es wirkte fast, als hätte sich der Kleine zusammengerollt, um zu schlafen. Er sah so friedlich aus, wie er da lag, den Teddybären in seinen Armen.
    Die Seelenfresser wischten sich genüsslich über die blutverschmierten Lippen, grinsten sich zufrieden an und verschwanden dann zwischen den Bäumen.
    Plötzlich packte mich jemand an der Schulter und riss mich herum. Ich blickte in zwei gelb leuchtende Augen, die mich gierig ansahen. Einen Moment später verspürte ich einen stechenden Schmerz, als sich die spitzen Zähne in meine Schultern bohrten.
    »Genug, Needle«, schrie Matt. Ich schrak hoch und öffnete die Augen.
    »Nein, aufhören«, hörte ich mich selbst rufen. Endlich verließ der Schrei, in den ich all die Qualen dessen legte, was ich gesehen hatte, meine Kehle.

 
     
    »Pssst, beruhige dich, Kylie. Alles ist in Ordnung. Es war nur eine Erinnerung«, sagte Matt und presste mich an sich. Ich legte mein Gesicht an seine Brust und weinte, wie ich es noch nie zuvor in meinem Leben getan hatte. Matt strich mir sanft über den Rücken und flüsterte immer wieder besänftigende Worte.
    Ich versuchte mich zu beruhigen, doch ich konnte nicht. Zu deutlich noch sah ich den kleinen Jungen vor mir und die Seelenfresser, wie sie sich auf ihn gestürzt hatten. Ich wurde immer heftiger von Schluchzern geschüttelt und konnte mich kaum noch auf den Beinen halten. Matt drückte mich wieder sanft zu Boden, wo er mich abermals in die Arme nahm und sanft wiegte.
    Es dauerte eine ganze Zeit, bis ich wieder ansprechbar war. Matt wischte mir die Tränen von den Wangen und musterte mich besorgt.
    »Geht es wieder?«, fragte er leise.
    »Wieso hast du das getan? Warum hast du mir diese Erinnerung gezeigt?«, schluchzte ich und versuchte die quälenden Bilder aus meinem Kopf zu verbannen.
    »Damit du verstehst, mit was wir es hier zu tun haben. Ich wollte, dass du begreifst, wie gefährlich diese Wesen sind. Glaub mir, ich habe es nur getan, damit du gewarnt

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