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Traumfaenger

Traumfaenger

Titel: Traumfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Roeder
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ich sie.
    Meine Sicht war durch das Netz und den natürlichen Busch ziemlich eingeschränkt, doch ich konnte die Schemen der Seelenfresser erkennen. Ungefähr zehn dieser widerlichen Kreaturen kamen genau auf uns zu. Mit jedem Schritt, den sie sich uns näherten, konnte ich sie besser erkennen. Sie sahen exakt so aus, wie in Matts Erinnerung.
    Ohne es zu wollen, musste ich wieder an die schrecklichen Bilder denken, die ich gesehen hatte. Plötzlich zitterte ich am ganzen Körper. So stark, dass sich die kleinen Äste des Gebüschs bewegten und die Blätter zu rascheln begannen. Matt griff meine Hand und drückte sie sanft. Ich schloss die Augen und versuchte die furchtbare Erinnerung zu verdrängen und mich zu beruhigen.
    Die Seelenfresser waren jetzt nur noch ein paar Meter entfernt. Ich aktivierte all meine Willenskraft und redete mir selbst gut zu, doch das Zittern wollte einfach nicht aufhören.
    Matts Händedruck verstärkte sich. Ich wusste, was er mir damit zu sagen versuchte, dass er mich warnen wollte, doch ich bekam meinen Körper einfach nicht unter Kontrolle.
    Jetzt blieb eine der Kreaturen stehen, hob die Hand und lauschte. In diesem Moment legten sich Matts Lippen auf meine und er küsste mich. Der Zeitpunkt schien mir zwar unpassend, doch ich erwiderte seinen Kuss und das Zittern verschwand. Auch als er seinen Mund vorsichtig von meinem löste, setzte es nicht wieder ein.
    »Was ist?«, fragte einer der Seelenfresser an den gerichtet, der die Hand noch immer erhoben hatte.
    »Ich habe etwas gehört, ein Rascheln«, antwortete der mit tiefer Stimme.
    »Wir sind hier im Wald. Hier raschelt es immer«, lachte einer seiner Kollegen und klopfte ihm auf die Schulter. Der Seelenfresser zuckte die Achseln.
    »Kann sein«, murmelte er und setzte sich wieder in Bewegung. Die anderen Kreaturen folgten ihm.
    Matt und ich blieben noch einige Minuten regungslos im Gebüsch sitzen, bis wir sicher waren, dass zwischen den Seelenfressern und uns genügend Abstand war. Erst dann zog Matt das Tarnnetz beiseite und half mir aus dem Gestrüpp.
    Während ich mir unzählige kleine Dornen aus der Kleidung zog, verstaute Matt das Tarnnetz wieder im Rucksack.
    »Danke«, sagte ich, als sich unsere Blicke trafen.
    »Wofür?«, wollte er wissen.
    »Für den Kuss«, antwortete ich. Er lächelte, kam auf mich zu und küsste mich erneut. Doch diesmal war der Kuss nicht vorsichtig oder zärtlich, sondern stürmisch und leidenschaftlich. Meine Knie waren wie Pudding und ich musste mich an ihn lehnen. Matt schlang seine starken Arme um mich und hielt mich ganz fest.
    Viel hätte nicht gefehlt und wir wären beide auf den Waldboden gesunken und hätten uns ganz unserer Leidenschaft hingegeben, doch Matt löste sich rechtzeitig von mir.
    Schwankend, noch immer benommen von seinen fordernden Lippen, stand ich da und sah ihn vorwurfsvoll an. Er grinste und warf sich den Rucksack auf den Rücken.
    »Ich würde nichts lieber tun, als weiterzumachen, aber wir müssen los. Es werden noch mehr Seelenfresser hier durchmarschieren und dann sollten wir verschwunden sein«, erklärte er. Ich seufzte wehmütig, nickte aber zustimmend. Ich hatte wirklich nicht das Bedürfnis noch mehr dieser Bestien in die Arme zu laufen.
    »Was war das für ein Zeug, das du mir ins Gesicht gesprüht hast?«, wollte ich wissen.
    »Geruchs-Neutralisierer«, sagte er knapp.
    »Bitte was?«
    »Seelenfresser haben einen sehr ausgeprägten Geruchssinn. Sie riechen aber nur die Seelen. Needle hat dir etwas sehr Wertvolles geschenkt, das uns sicher noch mehr als einmal nützlich sein wird. Diese Substanz ...«, er zog den Zerstäuber aus seiner Tasche und hielt ihn in die Höhe. »Diese Substanz legt einen neutralisierenden Film auf deine Seele, so dass die Seelenfresser sie nicht riechen können.«
    »Was es nicht alles gibt«, murmelte ich beeindruckt und nahm mir fest vor, mich bei der nächsten Gelegenheit bei Needle zu bedanken.
    »Wir sind hier in der Traumwelt. Hier gibt es nichts, was es nicht gibt«, klärte mich Matt grinsend auf. »Lass uns jetzt gehen, wir haben noch einen weiten Weg vor uns.« Er streckte mir seine Hand entgegen und ich ergriff sie. Zusammen machten wir uns auf den Weg.
     
    Wir waren eine ganze Weile schweigend nebeneinander hergegangen, als ich die Stille nicht mehr aushielt.
    »Du wolltest verhindern, dass Needle mir deine ganze Erinnerung zeigt. Was ist geschehen, nachdem der Seelenfresser dich gebissen hat?«, fragte ich ohne Umschweife.

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