Traumfaenger
bist und dich vorsiehst, denn ich könnte es nicht ertragen, wenn dir etwas geschieht.« Er gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Stirn.
»Es war so furchtbar«, schniefte ich und wischte mir mit dem Ärmel über die Nase.
»Ich weiß, ich habe es ja erlebt«, entgegnete Matt. Jetzt wo er das sagte, stutzte ich. Natürlich, es waren Matts Erinnerungen und ich wusste noch ganz genau, was geschehen war, bevor ich wieder aus diesen Erinnerungen aufgetaucht war.
Ich sah ihn noch förmlich vor mir, den Seelenfresser mit seinen leuchtend gelben Augen. Er hatte mich gepackt und dann … dann seine Zähne in meine Schulter geschlagen.
»Was ist passiert?«, fragte ich erschrocken, als ich begriff, was das zu bedeuten hatte. Während Matt nach den passenden Worten suchte, zog ich an seinem Pullover um einen Blick auf seine Schulter zu werfen. Bevor er sich dagegen wehren konnte, starrte ich auf eine verheilte Bisswunde und keuchte entsetzt auf.
»Kylie, jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt...«, begann Matt. Ich sah ihn wütend an.
»Anscheinend ist nie der richtige Zeitpunkt. Matt, was verheimlichst du mir?«
»Hrm … hrm«, räusperte sich Needle, der unsere kleine Debatte interessiert beobachtet hatte.
»Was?«, fuhr ich ihn an.
»Meine Bezahlung steht noch aus«, erinnerte er mich. Ich warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Dann nimm sie dir doch«, fauchte ich. Needle trat vor mich und legte mir seine Hand auf die Stirn, wie schon zuvor, als er mir Matts Erinnerung gezeigt hatte. Dort, wo er mich berührte, fühlte ich plötzlich eine angenehme Wärme, die sich nach und nach in meinem ganzen Kopf ausbreitete. Schließlich nahm Needle seine Hand von meiner Stirn und lächelte.
»Es war schön mit dir Geschäfte zu machen«, erklärte er und deutete eine leichte Verbeugung an. Ich nahm seine Geste nur kurz zur Kenntnis und wandte mich dann wieder zu Matt.
»Wirst du mir jetzt erklären, was in dieser Erinnerung noch passiert ist?«, forderte ich ihn auf. Doch anstatt Matt hörte ich wieder Needles Stimme.
»Das solltet ihr besser auf später verschieben«, riet er uns und legte den Kopf leicht schief, als würde er etwas hören. Matt schien sofort zu verstehen, was der Kobold damit sagen wollte und sprang auf.
»Was ist denn jetzt schon wieder?«, erkundigte ich mich ärgerlich. Needle sah mich an.
»Die Seelenfresser kommen zurück«, bemerkte er.
»Wie lange haben wir noch?«, wollte Matt wissen, der nun sichtlich beunruhigt schien. Der Kobold spitzte die Lippen und machte ein nachdenkliches Gesicht.
»Etwa fünf Minuten«, antwortete er.
»Scheiße«, fluchte Matt und warf sich den schweren Rucksack auf den Rücken. Needle wühlte unterdessen in seiner Tasche und zog einen kleinen, durchsichtigen Zerstäuber heraus, den er mir reichte.
»Was ist das?«, erkundigte ich mich.
»Sieh es als Werbegeschenk für Neukunden. Ich hoffe wir kommen bald wieder ins Geschäft. Matt weiß, wozu es gut ist«, erklärte er und deutete auf das Fläschchen. Dann verbeugte er sich noch einmal und im nächsten Augenblick war er verschwunden. Während ich noch auf die Stelle sah, wo Needle eben noch gestanden hatte, riss Matt mir den Zerstäuber aus der Hand.
Er zog die Verschlusskappe herunter und sprühte mir ohne Vorwarnung mitten ins Gesicht. Ein seltsam süßlicher Geruch kroch mir in die Nase und ich musste ein Niesen unterdrücken.
Anschließend sah ich zu, wie er sich selbst damit besprühte und meine Augen weiteten sich. Von dem Punkt aus, wo die Substanz seine Haut berührt hatte, breitete sich nun ein bläuliches Licht aus, das langsam seinen ganzen Körper bedeckte und plötzlich wieder verschwand.
»Was ist das?«, flüsterte ich ehrfürchtig.
»Später«, vertröstete mich Matt, der nun gehetzt klang und den Rucksack zu Boden warf. Er öffnete ihn, wühlte darin herum und zog schließlich das Tarnnetz heraus.
»Los schnell, da rein«, befahl er und deutete auf ein Gebüsch zu unserer Rechten. Ohne zu zögern, kroch ich hinein und versuchte die Dornen zu ignorieren, die mich am ganzen Körper stachen.
Kurz darauf hievte Matt den Rucksack neben mich und bahnte sich selbst einen Weg in das Dickicht. Zu guter Letzt warf er das Tarnnetz über uns und unser Gepäck.
Da saßen wir nun also. Mitten in irgendeinem Strauch und waren in ein Tarnnetz mit künstlichen Blättern gehüllt.
»Ab jetzt keinen Mucks mehr«, befahl Matt und legte warnend einen Finger auf seine Lippen. Ich nickte und schon hörte
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