Traumfänger und Prinzessin Jojo
Sprache der Marienkäfer zu verstehen. Plötzlich hörte sie auf zu lesen und begann auf einem Blatt ein Herz zu zeichnen. In das Herz schrieb sie ihren und meinen ersten Buchstaben: M + M. Dann hörte ich ihre Mutter rufen und sie verließ das Zimmer. Ich wartete erst noch einige Zeit, ob sie noch einmal zurückkäme und dann kletterte ich weiter.
Endlich, nach langer Zeit hielt ich an. Ich hatte das Ende des Fadens erreicht und fühlte Gras unter meinen Füßen. Ich war im Garten meiner Großtante.
Es ist gut, dass ich zurückgekommen bin, dachte ich. So kann ich meiner Großtante Bescheid sagen, damit sie sich keine Sorgen macht.
Ich durchsuchte das ganze Haus, aber ich konnte sie nicht finden.
In der Küche war alles wie früher, nur den weißen Stuhl konnte ich nirgends entdecken. Weil ich genug Zeit hatte, versuchte ich wieder das Buch unter dem Küchenschrank herauszuziehen. Diesmal gelang es mir zur Hälfte, weil ich vorher das ganze Geschirr herausgeräumt hatte.
Müde setzte ich mich auf den Boden. Vielleicht träume ich das alles nur, dachte ich. Und damit dieser Traum aufhört, muss ich aufwachen.
Es gab einen einfachen Weg, wach zu werden. Ich musste den Zwerg aus dem Küchenschrank finden, den, der den roten und den blauen Topfdeckel hatte. Wenn er die beiden Deckel zusammenschlug, würde ich bestimmt aufwachen. Ich durchsuchte den Küchenschrank, aber vom Zwerg war weit und breit keine Spur.
Vielleicht träume ich das doch nicht. Vielleicht bin ich doch wach, überlegte ich. So ging ich zurück und versuchte mit aller Kraft das Buch unter dem Küchenschrank herauszuziehen.
Endlich gelang es mir. Damit ich das Buch besser sehen konnte, ging ich nah ans Fenster. Dort entdeckte ich zu meinem Schreck zwei dicke schwarze Flecken. Sie begannen den Gartenzaun aufzufressen.
Ich legte das Buch auf das Fensterbrett und lief aus dem Haus. Meine Großtante war sicher auf den Jahrmarkt gegangen, um mich zu suchen. Ich musste sie unbedingt finden und ihr sagen, dass die schwarzen Flecken da waren.
Ich lief bis zu einer Kreuzung. Welchen Weg sollte ich nun nehmen?
Zum Glück kam ein Mann mit einem großen Sack auf seinem Rücken vorbei.
»Wo ist der Weg zum Jahrmarkt?«, fragte ich ihn.
»Jahrmarkt? Welcher Jahrmarkt? In diesem Ort war noch nie ein Jahrmarkt«, antwortete er.
»Es gibt einen Jahrmarkt. Ich war heute Nachmittag dort«, sagte ich.
»Du irrst dich«, meinte der Mann mit dem großen Sack. »Alles, was es hier gibt, ist ein Träumeflohmarkt. Ich komme gerade von dort. Ich habe mir ein paar billige Träume gekauft. Der Sack ist voll damit.« Dann ging er seines Weges.
Ich schaute ihm nach und sah etwas, das ich ihm nicht sagen wollte. An seinem Sack waren ein paar schwarze Flecken, die schon an seinen Träumen knabberten. Ich nahm den Weg, den er gekommen war, und kam zum Träumeflohmarkt.
Der Träumeflohmarkt
Der Träumeflohmarkt war voller Leute. Es würde nicht leicht sein, meine Großtante zu finden. Von allen Seiten hörte ich die Verkäufer, die ihre Träume anpriesen.
Einige riefen: »Billige, billige Träume!« Andere riefen: »Noch billigere Träume!« Wieder andere riefen: »Kauft die allerbilligsten Träume!«
Ich ging und schaute mich um, bis ich von dem vielen Herumlaufen durstig war. Ich ging zu einem Brunnen und dort sah ich einen Bekannten, der Wasser trank. Es war niemand anderer als Herr Pickwer.
»Was machst du denn hier?«, fragte ich ihn.
»Nichts«, antwortete er und trank weiter. Als er fertig war, sagte er: »Deine Satzmurmel hat mich so durstig gemacht. Willst du noch einmal spielen?«
»Natürlich. Und was kriege ich, wenn ich wieder gewinne?«
»Ich werde dir ermöglichen, Prinzessin Jojo zu treffen«, sagte er und sah mich siegessicher an.
Das ist eine gute Idee!, dachte ich.
»Bist du bereit?«, fragte er mich.
»Jederzeit. Was werden wir spielen?«
»Blindekuh«, lachte er. »Ich werde dir die Augen verbinden und du musst mich suchen. Wenn du mich findest, hast du gewonnen und ich zeige dir den Weg zu Prinzessin Jojo. Wenn du mich nicht findest, hast du verloren und du musst für immer hier bleiben.«
Er flog weg und kam mit einem Tuch in seinem Schnabel zurück. Damit verband er mir ganz fest die Augen. Um ganz sicher zu gehen, dass ich nichts sehen konnte, zog er mir auch noch meine Mütze über die Augen.
»Finde mich!«, schrie er und verschwand in der Menge.
Ich streckte die Arme nach vorne und begann ihn zu suchen. Es war nicht einfach,
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