Traumfrau ahoi: Roman (German Edition)
dessen zahlreichen Anrufen sie sich entzogen hatte, oder um den Designer, den sie in Kürze treffen wollte.
»Hat er seinen Namen gesagt?«
»Sam.«
Ihr erster Gedanke war, er könnte herausgefunden haben, dass sie am Verschwinden ihrer Aktfotos beteiligt war. Aber wenn das der Fall gewesen wäre, hätte sich die Polizei bei ihr gemeldet, nicht Sam. Ihr zweiter Gedanke war, dass er etwas Neues gefunden hatte, das er gegen sie verwenden konnte, was ihr die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten ließ, die Konfrontation hinter sich zu bringen oder ihn von den Sicherheitskräften hinauswerfen zu lassen. Sie überlegte einen Moment und kam zu dem Schluss, dass es am besten wäre, sich zuerst einmal anzuhören, was er im Schilde führte, nur für den Fall, dass er noch mehr nette Überraschungen auf Lager hatte, mit denen er sie erpressen konnte. Sie hatte schon vor langer Zeit gelernt, dass Sam so ziemlich alles zuzutrauen war. »Bringen Sie ihn in mein Büro«, sagte sie, stand auf und verließ mit einer Entschuldigung die Konferenz.
Er kann mich nicht mehr kränken, sagte sie sich, aber dennoch krampfte sich ihr Magen vor Unbehagen zusammen, als sie den Flur entlang zu ihrem Büro ging. Vor der Tür blickte sie an ihrem weißen Häkelkleid hinab und setzte das freundliche Lächeln auf, das sie im Lauf der Jahre bis zur Perfektion eingeübt hatte. Auf keinen Fall sollte Sam merken, wie unbehaglich sie sich fühlte. Als sie eintrat, wartete er bereits auf
sie. »Sam«, sagte sie und ließ für alle Fälle die Tür offen. »Was führt dich nach North Carolina?«
Er antwortete nicht sofort, sondern starrte sie einfach nur an. Seine Kleidung wirkte ein bisschen zerknitterter, als sie sie in Erinnerung hatte. Vielleicht konnte er seine Hemden jetzt, da er durch sie kein Geld mehr verdiente, nicht mehr zur Appretur in die Reinigung bringen. Vielleicht hatte er diese Bügelfalte in seiner Gabardinehose eigenhändig bewerkstelligen müssen. Er hatte sich das blonde Haar über den Kragen hinaus wachsen lassen, sodass es irgendwie zottelig und gewollt ungekämmt aussah. Lola hatte ihn einmal attraktiv und aufregend gefunden. Sie hatte geglaubt, ihn zu lieben, aber was sie für ihn empfand, reichte nicht einmal annähernd an ihre Gefühle für Max heran. An das, was sie immer für Max empfinden würde.
Als Sam schließlich sprach, gab er sich keine Mühe, seine Wut zu verbergen. »Du bist in mein Haus eingebrochen«, stieß er hervor.
»Die Polizei glaubt das offenbar nicht.« Sie ging an ihm vorbei und blieb hinter ihrem Schreibtisch stehen. An dem einzigen Ort, wo sie sich immer stark und als Herrin der Lage gefühlt hatte. Damals, als sie den Entschluss gefasst hatte, ein eigenes Unternehmen zu gründen, hatte Sam zu den Menschen gehört, die sie davor warnten, diesen Fehler zu begehen. Doch nun, da sie umgeben von ihrem Erfolg war, entspannte sie sich ein wenig. Sie würde verkraften, was auch immer er ihr vorwarf. »Du weißt doch sicher, dass ich völlig außer Verdacht stehe.«
»Das heißt aber nicht, dass du nicht jemanden angeheuert hast, der in mein Haus eingebrochen ist, mein Eigentum zerstört und mich bestohlen hat.«
Sie verschränkte die Arme und wartete, ob er noch eine Bombe platzen lassen wollte. »Also, das wäre hinterhältig und
niederträchtig. Ähnlich wie du, als du diese Fotos herausgekramt und die Website eingerichtet hast. Aber ich bin nicht bei dir eingebrochen«, behauptete sie, was ja zumindest zur Hälfte der Wahrheit entsprach. Max hatte den eigentlichen Einbruch bewerkstelligt, während sie ihm lediglich eifrig gefolgt war. »Ich habe ein Alibi.«
»Ja, das habe ich gehört. Du warst mit deinem neuen Freund zusammen.«
Sie wartete darauf, dass Sam noch etwas sagte. Dass er ihr den Teppich unter den Füßen wegzog. Dass er auf den Grund seines Besuchs zu sprechen kam, doch er tat es nicht. »War das alles?«, fragte sie. Sein Gesichtsausdruck verriet ihr, dass er sonst nichts zu sagen hatte. Dass er keine Fotos mehr hatte. Nichts, womit er sie verletzen konnte.
Er versuchte es trotzdem und sagte genau das, was sie gewöhnlich aus der Haut fahren und die Beherrschung verlieren ließ. »Dein Freund mag wohl dicke Frauen.«
Lola musste unwillkürlich lachen. Sam hatte sie immer dünn und krank und unsicher haben wollen. Hilfsbedürftig. Sie war nicht mehr die Frau, der wichtig war, was er von ihr dachte, und ohne diese Aktfotos von ihr besaß er nicht mehr die Macht, sie in Rage zu
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