Traumfrau ahoi: Roman (German Edition)
seiner augenfälligen kriminellen Neigungen war er der Typ Mann, der schwache, dumme Frauen dazu brachte, dass sie ihre Brüste reckten und mit voller Absicht alle Warnzeichen wie haarige Fingerknöchel und Knast-Tätowierungen ignorierten.
Lola war weder schwach noch dumm und fühlte sich schon gar nicht zu Männern hingezogen, die sie gegen ihren Willen fesselten und ihren Hund bedrohten. Mit einem flüchtigen Blick über die Schulter sah sie, wie er sich mit einem Stück Seife die Achselhöhlen einschäumte. Er hatte keine Tätowierungen, dafür aber einen tollen Hintern, wie sie zugeben musste. Für einen Verbrecher zumindest.
Sie ließ sich auf die Bank sinken und betrachtete die ausgebrannte Kommandobrücke. Vor kurzem noch, als sie sich mit ihm unterhalten hatte, waren ihr zwangsläufig die ausgeprägten Muskeln an Brust und Armen aufgefallen. Trotz der Blutergüsse und des kurzen Brusthaars waren die Stränge nicht zu übersehen gewesen. Lola hatte jahrelang mit gut aussehenden männlichen Models gearbeitet und wusste aus Erfahrung, dass ein derartiger Körper nur das Ergebnis von viel Arbeit und Disziplin sein konnte.
Nachdem er sich fast heiser gebellt hatte, gab Baby auf und sprang auf Lolas Schoß. Sie rückte sein Stachelhalsband gerade und strich mit der Hand über seinen Rücken. Er war so artig in dieser schweren Zeit. Sobald sie gerettet waren, würde Lola mit ihm seinen Lieblings-Wellnesstempel für Hunde aufsuchen, wo er verwöhnt wurde, bis er sich für eine Dänische
Dogge hielt. Und wenn sie erst zu Hause waren, würde sie sich selbst auch etwas Gutes tun und sich mit einer Ganzkörper-Kräutermaske und einer Tiefenmassage verwöhnen.
Sie nahm Fernglas und Spiegel in die eine, den Hund in die andere Hand, stieg die Stufen zur Brücke hinauf und suchte nach ihren Sandalen. Die eine lag in einer Ecke, die Hälfte der anderen, mit verkohltem Absatz und völlig verbranntem Vorderteil, neben dem Steuer. Sie ließ beide liegen und hob das Fernglas an die Augen.
Außer blauem Himmel und blauem Meer war weit und breit nichts zu sehen. Sie blickte so lange durchs Fernglas, dass Baby sie irgendwann allein ließ. Schweiß rann ihr über Schläfen und Nacken, den sie mit der Hand abwischte. Lola hasste Schwitzen, da sie stets fürchtete, schlecht zu riechen. Nichts von alldem trug zur Besserung ihrer Laune bei, während sie nach einem Landzipfel oder der Andeutung von einem Schiff oder Boot Ausschau hielt. Sie sah absolut nichts, und nach einer Weile konnte sie nicht einmal mehr unterscheiden, wo der Himmel aufhörte und das Meer anfing.
Als tatkräftige Frau war sie es nicht gewohnt, herumzusitzen, auf den Horizont zu starren und darauf zu warten, dass etwas passierte. Doch sie hatte keine Wahl. Sie war nervös und gereizt, aber da es nichts anderes zu tun gab, blieb sie auf der Kommandobrücke sitzen.
Sie war noch nicht einmal vierundzwanzig Stunden verschwunden. Sie musste Geduld haben und fest an ihre Rettung glauben. Leider war Geduld noch nie ihre Stärke gewesen, und das Einzige, woran sie wirklich glaubte, waren ihre eigenen Fähigkeiten. Trotzdem hatte sie ein paar Mal im Leben das Gefühl gehabt, dass es nett wäre, eine starke Schulter zum Anlehnen zu haben. Dass es herrlich gewesen wäre, einem tüchtigen Mann ihre Probleme aufladen zu können, der alles wieder in Ordnung brachte. Einen solchen Mann hatte
Lola nie gefunden, außerdem zweifelte sie daran, dass sie es zulassen würde, dass jemand sich so um sie kümmerte.
Lola hatte keine Ahnung, wie lange sie auf der Brücke ausgeharrt hatte. Sie verließ ihren Posten jedoch erst, als ihr Kopf zu schmerzen und ihr Magen zu knurren begann. Sie fand Max auf dem Achterdeck, wo er auf einem Klappstuhl saß, eine Angelrute an der Armlehne verkantet und eine Dose Dos-Equis-Bier in der Hand. Er wirkte völlig entspannt – wie ein Mann, der nichts Dringenderes zu tun hatte, als sich ein paar Biere hinter die Binde zu gießen. Sein nasses T-Shirt und seine Jeans hingen zum Trocknen über der Reling, daneben ein paar anthrazitfarbene Feinripp-Boxershorts mit Eingriff. Sie wandte den Blick ab.
Knappe marineblaue Nylonshorts mit Gummizug am Bund reichten ihm nur bis zum Nabel. Er hatte sich den Rippenverband wieder angelegt. Eine Dose Räucherlachs stand auf seinem Schenkel, während er ein Stück davon auf einen Cracker gab und ihn in den Mund schob. Er tauchte die Finger in die Dose und warf dem Hund, der neben seinem linken Fuß kauerte, einen
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