Traumfrau ahoi: Roman (German Edition)
kleinen Brocken Fisch zu.
Baby riss das Mäulchen auf und verschlang den Fisch, ohne zu kauen. Falls Max vermutete, dass bei Baby die Liebe durch den Magen ging, hatte er Recht, wenn auch nur bis zu einem gewissen Punkt. Baby war seinem Appetit auf verbotene Leckereien hilflos ausgeliefert, aber sein Napoleonkomplex war noch stärker ausgeprägt. Ein paar Bissen Räucherlachs würden ihn niemals von seinem Entschluss abbringen, größere Hunde zu unterwerfen.
»Ich dachte, Sie hassen meinen Hund«, sagte Lola.
Er hob die Bierdose an die Lippen und nahm einen langen Schluck. »Stimmt auch«, sagte er, ohne sie anzusehen. »Ich versuche nur, ihn zu mästen, für den Fall, dass ich ihn später essen muss.«
Sie war nicht sicher, ob das ein Witz sein sollte. »Komm, Baby.« Sie gab dem Hund ein Zeichen, ihr ins Innere des Bootes zu folgen, aber Baby blieb lieber bei dem Mann, der ihm zu fressen gab.
Mit dem Gefühl, verraten worden zu sein, prüfte Lola im Bad ihre Unterwäsche. Da der Stoff bis auf den elastischen Bund praktisch trocken war, streifte sie das Höschen über, ehe sie in der Kombüse nach etwas Essbarem suchte. In einem versiegelten Behälter im Kühlschrank fand sie einen runden Briekäse. Dazu nahm sie ein paar Weintrauben und eine Banane. Da Baby es vorgezogen hatte, draußen zu bleiben, sah Lola sich gezwungen, sich zu ihm zu gesellen, um darauf zu achten, dass er nicht zu viel von dem fetten Lachs fraß und ihm übel wurde.
Zwischen Max’ nasser Hose und seinem T-Shirt setzte sie sich hin und öffnete die Büchse mit dem Käse. Sie brauchte etwas, um den Brie zu schneiden, und Max reichte ihr das Fischmesser in seiner Lederhülle, als hätte er ihre Gedanken gelesen.
»Sie vergessen es immer wieder«, sagte er, als sie es ihm aus der Hand nahm.
Lola öffnete schon den Mund, um ihm zu danken, besann sich aber eines Besseren. Wäre er nicht gewesen, hätte sie überhaupt kein Messer gebraucht. Sie schnitt ein Stück von dem Käse ab und aß es mit zwei Weintrauben. Max schob ihr die Schachtel mit den Crackern zu, und sie nahm ein paar heraus. »Bitte geben Sie Baby keinen Fisch mehr. Sonst wird ihm übel.«
Max antwortete nicht, verspeiste den restlichen Lachs jedoch allein. Er bot ihr nichts davon an, was Lola reichlich unhöflich fand, aber in Wahrheit erwartete sie ohnehin keinerlei Höflichkeit von ihm. Sie schälte ihre Banane und starrte hinaus aufs Meer, egal wohin, solange sie nur Max nicht ansehen musste. So ungern sie es sich eingestand, machte er sie mit seinem zerschundenen Gesicht und den harten Muskeln immer
noch nervös. Sie nahm einen Bissen von ihrer Banane und entdeckte ihre Zahnbürste, die aus einer Halterung am Heck lugte. »Warum steckt meine Zahnbürste in dem Angelrutenhalter da drüben?«
»Ich habe sie benutzt.«
Jetzt sah sie ihn doch an, sah ihm direkt in das blauschwarz verfärbte Gesicht und in die hellblauen Augen. »Wozu?«
»Zum Zähneputzen.«
»Das soll wohl ein Witz sein!«
»Nein.«
»Sie haben meine Zahnbürste gestohlen?«
Er schüttelte den Kopf. »Requiriert.«
»Das ist ja ekelhaft!«
»Ich habe sie vorher in Rum getaucht, um Ihre Bakterien abzutöten.«
» Meine Bakterien?« Sie vergaß, den Mund zu schließen, und starrte ihm ins Gesicht, auf die leichte Schwellung unter seinem linken Auge, auf den schwarzblauen Wangenknochen und die weißen Heftpflasterstreifen auf der Stirn. Sie war müde und verschwitzt, und ein Mann, den sie nicht kannte, hatte einfach ihre Zahnbürste benutzt. »Das ist absolut widerlich und … und …«, stammelte sie und stand auf, wobei die Büchse mit Käse zu Boden fiel. Augenblicklich stürzte sich Baby darauf, aber Lola kümmerte sich nicht darum; sie hätte sich am liebsten auf diesen Mann gestürzt. »Und ekelhaft!«
Sein Blick wanderte von ihrem Gesicht zu dem Messer in ihrer Hand. »Sie tun ja so, als hätte ich mir den Hintern damit abgewischt.«
»Viel anders ist das auch nicht!«
»Wieso sind Sie denn so sauer?«, fragte er, erhob sich ebenfalls und deutete mit der Bierdose aufs Heck. »Ich habe sie in den Rutenhalter gesteckt, damit die Sonne sie sterilisiert.«
Sie konnte nicht glauben, dass er es tatsächlich ernst meinte.
»Sie entführen mich aufs offene Meer, benutzen meine Zahnbürste und wundern sich, warum ich sauer bin? Was ist los mit Ihnen? Sind Sie als Baby auf den Kopf gefallen?«
»Lassen Sie’s endlich gut sein. Ich habe Sie nicht entführt, und dass wir auf offener See
Weitere Kostenlose Bücher