Traumfrau ahoi: Roman (German Edition)
aber er hat immer die Haken gelöst und die Fische ausgenommen.« Mit gerunzelter Stirn sah sie zu ihm auf. »Das ist Männerarbeit.«
»Und deine Arbeit ist es, die Fische einzuholen?«
»Natürlich«, antwortete sie in einem Tonfall, als redete sie mit einem Dummkopf.
Aber Max war kein Dummkopf und verstand durchaus, dass sie die Regeln so hindrehte, wie sie ihr passten. Er nahm den kleinen blauen Fisch aus dem Kescher und löste den Haken aus seinem Maul. Dann legte er ihn auf den Boden, wo er sich ungestüm auf die andere Seite warf.
»Sind sie nicht wunderschön?«, schwärmte Lola, als hätte sie sie eigenhändig erschaffen.
»Ja, nicht schlecht.« Er packte den Barsch und befreite ihn vom Haken. Gut, sie hatte zwei Fische gefangen. Na und? »Im Trainingslager in Malaysia habe ich einer Kobra den Kopf abgeschossen und sie zum Frühstück gegessen.«
Sie sah ihn aus den Augenwinkeln an. »Und … warum erzählst du mir das?«
Er legte die Fische nebeneinander, ohne ihr zu antworten. Er wusste selbst nicht, warum er die blöde Geschichte erzählt hatte. Vielleicht, um sie zu beeindrucken, was so peinlich war, dass er es nicht eingestehen wollte, nicht einmal sich selbst.
»Fühlst du dich bedroht?«
Er blickte zu ihr auf. »Wovon?«
»Von mir. Ist es eine Bedrohung für deine Männlichkeit, dass ich zwei Fische gefangen habe?«
Max erhob sich lachend. Er fühlte sich nicht bedroht, sondern höchstens wie ein lächerlicher Trottel. »Schätzchen, mit meiner Männlichkeit ist alles in Ordnung. Es gehört mehr dazu als zwei blöde kleine Fische, damit ich mich nicht als ganzer Mann fühle.«
»Du scheinst neidisch zu sein.«
Ein bisschen vielleicht, was er aber nie zugeben würde. Niemals. »Wegen dieser Winzlinge? Ganz bestimmt nicht.«
Baby sprang von der Bank und näherte sich den Fischen. Der Barsch klatschte mit der Schwanzflosse aufs Deck, worauf der Hund einen erschrockenen Satz machte. »Pass du auf Baby auf, dann suche ich eine Eisbox«, befahl sie und ging in die Kombüse.
Der Hund legte die Ohren an und robbte vorsichtig näher. Er leckte die Schwanzflosse des Barsches, der ihm prompt einen Schlag auf die Nase verpasste. Abrupt wich er wieder zurück.
Max warf einen raschen Blick auf die Tür zur Kombüse und sagte mit gesenkter Stimme: »Stell dich nicht so dämlich an, und komm her. Mach schon.« Er brachte es nicht fertig, den Hund bei seinem affigen Namen zu nennen, und entschloss sich zu einer unverfänglichen Abkürzung. »Hierher, B. D., zeig dem Burschen, wer hier der Boss ist.«
Angestachelt durch die Ermutigung eines anderen männlichen Wesens, näherte sich Baby dem Kopf des Fisches, schnupperte zweimal und leckte das Auge ab. »Ja, so ist’s brav.«
»Baby!« Lola trat aus der Kombüse und schlug mit der flachen Hand auf eine Kühlbox aus Styropor. »Weg von dem Fisch.« Sie stellte die Box auf den Boden und sah Max an. »Du solltest doch auf ihn aufpassen.«
Max konnte sich nicht erinnern, etwas Derartiges versprochen zu haben. »Dein Hund gehorcht einfach nicht.«
Lola hatte zwei mit Gel gefüllte Kühlkompressen in die Box gelegt. »Das Eis im Gefrierschrank ist schon ziemlich weggeschmolzen, aber diese hier sind noch gefroren«, sagte sie und blickte ihn an. »Mach schon, leg die Fische hinein.«
Er konnte sich auch nicht erinnern, als ihr Laufbursche angeheuert zu haben. »Diese Ehre gebührt dir.«
»Schon gut. Deine Hände stinken sowieso schon nach Fisch.« Sie sah an sich hinunter. »Und ich bin weiß angezogen.«
»Aha.« Er kniete sich neben die Kühlbox und legte die Fische hinein. Sein Angelstuhl rutschte ein paar Zentimeter übers Deck, und Max sah, wie seine Rute sich so stark bog, als wollte sie gleich zerbrechen.
»Herrgott«, fluchte er und stand hastig auf. Dank des Adrenalinstoßes spürte er den Schmerz in seiner Seite kaum. Er packte die Angel und kurbelte die Schnur ein, während er auf die Schwimmplattform stieg. »Bring den Kescher«, schrie er Lola zu. Die Plattform schaukelte mit den Wellen, und Meerwasser spülte über seine Füße. Er hob die Angelrute an und kurbelte wie verrückt. Im Vergleich zu den zwei Bachforellen, die er an Land gezogen hatte, fühlte sich dieser Fang an wie ein Riesenfisch.
Er sah einen roten Schimmer unmittelbar unter der blauen Wasseroberfläche. Lola fing ihn mit dem Kescher auf, den er ihr sofort aus den Händen nahm. Mit der Angelrute in der einen Hand betrachtete er den leuchtenden Red Snapper, der mindestens
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