Traumfrau ahoi: Roman (German Edition)
fünfundzwanzig Pfund wog.
Wieder folgte er Lola aufs Achterdeck, wo er den Haken entfernte. »Sieh dir das an«, sagte er, kniete sich hin und legte den Fisch auf den Boden. Mit seinen hübschen roten Schuppen und den stachligen Flossen war er das Schönste, was er seit langem gesehen hatte.
»Es ist auch nur ein Fisch.«
Max erhob sich und trat einen Schritt zurück, um seinen Fang zu bewundern. »Er ist riesig.«
Lola verschränkte die Arme. »Aber ich habe mehr gefangen als du.«
»Deine Fische wiegen zusammen nicht mal annähernd so viel wie meiner.«
»Weißt du etwa nicht, dass es nicht auf die Größe ankommt? «
Er musterte sie. »Quatsch.« Ihre vollen Lippen verzogen sich zu einem Schmollmund, und er lächelte. »So einen Quatsch glaubt nur ein Typ mit kleinen Eiern.«
Sie runzelte die Stirn. »Aber es stimmt.«
Max schüttelte den Kopf und lachte. »Ich könnte dir beweisen, dass du dich irrst.«
»Nicht nötig, ich glaube es auch so. Danke.«
»Keine Ursache, Lolita.«
6. KAPITEL
Lola setzte weißen Reis zum Kochen auf und mischte Oregano, Thymian, Cayenne-Pfeffer, etwas Paprika und eine Prise Salz in einer Schüssel.
Keine Ursache, Lolita , hatte Max ihr praktisch ins Ohr geflüstert. Na ja, vielleicht nicht geflüstert und auch nicht gerade ins Ohr, dafür hatte er zu weit entfernt von ihr gestanden. Aber es hatte sich so angefühlt. Er hatte die Stimme gesenkt wie zu einer intimen Zärtlichkeit, und ihre Nackenhaare hatten sich aufgerichtet. Eine nicht unbedingt unangenehme Erfahrung. Und das war schlimm. Wirklich schlimm. Und gefährlich.
Schon als sie Max zum ersten Mal gesehen hatte, war ihr klar gewesen, dass er gefährlich war. Allerdings hatte sie nicht gewusst, dass die Gefahr darin bestand, ihn als Mann zu betrachten statt als Dieb und Piraten. Sie wollte nicht in sein übel zugerichtetes Gesicht sehen und die erstaunlichen Kontraste unter den Blutergüssen erkennen. Das helle Blau seiner Augen und seine dunkle Haut und das dunkle Haar. Das energische Kinn im Gegensatz zu den vollen Lippen, die jeden anderen Mann weich hätten erscheinen lassen, nicht aber Max. Sein Blut bestand zu neunundneunzig Prozent aus reinem Testosteron, was keinen Zweifel daran aufkommen ließ, dass er ein hundertfünfzigprozentiger Mann war.
Lola wollte den Mann in Max nicht sehen. Diesen Mann, der Drachen töten würde. Der Jungfrauen in Not und ertrinkende Hunde rettete und dann auch noch den größten Fisch fing und ausnahm.
Erst nachdem er seinen Fang von allen Seiten bewundert und reichlich mit seiner Größe geprahlt hatte, als wäre es der größte Fisch, der jemals lebend gefangen wurde, hatte er alle drei Fische ausgenommen. Wie ein Profi hatte er sie geschuppt, und da sie mehr gefangen hatten, als sie auf einmal essen konnten, hatte er die Hälfte der Snapperfilets und den Barsch in Gefrierbeutel verpackt und in den Eisschrank gelegt.
Während Lola in der Kombüse Gewürze zusammensuchte, hatte Max sich darangemacht, die Motoren anzuwerfen und sauber zu machen. Im Vorratsraum fand sie Olivenöl, fünf Zitronen und Reis. Sie wälzte vier Filets in der Würzmischung und bestreute sie mit schwarzem Pfeffer. Als das Olivenöl die richtige Temperatur erreicht hatte, legte sie die Filets in die Pfanne und briet sie sieben Minuten lang von beiden Seiten.
Sie betrachtete sich nicht gerade als Meisterköchin, aber es hatte zu ihrer Überwindung der Bulimie gehört, ein gesundes Verhältnis zu Nahrungsmitteln zu entwickeln. Zu lernen, wieder zu essen. Und das hatte auch bedeutet, andere Gerichte zubereiten zu können als nur ein Mikrowellen-Diätgericht pro Tag. Sie hatte eine Reihe von Kursen belegt, doch in erster Linie hatte sie Kochen gelernt, indem sie die vielen Kochbücher studierte, die sie in aller Welt gesammelt hatte.
Sie besaß einhundertundzwölf Kochbücher, und einige davon konnte sie nicht einmal lesen, weil sie in Französisch, Italienisch oder Spanisch geschrieben waren. Sämtliche Bücher hatte sie während der letzten paar Jahre ihrer Model-Karriere erstanden, als ihre Krankheit außer Kontrolle geraten war. Als sich ihre Gedanken ständig nur um die Frage gedreht hatten, wie viel Fett in wie vielen Gramm Hähnchenbrust enthalten war. Als sie Kalorientabellen in Taschenformat bei sich getragen und ausgerechnet hatte, wie viele Minuten sie an welchem
Fitness-Gerät brauchte, um einen Becher Joghurt abzutrainieren. Und am Ende war es zum völligen Kontrollverlust mit ihren
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