Traumfrau ahoi: Roman (German Edition)
verrückten Anfällen von Fresslust gekommen, die in Selbsthass und dem unvermeidlichen Gang zur Toilette endeten.
Das war kein sehr rühmliches Bild, aber Lola zählte zu den Glücklicheren. Sie hatte nie zur Nadel gegriffen oder Amphetamine genommen, was der Preis war, den viele für das Glitzerleben bezahlten. Der Preis für ein völlig unrealistisches Figur-Ideal, wie es die Branche und eine gewichtsbewusste Öffentlichkeit verlangten. Jetzt, drei Jahre später, achtete Lola nach wie vor darauf, was sie aß, wenn auch aus dem Grund, um nicht abzunehmen. Gewichtsverlust war ihr ganz persönlicher Auslöser, der sie möglicherweise wieder auf den Weg nach ganz unten geschickt hätte.
Die Kombüsentür öffnete sich, und Max trat ein, den Schein der Abendsonne im Rücken und dicht gefolgt von Baby. Zwischen seinem Scheitel und der Kombüsendecke waren höchstens zwei Zentimeter, und seine breiten Schultern schienen den Raum gänzlich zu füllen. Er hatte sich gewaschen und ein Jeanshemd angezogen, das er in der Passagierkajüte aufgetrieben hatte. Natürlich passte es ihm nicht, sodass er die kurzen Ärmel hatte abreißen müssen, da sie seinen Bizeps nicht fassten.
»Hier riecht es wie in meinem Lieblingsrestaurant in New Orleans«, bemerkte er, ging zum Esstisch und schenkte zwei Gläser von dem Weißwein ein, den Lola aus dem Weinregal der Thatchs genommen hatte.
Lola richtete den gebräunten Snapper und den Reis auf einem Servierteller an und wünschte sich von Herzen gelbe Zucchini und eine passende Soße dazu. Sie hatte den Tisch mit blassgrünen Tellern und Edelstahl-Besteck gedeckt und stellte jetzt die Servierplatte in die Mitte des Tisches. Für Baby
hatte sie den hübschen blauen Fisch zubereitet, der nach dem Ausnehmen genau die richtige Größe für eine Hundemahlzeit hatte.
Max machte sich mit der Begeisterung eines Mannes, der leidenschaftlich gern aß, über seinen Teller her. Er stützte zwar nicht die Ellbogen auf den Tisch, kaute nicht mit offenem Mund und hielt die Gabel ordentlich in der Hand, aber er war eindeutig ein Freund von herzhaftem Essen. »Das hier ist tausendmal besser als Müsliriegel und Cracker«, bemerkte er zwischen zwei Bissen.
Lola hob ihr Glas und nahm einen großen Schluck. Seine Komplimente schmeichelten ihr, und sie musste sich ermahnen, weiterhin auf der Hut zu sein. Dies hier war keine Einladung zu einem gepflegten Essen, und er war nicht ihr Liebhaber, ja, nicht einmal ihr Freund. Sie hatte für ihn mitgekocht, weil sie für sich selbst ein Mittagessen hatte zubereiten müssen. Es ging ums Überleben. Um sonst nichts.
Lola nahm einen Bissen von ihrem Fisch und sah Max an. Auf seiner Stirn prangte immer noch das weiße Pflaster, und die Umgebung seines linken Auges war böse verfärbt, aber immerhin war die Schwellung mittlerweile zurückgegangen. Durch die Fenster fiel Sonnenlicht herein, tauchte die Kombüse in ein Glühen, das alles so unwirklich erscheinen ließ. Ihn. Und sie. Und die Dora Mae .
Max hob den Kopf, und seine blauen Augen unter den dunklen Brauen und Wimpern richteten sich auf sie. Dann lächelte er, und Lola hätte sich beinahe verschluckt. Sie musste nach Hause. Sie musste nicht nur einen Privatdetektiv anheuern und ihr Leben wieder in Ordnung bringen. Je länger sie in Max’ Nähe war, desto schwerer fiel es ihr, ihn nicht als Mann zu betrachten. Als Mann, der trotz seiner Blutergüsse im Gesicht eine Frau dazu brachte, ihr Aussehen im Spiegel zu prüfen und ein Pfefferminzbonbon zu lutschen. Ein Mann, an dessen
breite Brust geschmiegt sie ohne weiteres seinen beruhigenden Worten geglaubt hätte, dass alles wieder gut würde. Dass er all ihre Probleme lösen würde. Aber leider war gerade er derjenige, der verantwortlich war für ihre Probleme.
Sie war überzeugt, dass er sie nicht mit Absicht in sein Leben und in seine Flucht aus Nassau hineingezogen hatte, sondern dass sie einfach zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen war. Dass er schnellstens von der Insel hatte flüchten müssen und nicht gewusst hatte, dass sie sich auf der Jacht aufhielt. Die Tatsache, dass sie das wusste und ihm glaubte, hätte eigentlich nichts ändern sollen, aber irgendwie tat es das trotzdem. Seit Max Baby gerettet hatte, brachte sie es nicht mehr über sich, ihn zu hassen. Im Gegenteil. Je stärker er sich zurückhielt, umso größer wurde ihr Interesse für ihn.
Niemand konnte von Lola behaupten, sie wäre geduldig oder zurückhaltend, nein, sie war ganz
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