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Traumfrau ahoi: Roman (German Edition)

Traumfrau ahoi: Roman (German Edition)

Titel: Traumfrau ahoi: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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Akzent längst abgeschliffen. Doch der Süden lag ihm im Blut, und manchmal, wenn er müde oder sehr entspannt war, fiel er zurück in den Südstaatenakzent. »Es hat mich einige Mühe gekostet, den Akzent loszuwerden, und mein Vater war Kubaner, also bin ich eigentlich nicht damit aufgewachsen. In Wahrheit war es am schwierigsten, den spanischen Akzent, den ich von ihm übernommen hatte, abzuschütteln. «
    »Was ist mit deiner Mutter?«
    »Sie starb, als ich drei Jahre alt war.«
    Lola schwieg einen Moment. »Das tut mir Leid. Es muss schrecklich für dich gewesen sein.«
    »Eigentlich nicht.« Er hielt den Blick auf den Punkt gerichtet, an dem seine Angelschnur unsichtbar wurde. »Ich habe sie im Grunde nicht gekannt und wusste daher auch nicht, worauf ich verzichten musste. Mein Vater hat sie allerdings an jedem einzelnen Tag seines Lebens vermisst«, sagte er und wunderte sich selbst, warum er plötzlich sein Herz derart ausschüttete. Max war nicht der Typ, der anderen viel über sich erzählte. Schon gar nicht Frauen. Frauen neigten dazu, ihm übers Haar zu streicheln, ihn bis ins Innerste zu analysieren und sich als Therapeutin aufzuspielen. Dass er jetzt mit Lola Carlyle über sich selbst redete, war ein unübersehbares Zeichen seiner eigenen Langeweile.
    »Wie hieß sie?«
    Er drehte sich zu ihr um. »Wieso?«
    »Ich wüsste es gern.«
    »Eva Johansson Zamora. Sie war Schwedin.« Und mit Lola zu reden war immer noch besser, als zuzusehen, wie sie Trauben in ihren Mund schob. »Mein Vater sagte immer, deswegen wäre ich kubisch.«
    Lola lächelte und bewegte ihre Angel auf und nieder. »Wirklich ungewöhnlich. Wie ist sie gestorben?«
    »Mein Vater und sie überquerten gerade die Eighth Street in Klein-Havanna, als ein Auto sie streifte. Mein Vater sagt, der Wagen hat ihm einfach ihre Hand entrissen.«
    Ihr Lächeln erstarb, und sie hielt die Angel still. »Das ist ja furchtbar, Max. Wo warst du damals?«
    Da sie sich nicht auf ihn stürzte, ihn nicht mit mitleidsvollen Blicken bedachte und ihn warm und tröstend in die Arme schloss, sagte er es ihr. »Auf dem Arm meines Vaters. Keiner von uns beiden wurde verletzt. Meine Mutter starb, noch bevor sie im Krankenhaus ankam.«
    »Erinnerst du dich daran?«
    »Nicht genau. Ich sehe ein verschwommenes Bild von blitzenden Lichtern vor mir, wenn ich daran denke, aber das ist auch schon alles.«
    »Oh, Mann, und ich dachte, ich hätte eine schwere Kindheit gehabt.«
    »Was war so schwer an deiner Kindheit?«, fragte er, dankbar für den Themenwechsel.
    »Na ja, schwer war sie eigentlich nicht. Aber ich habe es immer geglaubt.« Sie blickte aufs Meer hinaus, während der salzige Wind ihren Hemdsärmel blähte. »Jed, der Bruder meiner Mutter, war Baptistenprediger, und zwar einer von der harten Sorte. Einer von denen, die Alkohol, Lippenstift und Tanzen verfluchen, weil sich ja einer erregen könnte. Solche Dinge waren in seinen Augen weltlich und damit eine Sünde. Tanzen durfte man nur in der Kirche, wenn der Heilige Geist über einen
kam. Einen Prediger zum Onkel zu haben, war in meiner Familie etwa so, als hätten Katholiken den Papst zum Onkel. Wir mussten ständig in der Vorsängerbank sitzen und ›Preiset den Herrn‹ brüllen. Und weil wir einen Prediger in der Familie hatten, glaubten sämtliche Verwandten, wir wären Gott einen großen Schritt näher als der Rest der Welt.
    Als ich mir mit drei einen Lippenstift, Lidschatten und einen durchsichtigen BH vom Weihnachtsmann wünschte, fand das keiner besonders lustig. Und als sie mich mit fünfzehn erwischt haben, wie ich Alkohol getrunken und mit T. J. Vandegraft herumgemacht habe, wollte meine Familie vor Scham in Grund und Boden versinken.« Die Spitze ihrer Angelrute hüpfte auf und nieder. »Meine Mom war überzeugt, dass ich entartete Gene von meinem Vater mitbekommen hätte. Er hat nämlich irgendwelche entfernten Vettern, die Bier aus der Flasche trinken und es treiben wie Seemänner auf Wochenendurlaub.«
    Max lachte herzlich. »Ich kann mir vorstellen, dass ein Wäsche-Model in dieser Familie nicht gern gesehen war.«
    »Anfangs nicht, aber als Onkel Jed bei unzüchtigen Handlungen mit einem der Lyle-Mädchen – ich glaube, sie hieß Millicent – hinter dem Rednerpult erwischt wurde…« Sie zuckte mit den Schultern. »Er zog die gesamte Ich-armer-Sünder-Nummer ab, weinte und führte sich auf wie ein Wahnsinniger, aber da Millicent erst knapp volljährig und obendrein noch schwanger war, ist

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