Traumfrau ahoi: Roman (German Edition)
sagte doch, ich bin ein charmanter Mensch.«
Sie brachte ein schwaches Lächeln zustande. »Wenn auch nicht ganz so charmant, wie du glaubst.«
Er berührte ihre Finger mit der Zungenspitze. »Du hast Glück, dass ich dir nicht zeigen kann, wie charmant ich manchmal bin«, sagte er.
Ihre Antwort ging in dem Wogen des Ozeans und dem Aufprall einer Welle mittschiffs unter. Das Wasser schlug lautstark gegen die Fenster und drückte die Jacht tief nach backbord herunter. Max stemmte die Füße in den Boden und ließ Lolas Hand los. Er rutschte ein paar Meter über den Boden. Entweder arbeiteten die Pumpen nicht, oder sie konnten die Wassermassen nicht bewältigen. Es dauerte länger als zuvor, bis die Dora Mae sich wieder aufgerichtet hatte. Das Ächzen des Schiffs war noch Furcht einflößender als das Heulen des Windes. Es war an der Zeit, ein ernstes Wort zu reden. Zeit, Lola wissen zu lassen, was ihnen jeden Augenblick drohen konnte. Er durfte es nicht länger hinauszögern. Er kroch zu ihr und Baby, die inzwischen auf dem Boden lagen, und leuchtete ihr ins Gesicht. Ihre ängstlich geweiteten Augen folgten jeder seiner Bewegungen. »Lola«, begann er und kniete sich neben sie, »wie lange kannst du die Luft anhalten?«
»Wieso?«
»Wie lange?«
»Eine Minute vielleicht.«
»Falls die Jacht kentert, wird sie nicht sofort sinken. Such eine Stelle, wo noch Luft ist, und einen Weg nach draußen. Die Kombüsentür wird eingedrückt werden, und vielleicht halten auch die Fenster nicht stand – geh an der Stelle raus,
wo es am einfachsten ist. Du hast die Schwimmweste, und sobald du draußen bist, treibt es dich sofort an die Oberfläche.«
»Werden wir kentern?«
»Möglich. Das Problem ist, dass die Jacht sich rechtwinklig zum Wind und zum Wasser ausrichtet. Die Wellen treffen uns hauptsächlich von backbord, viel seltener von steuerbord. Denk immer daran, dass du auf keinen Fall in Panik geraten darfst.«
»Zu spät.«
»Ich meine es ernst. Wenn die Wassermassen auf dich einstürzen, ist dies das Schwierigste überhaupt, aber du darfst dich von deiner Angst einfach nicht mitreißen lassen. Du musst dich retten. Und genau das kannst du nicht, wenn du in Panik gerätst.«
Ihre Brust hob und senkte sich. »Und was ist mit dir?«
»Ich werde gleich hinter dir sein. Wenn ich aufgetaucht bin, nehme ich das Rettungsboot in Betrieb, und dann können wir einsteigen.« Mit voller Absicht verschwieg er seine bösen Vorahnungen im Hinblick auf das Boot.
»Und Baby? Er schafft es nie im Leben.« Sie hielt ihren Hund fest in einem Arm und bedeckte mit der freien Hand ihr Gesicht.
Wahrscheinlich hatte sie Recht, und als hätte er jedes Wort verstanden, befreite Baby sich zappelnd aus Lolas Arm, lief zu Max und schmiegte sich an sein Knie. Mit seiner kleinen rosa Zunge leckte er zuerst Max’ Hose, dann seinen nackten Arm. »Ich sorge schon dafür, dass dein Hund es schafft.« Er hörte sich diese lächerliche Behauptung aufstellen, bevor er überhaupt wusste, was er sagte.
Lola richtete sich auf, rutschte bis zum Sofa und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. »Danke, Max.«
Ihr »Danke« schnitt sich in seine Brust, als wäre es das Fischmesser, das er wieder in seinen Stiefelschaft geschoben
hatte. Er musste den Blick abwenden. Wäre er nicht gewesen, liefen sie und ihr Hund jetzt nicht Gefahr, ihr Leben zu verlieren. Sie wäre zu Hause. Wohlbehalten und in Sicherheit in ihrem warmen Bett. Würde im Traum womöglich BHs entwerfen. »Lola, tut mir Leid, dass ich dich in diesen Schlamassel hineingezogen habe«, sagte er.
»Mir auch. Und es tut mir Leid, dass ich die Brücke in Brand gesetzt habe. Dass ich das getan habe, tut mir weiß Gott Leid.«
Ihre Selbstironie drehte das Messer in seiner Brust noch um. Aber genau diese Selbstironie gehörte zu den Eigenschaften, die er an ihr mochte, und außerdem hatte Lola noch sehr viel mehr liebenswerte Eigenschaften. Mehr, als er sie jemals wissen lassen würde. Er hob Baby auf und setzte sich neben sie. »Für eine lästige Nervensäge bist du ganz in Ordnung.«
»Ist das ein Kompliment?«
»Es war nur eine Feststellung.«
»Gut, weil es überhaupt nicht nach diesem Charme klang, vor dem du mich ständig warnst.« Der Bug hob sich, und Lola rutschte näher an ihn heran. »Und für einen überheblichen Möchtegern-Steven-Segal bist du auch ganz in Ordnung.«
Er zwang sich zu einem »Ha, ha«. »Steven Segal ist ein Weichei.«
»Seltsam, ich wusste genau, dass du das
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