Traumfrau ahoi: Roman (German Edition)
während von der Unterseite Luftbläschen heraufsprudelten.
»Mist.« Max verschränkte die Arme und sah mit finsterer Miene zu, wie das Boot innerhalb kürzester Zeit unterging.
»Tja, ich würde sagen, wir haben Glück gehabt, dass wir gestern Abend nicht von Bord gehen mussten.«
»Wir müssen schwimmen.« Max warf ihr einen Blick zu und fragte: »Schaffst du das?«
»Ja.« Da sie keineswegs vorhatte, in Panik zu geraten oder zu hyperventilieren, war sie sicher, dass sie die Strecke bis zum Strand bewältigen konnte.
Gemeinsam suchten sie Lebensmittel und Gerätschaften zusammen, die sie brauchen würden, um die Insel zu erkunden. Lola zog das Obstkleid an und fand ein Paar Turnschuhe ohne Schnürsenkel, die ihr beim Schwimmen jedoch von den Füßen fallen würden. Max griff nach dem Isolierband und kniete sich vor Lola.
»Was passiert, wenn ich mich in eine Prinzessin verwandle? «, fragte sie, als er ihren Knöchel umfasste und das Isolierband um den Turnschuh wickelte.
Sein Blick glitt an ihrem Schienbein hinauf, über das Knie bis zum Saum ihres Kleides. »Wie bitte?«
»Wie Aschenputtel.«
Er sah ihr ins Gesicht und griff nach ihrem anderen Fuß. »Dann wäre ich wohl der Märchenprinz.«
Der Märchenprinz? Na ja, das vielleicht nicht, aber er gefiel
ihr immer besser. Als die Schuhe fixiert waren, bürstete sie sich das Haar und putzte sich die Zähne, ehe sie Max das Glas mit der Zahnbürste reichte. Wortlos benutzte er sie. Als er fertig war, stopfte er Lolas Handtasche und die Provianttasche in einen Müllsack, blies ihn auf und verknotete die Öffnung so fest wie möglich, ehe sie vom Heck der Jacht ins Wasser stiegen. Max, Lola und Baby. Die Styroporblöcke an den Flanken des Hundes hielten ihn über Wasser.
Die stille, warme, glitzernde See hatte nichts mehr mit dem wütenden Sturm der vorherigen Nacht gemein. Das Wasser war so trügerisch ruhig, dass man sich kaum vorstellen konnte, dass es genau dasselbe war, das sie gestern beinahe das Leben gekostet hatte. Fünfzig Meter vom Strand entfernt fand Lola Boden unter den Füßen und watete durch die leichte Brandung ans Ufer. Die kleinen Wellen umspülten ihre Schenkel, und Lola nahm Baby auf den Arm und trug ihn den Rest des Weges. Der Sand war noch nass von dem Unwetter, und als sie den Hund auf den Boden setzte, stürzte er augenblicklich davon, um eine umgestürzte Palme zu untersuchen.
Lola hatte keine Ahnung, ob die Insel bewohnt war oder ob sie schlicht eine Katastrophe gegen eine andere eintauschten, aber es war ein so herrliches Gefühl, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, dass es sie in diesem Moment nicht kümmerte. Sie war nass und fror, und sie hätte sich am liebsten auf die Erde fallen lassen, um den Strand zu küssen. Stattdessen sank sie in die Knie und hob ihr Gesicht der Sonne entgegen. Gestern Nacht hatte sie um ein rettendes Schiff gebetet, aber es war keines gekommen. Vielleicht öffnete der liebe Gott ihr hier einen anderen Fluchtweg von der Dora Mae .
Die Sonne streichelte ihr Gesicht, die kühle Morgenluft erfrischte ihre Lungen, als sie plötzlich von einer Woge der Gefühle übermannt wurde. Sie lebte. In der vergangenen Nacht
hatte sie mehrmals geglaubt, sie würde den neuen Tag nicht mehr erleben. Einige Male wäre sie hysterisch geworden und hätte völlig den Verstand verloren, wenn Max nicht gewesen wäre. Wenn er in der dunklen Kajüte nicht ihre Hand gehalten und wenn sie nicht seine beruhigende Stimme gehört hätte.
Baby und sie waren noch am Leben, obwohl sie ohne weiteres auch hätten ertrinken können. Lola holte tief Luft und ließ den Atem langsam wieder entweichen. Nachdem jetzt alles vorüber war, sandte sie dem lieben Gott ein rasches Dankgebet, während sie ein Gefühl der Wärme durchströmte. Tiefe Dankbarkeit erfüllte sie – dafür, dass sie lebte, dass sie ihr nasses Kleid an der Haut kleben und den groben Sand in den Schuhen und zwischen ihren Zehen fühlte.
Max riss den Plastiksack auf und stellte ihre Tasche neben sie. »Auf geht’s, Lola«, forderte er sie auf und zerstörte den schönen Augenblick.
»Können wir nicht einen Moment hier sitzen bleiben und uns freuen, dass wir wieder an Land sind?«
»Nein.« Er öffnete die Tasche und reichte ihr das rote Wolltuch. »Wir vergeuden Tageslicht.«
»Was soll das? Bist du John Wayne?« Sie wrang so viel Wasser aus ihrem Kleid wie möglich und hüllte sich in das Kaschmirtuch. »Und du musst Baby von seinen
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