Traumfrau ahoi: Roman (German Edition)
sagen würdest.« Sie griff nach seiner Hand und drückte sie. Und als sie ihren Kopf auf seine Schulter legte, atmete er tief ihren Duft nach Blumen und Meer ein.
Lola Carlyle war ganz und gar nicht das, was er in der ersten Nacht erwartet hatte, als er ihren Führerschein sah. Sie war nicht oberflächlich oder hysterisch. Sie war kein verwöhntes Model, dessen Wert lediglich im Aussehen ihres Körpers im String-Tanga lag. Sie war viel mehr. Sie war eine Persönlichkeit, die sich ihren Ängsten stellte, und sie war mutiger
als manche Männer, die er kannte. Sie war eine Überlebenskünstlerin – verborgen unter lieblich duftender Haut. Sie war eine Kämpferin.
Sie hatte schreckliche Angst, das spürte er an dem festen Griff, mit dem sie seine Hand umklammert hielt, aber sie beherrschte ihre Angst. Er hatte zu viele Menschen erlebt, die genau das nicht konnten, um ihre Stärke nicht zu bewundern und zu schätzen.
Der Atlantik schleuderte die Dora Mae noch immer wie eine Nussschale umher. In der dunklen Kajüte hielt Max Lolas Hand und lauschte ihrer Stimme. Sie erzählte von ihrem Unternehmen, von ihrer Familie und von Babys Rausschmiss aus der Hundeschule. Und mit jeder Stunde, die verging, schmerzte das Messer in Max’ Brust ein bisschen mehr. Mit jeder Minute musste er energischer gegen den Drang ankämpfen, sie in die Arme zu schließen und sein Gesicht an ihrem Hals zu bergen. Sosehr er sich auch bemühte, es zu ignorieren, riss sie ihm mit jeder Berührung, mit jedem Laut, mit jedem Seufzer das Herz aus dem Leib.
Die Jacht neigte sich nach backbord, und einige Male fürchtete Max, sie würde sich nicht wieder aufrichten. Er hielt Lolas Hand, während der Wind unablässig heulte. Mehr nicht. Er hielt nur ihre Hand in seiner, doch die Berührung ihrer schlanken Finger und warmen Handfläche erschien ihm bedeutend intimer als manche seiner unzähligen Erlebnisse mit anderen Frauen. Er ließ ihre Hand erst wieder los, als der Sturm sich legte und die See sich allmählich beruhigte. Danach hielt er Lola im Arm, und sie schlief an seinen schmerzenden Rippen ein.
Als die ersten Strahlen der Morgensonne schließlich durch die Fenster fielen, bettete er Lola auf den Boden und schob ihr ein Sofakissen unter den Kopf.
Dann ging er nach draußen, um den Schaden in Augenschein zu nehmen.
Zum zweiten Mal, seit sie ihren Fuß an Bord der Dora Mae gesetzt hatte, erwachte Lola nach einer Nacht in der Hölle, in der sie mit ihrem Leben abgeschlossen hatte. Sie hörte, wie die Kombüsentür geöffnet wurde, und richtete sich auf. Das Erste, was sie bemerkte, war das Fehlen jeglicher Schiffsbewegung. Die Jacht neigte sich leicht nach links, lag aber ansonsten vollkommen still.
Sonnenschein flutete durch die Fenster und über Max’ Schultern hinweg, als er im Türrahmen erschien. Sie stellte fest, dass er seine Schwimmweste abgelegt hatte.
Lola stand auf und sah nach Baby, der auf dem Sofa lag und schlief. Sie zog ihre Schwimmweste ebenfalls aus und folgte Max nach draußen. Sie blinzelte in die Morgensonne. In etwa hundert Meter Entfernung sah sie hellen Sand, hohe Palmen, zerklüftete Felsen und üppige Vegetation. Mehrere Palmen sowie eine karibische Tanne waren vom Sturm geknickt und lagen halb im Wasser. Die Dora Mae war in einer seichten Bucht mit türkisfarbenem Wasser auf Grund gelaufen.
»Wo sind wir?«
»Keine Ahnung.«
»Glaubst du, dass wir auf einer Insel sind?«, überlegte sie laut. »Oder vielleicht an der Südspitze von Florida?«, fügte sie hoffnungsvoll hinzu.
Max deutete auf die zerklüfteten Felsen und Klippen links von ihnen. »Das sieht nicht nach Florida aus.« Auch er schirmte seine Augen mit der Hand gegen die Sonne ab. »Zu den Bahamas gehören schätzungsweise siebenhundert Inseln. Auf einer davon werden wir wohl gelandet sein.«
»Ob es auf der anderen Seite einen Club Med gibt? Aber vielleicht ist es auch eine dieser abgelegenen Inseln, die den Reichen und Berühmten gehören.«
Max ließ die Hand sinken. »Vielleicht gehört sie einem von deinen Freunden.«
Sie hatte keine Freunde, die Inseln besaßen. »Es gibt nur eine Möglichkeit, das herauszufinden.«
Max ging zur Schwimmplattform, knüpfte die Leine des Rettungsboots ans hintere Ende der Jacht und warf sie ins Wasser. Ein Stück Nylonschnur war am Rettungsboot befestigt, an der Max nun zog. Innerhalb von Sekunden hatte sich das kleine Schlauchboot aufgeblasen. Doch ebenso schnell begann es an verschiedenen Orten zu zischen,
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