Traumfrau ahoi: Roman (German Edition)
unternehmen können, damit man ihr Baby ließ. Er hätte die Leute mit seiner finsteren Miene einschüchtern können, aber er ließ sich nicht ein einziges Mal blicken. Lola war entsetzlich schwach und verwirrt, und obwohl sie die Vorgänge um sie herum beobachtete, war sie nicht in der Lage, sie in einen logischen Zusammenhang zu bringen.
Sie sah Militär und medizinisches Personal, aber nichts war ihr auch nur im Entferntesten vertraut. Sie war sich sicher, dass Max, wenn sie ihn nur fände, alles wieder in Ordnung bringen würde. Aber sie sah ihn nirgends.
Als Lola schließlich in den Krankenwagen verfrachtet wurde, erhaschte sie einen letzten Blick auf Max. Er stand im Lichtkegel einer Laterne, hob die Hand zu einem knappen Winken und stieg in ein wartendes Auto. Er verschwand hinter getönten Scheiben, und dann war er fort. Unvermittelt krampfte sich ihr Magen zusammen, und sie redete sich selbst gut zu, dass nun alles in Ordnung wäre. Sie war in Sicherheit und nicht mehr auf Max angewiesen. Sie brauchte ihn nicht mehr.
Warum aber hatte sie dann trotzdem das Gefühl, dass sie ihn brauchte? Warum glaubte sie sogar jetzt, da sie warm und kuschelig in ihrem Krankenhausbett lag, dass sie ihn ganz dringend brauchte?
»Wie geht es Ihnen?«, fragte eine Krankenschwester in einem malven- und türkisfarbenen Kittel und fühlte Lolas Puls.
Verwirrt, dachte sie. »Müde.« Sie kratzte sich am Hals. »Und so, als wäre ich bei lebendigem Leibe aufgefressen worden. «
»Ich hole Ihnen ein Mittel dagegen«, sagte die Schwester und ließ Lolas Handgelenk los.
Kurz nach ihrer Ankunft im Krankenhaus hatte man ihre Eltern verständigt und ihr mitgeteilt, dass sie auf dem Weg nach Florida waren. »Ich kann doch gehen, wenn meine Eltern hier sind, oder?«
»Das müssen Sie den Arzt fragen.« Die Schwester notierte etwas auf Lolas Krankenblatt. »Die Küche ist geschlossen, aber im Kühlschrank am Ende des Flurs finden Sie kleine Snacks. Falls Sie Hunger haben, können wir Ihnen Pudding und Saft und Limonade anbieten.«
Plötzlich fiel ihr wieder ein, dass sie an diesem Tag außer etwas Käse und einer Hand voll Cracker nichts gegessen hatte. Ihre Hände und Füße waren kalt, und sie fühlte sich wie ausgehöhlt, so als stünde sie kurz vor einem Kollaps. Diese Empfindungen waren ihr nicht neu, nein, sie waren alt und vertraut, aber zum ersten Mal seit langer Zeit vernahm sie das altbekannte Drängen laut und deutlich. Diese verführerische Stimme, die ihr sagte, dass sie bis zum nächsten Tag drei Pfund abgenommen haben würde, wenn sie jetzt nichts aß. »Ich sterbe vor Hunger und esse das, was Sie mir geben.«
»Ich sehe mal nach, was ich finden kann.« Die Schwester lächelte und wandte sich zur Tür.
»Wartet draußen zufällig jemand, der mich besuchen möchte? «, wollte Lola wissen.
Die Schwester steckte den Kopf zur Tür hinaus und blickte nach links und rechts den Flur entlang. »Nein. Vorhin war ein Sheriff hier, aber er ist anscheinend wieder gegangen.«
Lola wusste von dem Besuch des Sheriffs. Er wollte ihr ein paar Fragen stellen, aber sie hatte ihn auf den nächsten Tag vertröstet. Zuerst wollte er sich nicht abwimmeln lassen, hatte am Ende aber doch aufgegeben. Wahrscheinlich lag es daran, dass sie so miserabel aussah, wie sie sich fühlte, was sie jedoch nicht im Mindesten kümmerte. Sie war wirklich müde, aber noch wichtiger als ihre Erschöpfung war die Überlegung, dass sie erst mit Max reden wollte, bevor sie eine Aussage machte. »Haben Sie einen großen Mann mit schwarzem Haar und einem blauen Auge gesehen?«
»Nein. Ich schätze, das wäre mir wohl aufgefallen«, antwortete die Schwester, und ihre weißen Gummi-Clogs quietschten auf dem Linoleumboden, als sie das Zimmer verließ.
Lola kratzte einen Insektenstich an ihrem Hals, dann zupfte sie an dem Heftpflaster, mit dem die Nadel des Tropfs auf ihrem Handrücken befestigt war. Die Schwester brachte ihr Gemüsesuppe, ein Stück Brot, Pudding und eine Cola. Als Lola aufgegessen hatte, schob sie das Tablett beiseite und dachte an Max. Sie hätte gern gewusst, wohin man ihn gebracht hatte und wann sie ihn wieder sehen würde. Keinen Augenblick zweifelte sie daran, dass er sie besuchen würde, bevor er abreiste. Sie hatten zu viel gemeinsam durchgestanden, als dass er nun fortgehen könnte, ohne noch einmal mit ihr gesprochen zu haben. Er hatte ihr das Leben gerettet, und sie hatten miteinander geschlafen. Ja, sie wusste, dass es für sie beide
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