Traumfrau ahoi: Roman (German Edition)
sie gekannt hatte, war dieses nicht kostspielig oder üppig. »Danke«, sagte sie. »Kein Mann hat mir je eine Zahnbürste geschenkt.«
»Es ist eine Oral-B, genau wie deine alte.«
»Ja, das sehe ich.«
»Ich dachte, das bin ich dir schuldig.«
»Ja, das bist du auch. Ich werde diese Zahnbürste stets in Ehren halten.« Sie legte das Geschenk zu den Einkäufen auf den Arbeitstisch und nahm eine Waterford-Vase aus dem Schrank mit den Glastüren. »Eigentlich dürfte ich gar nicht den Wunsch haben, dich zu sehen«, sagte sie und füllte Wasser in die Vase. »Aber Baby und ich leiden immer noch an den Nachwirkungen des Stockholm-Syndroms.«
»Des Stockholm-Syndroms? Muss man nicht erst entführt werden, um am Stockholm-Syndrom leiden zu können?«
Sie drehte den Wasserhahn zu und blickte zu ihm hinüber.
Sie bemerkte, wie das Licht der Deckenlampe in seinem Haar spielte. Wie er in ihrer Küche stand und ihre Sinne mit seinem Anblick und dem kaum wahrnehmbaren Duft seines Aftershaves erfüllte. Was die Blutergüsse anging, hatte sie sich geirrt. Ein Augenwinkel war immer noch blau verfärbt. »Müssen wir schon wieder darüber diskutieren?«
Max schüttelte den Kopf und lehnte sich gegen den Kühlschrank. »Also, wie lange werden du und dein Hund wohl noch leiden?«
Lola stellte die Vase auf die Arbeitsfläche und fing an, die Blumen, die sie auf dem Markt gekauft hatte, zu arrangieren. Es war so merkwürdig, ihn hier in ihrer Wohnung zu haben, mit ihm in ihrer eigenen Küche zu reden statt in der Kombüse der Dora Mae . Und andererseits war es keineswegs merkwürdig. Es fühlte sich vielmehr an, als würde sie ihn schon ihr Leben lang kennen – noch ein Hinweis darauf, dass sie vielleicht wirklich verrückt wurde. »Ich kann nicht für Baby sprechen, und was mich betrifft, bin ich nicht sicher.«
»Bis nach dem Abendessen?«
Sie hob den Blick von einer pfirsichfarbenen Tulpe. »Lädst du mich ein?«
»Natürlich. Ich dachte, bei einem guten Steak könnten wir über deine Pläne reden, wie du deine Nacktfotos aus dem Internet nehmen willst.«
Sie hatte ihren neuen Plan bereits in Angriff genommen. »Ich habe einen Privatdetektiv angerufen, mit dem ich mich am Montag treffe.«
»Engagier mich doch stattdessen.«
»Bietest du mir etwa deine Hilfe an?«, fragte sie entgeistert.
»Ja.«
»Das würdest du für mich tun?«
»Klar.«
Wenn überhaupt irgendjemand Sams Website ausschalten
und die Fotos zurückholen konnte, dann war es Max, dessen war sie sicher. Mad Max. Der Mann, der Kobras zum Frühstück verspeiste und Hunde vor dem Ertrinken rettete. Der sie vor Drogenkurieren beschützte und Jachten in die Luft jagte. Max, der Held. Sie spürte, wie ihre Last leichter wurde, und gleichzeitig rührte etwas leise an ihr Herz. »Was würde das kosten?«
»Für dich würde ich ausgesprochen preiswert arbeiten.«
»Wie preiswert?«
»Wir sprechen beim Essen darüber.« Er nahm ihr die Tulpe aus der Hand, tippte mit der zarten Blütenspitze an ihre Nase und stellte den Stängel dann in die Vase. »Ich komme um vor Hunger, und ich kann entschieden besser denken, wenn ich etwas im Magen habe.«
So ziemlich das Letzte, worauf Lola Lust hatte, waren Schuhe. »Mir ist nicht sonderlich nach Ausgehen, aber du kannst uns hier etwas kochen.«
Er spähte in die Einkaufstüte. »Was hast du da drin?«
»Ein bisschen Gemüse. Milch, Hühnchen, Hackfleisch und anderen Kram.«
»Ein Riesen-Snickers«, sagte er und zog den Riegel heraus.
»Natürlich.«
Er ließ ihn wieder in die Tüte fallen. »Hast du auch Reis zu dem Hühnchen?«
Sie wies auf einen Schrank über ihrem Kopf. Das unterste Fach war mit Lebensmittelvorräten gefüllt, in den oberen beiden standen einige der ausländischen Kochbücher, die sie nie benutzte. »Da oben.«
Max trat hinter sie und griff über ihren Kopf hinweg. Seine Brust streifte ihren Rücken, als er den Schrank öffnete und eine leuchtend rote Packung herausnahm. Die Berührung war kaum wahrnehmbar, nur ein leises Reiben von Stoff an Stoff, und trotzdem jagte es ihr Schauer über den Rücken. »Minutenreis?
«, sagte er dicht über ihrem Kopf. »Mit Minutenreis kann ich aber keinen arroz con pollo machen.«
Lola stützte sich mit den Handflächen auf der Arbeitsfläche auf. Es wäre das Einfachste auf der Welt gewesen, sich rücklings gegen seine schützende Brust zu lehnen, sodass er seine Arme um sie legen und sie an sich drücken konnte. Sie könnte einfach die Augen
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