Traumfrau mit Fangzähnen
lichtete. Sie lebte. Es bestand noch Hoffnung.
»Hier, lies mal diesen Artikel«, sagte Darius und schob die
New York Times
zu mir über die Theke. Die Schlagzeile auf der Titelseite lautete:
Feuer und Mord auf Anwesen in Long Island
Brent Bradley, Chef des US-Sicherheitsdienstes, tot aufgefunden
von Robertson Chan und Steven Altman
East Hampton, 26. Februar
Kurz nachdem eine Explosion und ein Feuer ein Lagerhaus auf dem Anwesen von US-Sicherheitschef Brent Bradley zerstört hatten, machten die ermittelnden Beamten im Haupthaus einen grausigen Fund. Der Sicherheitschef, der das Haus in den Hamptons als Sommerresidenz nutzt, war von einer Kugel niedergestreckt worden. Die Schützin, die in einem Sessel neben ihm saß, war offenbar seine Schwester Delores Bradley Fitzmaurice, die Witwe des ehemaligen Vorsitzenden der Demokratischen Partei, Michael Fitzmaurice.
Mrs. Fitzmaurice teilte der Polizei mit, sie habe ihren Bruder getötet, weil er »ein Schurke« gewesen sei und er ihren einzigen Sohn erschossen habe, St. Julien Fitzmaurice, der für die Beraterfirma Brent Bradleys tätig war. Laut einer anonymen Quelle wurde Fitzmaurice am Dienstagabend während einer heftigen Auseinandersetzung auf Bradleys Anwesen verwundet. Die Quelle brachte die Schießerei mit einer neuerdings steigenden Verbreitung illegaler Drogen in der Innenstadt in Verbindung. Kein Krankenhaus der Umgebung hat jedoch Unterlagen über Fitzmaurice’ Einlieferung. Sein Zustand und sein Aufenthaltsort sind bisher unbekannt. Die Polizei versichert, dass Bradley zu keinem Zeitpunkt verdächtigt wurde, seinen Neffen erschossen zu haben.
Die Polizei hat Mrs. Fitzmaurice in Gewahrsam genommen, bis Redaktionsschluss wurde jedoch noch keine Anklage erhoben. Ein Sprecher des East Hampton Police Departments teilte mit, dass man erst die Ergebnisse der forensischen Untersuchung abwarten wolle. Zwischen der Explosion, die durch ausströmendes Gas verursacht wurde, und dem Schusswechsel gibt es offenbar keine Verbindung.
In einer kurzen Stellungnahme brachte der Präsident der Vereinigten Staaten seine Betroffenheit und seinen Kummer über Bradleys Tod zum Ausdruck. Er bekundete den Familien sein Beileid und nannte den Vorfall eine Tragödie. Bradley wurde vor fast zwei Jahren als Sicherheitschef ins Weiße Haus berufen und war laut Aussage der meisten Washingtoner Insider eine der Schlüsselfiguren der Regierung. Die Spekulationen über den Nachfolger Bradleys haben bereits begonnen.
Weiter auf Seite 3
Ich las nicht weiter.
Wo mag Fitz sein? Hoffentlich geht es ihm gut,
dachte ich. Zu Darius sagte ich: »Was für eine Überraschung. So viel zu Js Plänen, Bradley an der Macht zu lassen. Er hat nicht mit dem Zorn einer Mutter gerechnet.«
»J und seine Leute ignorieren oft die menschlichen Reaktionen, wenn sie ihre Pläne aushecken«, erwiderte Darius tonlos. Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte. Ich glaubte nicht, dass Darius recht hatte, aber das Thema war es nicht wert, darüber zu streiten.
»Wie geht es Bubba?«, fragte ich. »Hast du etwas von ihm gehört?«
Darius grinste. »Ich habe Benny angerufen. Offenbar hat das alte Schlachtross den gebrochenen Arm gerichtet bekommen und verweigert nun jegliche weitere medizinische Hilfe. Benny sagt, dass es ihm gutgeht. Sie passt für einige Tage auf ihn auf – wenn sie durchhält. Er versucht wohl schon, sie aus der Wohnung zu werfen. Ich habe übrigens noch etwas getan, während du geschlafen hast …«
»Und was?«, fragte ich.
»Ich habe durch die Nummer auf Jades Hundemarke im Internet Informationen über ihren Vorbesitzer herausgefunden.«
»Das interessiert mich nicht«, sagte ich und trank den letzten Schluck meines Kaffees aus.
»Ich denke doch«, entgegnete Darius.
»Warum?«
»Jades Besitzer war ein gewisser Manny Manuel. Er hat eine Adresse in der Bronx angegeben, aber sie ist falsch. Die ganzen Gebäude in der Straße wurden letztes Jahr für den Bau eines Highways abgerissen.«
Ich ließ beinahe meinen Kaffeebecher fallen. »Glaubst du, Manny Manuel könnte Don Manuel sein? Aber wie ist Jade dann in diese Box gekommen? Das verstehe ich nicht.«
Um sieben trafen Darius und ich beim Tierarzt der Einheit K9 des NYPD ein. Voller Furcht betrat ich ein weißgestrichenes Wartezimmer mit billigen Plastikstühlen in grellem Orange. Ein paar alte Zeitschriften lagen auf einem ramponierten Beistelltisch. Als ich die Sprechstundenhilfe nach Jade fragte,
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