Traumfrau mit Fangzähnen
die Theke. »Guten Appetit«, sagte sie.
Mich packte der Heißhunger, und Fitz und ich griffen ordentlich zu. Er hielt weiterhin einen Arm um meine Taille geschlungen, und mit der anderen fütterte er mich mit einem Nacho. Ich versuchte lachend, die Guacamole davon abzulecken, bevor sie auf die Theke tropfte. In diesem Moment kam Darius die Treppe herunter, und in seinem Gesicht spiegelte sich deutlich der Schock über unseren Anblick wider. Ich wandte bewusst den Blick ab und unterhielt mich mit Fitz.
Was du kannst, kann ich auch,
dachte ich.
»Was hat es denn mit dieser ominösen Verabredung auf sich? Wenn es nicht um eine Hochzeit geht, worum dann?«, fragte ich Fitz.
»Es ist fast genauso schlimm. Mein Onkel gibt morgen Abend einen Empfang. Es werden furchtbar viele feine Leute da sein, zumeist ältere, sowie der gesamte Fitzmaurice-Clan. Das bedeutet etwa fünfzig Verwandte, die einen Drink nach dem anderen kippen, um Mitternacht beschließen, Football zu spielen oder alte Fehden auszugraben, die schon seit mindestens einer Generation schwelen. Es kann entweder wahnsinnig lustig oder ein absolutes Desaster werden. Ich muss mich leider dort sehen lassen, und ich dachte, vielleicht wäre es nicht ganz so schlimm, wenn Sie auch mitkommen. Es ist eine verrückte Idee, ich weiß. Wahrscheinlich haben Sie eine intakte Familie und werden bei meiner die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Aber das Essen ist wirklich hervorragend, und immerhin befinden Sie sich in meiner Gesellschaft.«
In diesem Moment ging der Gast, der auf dem Barhocker neben Fitz gesessen hatte. Ich zog den Hocker neben Fitz. Um wiedergutzumachen, dass ich mich aus seiner Umarmung gelöst hatte, fütterte ich ihn nun meinerseits mit einem Nacho. »Also eigentlich hört sich das ziemlich gut an, allerdings könnte es sein, dass ich arbeiten muss. Ist es in Ordnung, wenn ich Ihnen morgen eine E-Mail schreibe? Ich hasse es, Sie zu vertrösten, aber ich muss erst meinen Anrufbeantworter abhören, wenn ich zu Hause bin.«
»Das ist absolut fair. Aber ich habe noch eine andere Idee. Würden Sie auch heute Abend mit mir ausgehen? Ich meine, irgendwo anders hin als hier? Wir könnten uns ein wenig besser kennenlernen. Essen gehen. Was immer Sie wollen«, schlug er vor und sah mich hoffnungsvoll an.
Ich zögerte für einen Augenblick. Ich musste mich unbedingt mit ein wenig Blut stärken, aber ein Steak würde mir erst einmal über das Gröbste hinweghelfen. Außerdem gefiel mir die Vorstellung, allein in mein leeres Apartment zurückzukehren, überhaupt nicht. »In Ordnung«, sagte ich und lächelte ihm zu.
»Großartig!«, rief Fitz. »Darauf erhebe ich mein Glas!« Er prostete in die Luft und bestellte einen weiteren Jameson. Es war sein dritter, seitdem wir mit den Nachos angefangen hatten. Nichts an seinem Verhalten verriet, wie viel er vorher schon getrunken hatte, doch sein Gesicht war gerötet, und wenn er nicht darauf achtete, nuschelte er ein bisschen. Andererseits ging es mich nichts an, ob er sich betrank, und schließlich war es Samstagabend. Ich spürte den Alkohol selbst bereits, und um ehrlich zu sein, fühlte es sich ziemlich gut an. Es betäubte den Kummer. Aber ich war mir auch bewusst, wie gefährlich es für mich werden konnte, einen Schwips zu haben und meine Selbstkontrolle zu verlieren.
»Auf welches Essen hätten Sie denn Lust?«, fragte Fitz, während er an seinem Glas nippte.
»Auf irgendetwas Blutiges«, antwortete ich und grinste. »An einem ruhigen Ort, wenn es Ihnen nichts ausmacht«, fügte ich noch hinzu.
Fitz klopfte mit seinem leeren Glas auf die Theke. Er dachte einen Augenblick lang nach, dann sagte er: »Ich weiß genau das Richtige. Ich muss nur noch ein paar Mal telefonieren.« Er zog sein Handy hervor.
»Ich hole in der Zeit meine Sachen«, flüsterte ich und ging zur Garderobe. Als ich wieder zurückkehrte, hatte Fitz bereits bei Jennifer gezahlt. Er griff nach seinem Mantel, und wir verließen den Pub und traten in die kalte, feuchte New Yorker Nachtluft hinaus.
Ein Schleier grauen Nebels kroch vom Hudson südwärts Richtung Innenstadt. Der Mond war nicht zu sehen. Das Licht der Straßenlaternen erfasste den Nebel und verwandelte ihn in ein grelles Gelb. Ich fröstelte. Nicht gerade die ideale Nacht, um auszugehen. Wahrscheinlich wäre ich doch besser nach Hause gefahren und hätte mir die Decke bis zur Nasenspitze hochgezogen. Stattdessen fror ich mich fast zu Tode, und Fitz machte keine Anstalten,
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