Traumfrau mit Fangzähnen
erklärte er und zählte die Schritte an seinen Fingern ab. »Zuerst beschaffen wir die Beweise gegen die Dealer. Dann jagen wir ihr Labor in die Luft, und zuletzt kümmern wir uns um den Drahtzieher.«
»Weißt du noch, Daphne, dass ich bei unserem ersten Meeting mit J gefragt habe, ob man uns im Umgang mit Sprengstoff schult?«, sagte Benny.
»Ja, stimmt, aber er hat sich über dich lustig gemacht. Und jetzt sollen wir ein Gebäude in die Luft sprengen. Manchmal habe ich das Gefühl … Vielleicht sollte ich besser nicht sagen, was ich denke, aber ich habe keine besonders hohe Meinung von unserem Geheimdienst. Es scheint gewisse Kommunikationsprobleme zu geben.«
»Ich kenne mich mit Sprengstoff aus«, sagte Bubba ruhig. »Darüber braucht ihr euch also keine Sorgen zu machen.«
Benny warf mir einen fragenden Blick zu. Es war der perfekte Aufhänger, um etwas über Bubbas Vergangenheit zu erfahren. »Wo hast du das gelernt?«, fragte ich.
»Ich war viele Jahre beim Militär«, erwiderte Bubba. »Die meiste Zeit habe ich mit Schwarzpulver gearbeitet, später dann mit Dynamit. Bevor ich nach New York gekommen bin, habe ich mich ein wenig mit diesem neumodischen Plastiksprengstoff auseinandergesetzt. Den benutzen die Terroristen. Es gibt im Internet sogar schon Bauanleitungen dafür. Aber Dynamit funktioniert genauso gut.«
»Ich habe nicht die geringste Ahnung von dem ganzen Zeug«, erwiderte ich. »Es macht mich fuchsteufelswild, dass J nicht einmal in Erwägung gezogen hatte, uns ein paar Grundlagen beizubringen. Ein weiterer Effekt dieses Trainings wäre außerdem gewesen, uns zu einem Team zusammenzuschweißen. Manchmal frage ich mich, ob J überhaupt will, dass wir Erfolg haben. Er ist keiner von uns, und er hat selbst gesagt, dass er von Anfang an gegen die Entstehung unserer Einheit war.«
»Aber nach unserem letzten Auftrag sagte er doch, er habe seine Meinung geändert, Daphy«, wandte Benny ein. »Und ich glaube, dass er das ernst meinte.«
»Seitdem ist viel Wasser den Fluss hinuntergeflossen«, sagte Bubba. »Jetzt liegt es ganz bei uns. Wir entscheiden, wie stark wir als Team sind. Lasst uns einen eigenen Plan ausarbeiten und diesen Job so gut wie möglich machen. Einverstanden?«
»Einverstanden«, antworteten wir alle.
Chris, unser Kellner, kam zurück und stellte einen Korb mit Brot auf den Tisch. Bubba nahm eine Scheibe, reichte den Korb herum und wandte sich dann an mich. »Ich halte es für keine gute Idee, wenn du allein in die Hamptons fährst. Das soll nicht heißen, dass ich es dir nicht zutraue, aber es ist sicherer, wenn dir jemand den Rücken freihält.«
»Ich begleite Daphne«, sagte Benny. »Zu zweit haben wir auch eine viel bessere Ausrede, warum wir dort sind – falls wir eine brauchen.«
»Gute Idee«, sagte ich. »Außerdem wird die Fahrt dann nicht so langweilig. Im Übrigen brauche ich erst mal ein Auto. Vielleicht kann Mar-Mar mir eins besorgen.« Ich zog mein Handy aus der Tasche und rief meine Mutter in Scarsdale an. Sie nahm zwar ab, sagte aber sofort, dass sie beschäftigt sei. »Meine Rettet-die-Bäume-Gruppe trifft sich gleich«, teilte sie mir mit. »Du erinnerst dich doch an sie, Liebes, oder? Du hast dieses süße kleine Ding, Sage Thyme, auf meiner Party getroffen.«
Ich erinnerte mich in der Tat. Es war der Abend, an dem Benny Louis kennengelernt hatte, einen Vampir aus New Orleans, den meine Mutter eigentlich für mich auserkoren hatte. Stattdessen hatte es zwischen ihm und Benny gefunkt, allerdings dauerte ihre Beziehung nicht länger als maximal zwei Tage und nahm schließlich ein schlimmes Ende: Louis verließ Benny – und wurde umgebracht. »Ja, Mar-Mar. Ich erinnere mich. Hör mal, ich brauche ein Auto.« Ich erklärte ihr, wozu, und sie versprach mir, dass am nächsten Abend um neun ein Wagen abfahrbereit vor meinem Haus stehen würde.
In der Zwischenzeit hatten Cormac und Bubba die Köpfe zusammengesteckt und das weitere Vorgehen abgesprochen. Sie wollten J um eine Luftaufnahme von dem Labor und um Informationen über den zur Verfügung stehenden Sprengstoff bitten. Bubba versprach, Cormac etwas über Sprengkapseln und Zeitzünder beizubringen, und zu meiner Überraschung schien sich Cormac darauf zu freuen. Da sein Hauptinteresse normalerweise dem Kochen, Opern, Shopping und Broadway-Stücken galt, hatte ich immer angenommen, dass ihn typische Männergespräche vollkommen kaltließen.
Die Salate wurden gebracht, was uns nicht sonderlich
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