Traumfrau mit Fangzähnen
Vorgehen zukommen lassen würde. Während wir in den außergewöhnlich langsamen Aufzügen des Flatiron-Gebäudes in die Lobby hinabfuhren, bezeichnete Cormac die bevorstehende Aktion in den Hamptons bereits als den Höhepunkt unseres Auftrags, und Benny stimmte ihm zu. In bester Laune beschlossen wir, den Abend gemeinsam zu verbringen,
als Team
. Diese spezielle Verbundenheit, die J erwähnt hatte, schien in uns allen etwas ausgelöst zu haben.
Bevor wir durch die Türen aus Chrom und Glas hinaus in die Kälte traten und uns auf die Suche nach einer Bar machten, in der wir zu Abend essen und uns unterhalten konnten, standen wir noch eine Weile in der Lobby herum. Bubba ergriff als Erster das Wort. »Wir haben uns bis jetzt alle nicht großartig um unseren Job gekümmert. Wir haben auf die Anweisungen von J gewartet, sind unsere eigenen Wege gegangen und haben uns gegenseitig im Stich gelassen.«
Wir wussten, was er meinte, und nickten bestätigend.
»Du hast vollkommen recht«, stimmte Benny ihm zu. »Daphne und ich sind zwar häufiger zusammen, aber in dieser Woche bin ich zum ersten Mal mit dir ausgegangen, Bubba. Und Cormac, bei dir muss ich mich ganz besonders entschuldigen. Normalerweise verschwende ich keinen einzigen Gedanken an dich. Es ist fast so, als würdest du gar nicht existieren.«
»Es wird Zeit, dass wir daran etwas ändern«, sagte Bubba, »und zwar sofort.« Ich sah ihn noch einmal genauer an. Heute Abend hatte er sich ein wenig anders angezogen als sonst. Er trug einen leicht schief sitzenden Lederhut mit Krempe und einer Pfauenfeder an der Seite, die sich anmutig quer über den Kopf bog. Es war ein ziemlich außergewöhnliches Stück. Die Jacke, die Bubba für gewöhnlich trug, hatte er durch einen grauen Mantel mit Militärschnitt ersetzt, in dessen Revers ein aus rotem Band geflochtener Liebesknoten steckte. Er sah plötzlich weniger wie ein Junge vom Land aus und mehr wie ein Gentleman. Wieder einmal fragte ich mich, wer er wohl gewesen sein mochte, bevor er zu Bubba Lee wurde.
Nun ergriff er erneut das Wort. »Als ich dank Benny von Kentucky hierher nach New York rekrutiert wurde, sagte man mir, wir seien etwas Besonderes. Wir sind die erste und beste Schutztruppe im Kampf gegen den Terror. Wir sind intelligent, wir sind Kämpfer, und wir wissen, dass wir nur gewinnen können, wenn wir zusammenhalten. Es ist an der Zeit, dass wir das
Team
Dark Wing werden, und nicht bloß die vier Dark Wings.«
»Das sehe ich ganz genauso«, bestätigte Benny.
»Ich auch«, schloss ich mich an.
Cormac nickte zwar, äußerte aber auch seine Bedenken. »Hört mal, Leute, nur weil wir sagen, dass wir ein Team sind, ist das noch lange nicht Realität. Wir müssen lernen zusammenzuarbeiten. In einer Broadway-Show probt auch immer die ganze Besetzung, damit man sich aufeinander einspielt. Diesen Prozess kann man nicht abkürzen. Haben wir genug Zeit, zu einem Team zusammenzuwachsen, bevor es ernst wird?«
»Das weiß ich nicht«, antwortete Bubba. »Aber wir werden es versuchen. Das sind wir uns schuldig. Und ich glaube, dass wir eine reelle Chance haben.«
Das glaubte ich auch, aber ich war mir auch sicher, dass es nicht einfach werden würde. Unter Umständen mussten wir einen hohen Preis dafür zahlen.
Kapitel 10
Die höchste Tugend im Leben ist Mut, denn er macht alle anderen Tugenden erst möglich.
Winston Churchill zugeschrieben
M enschliches Blut ist unser Lebenselixier. Es verschafft uns Unsterblichkeit und ewige Jugend. Vampire können ohne Blut nicht existieren. Aber im Gegensatz zu weitverbreiteten Behauptungen lieben wir es zu essen, vor allem aus reinem Genuss. Schließlich sind wir ausgesprochen sinnliche Kreaturen. Wenn gerade kein menschliches Blut zur Verfügung steht, können wir uns eine Weile lang über Wasser halten, indem wir andere Warmblüter verspeisen. Das Team Dark Wing einigte sich daher schnell darauf, ein Restaurant zu suchen, in dem es schöne, saftige Steaks gab. Cormac schlug ein Lokal namens Garage auf der Seventh Avenue im West Village vor. Also nahmen wir die U-Bahn Richtung Christopher Street und Seventh Avenue South. Wir unterhielten uns unterwegs nicht viel, und trotzdem genoss ich es, Teil einer Gruppe zu sein. Ich fühlte mich wohl, ich fühlte mich, als würde ich dazugehören.
Es war bereits nach sieben Uhr und ich kurz vorm Verhungern, als wir uns endlich in einer dunklen, roten Sitzgruppe auf der Empore des Restaurants
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