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Traumfrau mit Fangzähnen

Traumfrau mit Fangzähnen

Titel: Traumfrau mit Fangzähnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Russe
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es nicht leicht, seine kriminellen Machenschaften mit der Art in Einklang zu bringen, wie er mich behandelte. Und damit, was ich für ihn empfand. Eigentlich war ich davon ausgegangen, dass ich ihn nie wiedersehen würde. Innerhalb der nächsten zwei Tage würden wir das Susto-Labor zerstören, die Drahtzieher hinter dem Drogendeal töten oder hinter Gitter bringen, und der Auftrag wäre erledigt. Das war zumindest der Plan – wenn nichts schiefging.
     
    Ich beschloss, ein wenig früher mit Jade spazieren zu gehen und mich dann noch vor Sonnenaufgang in den Sarg zu legen, um ein wenig Schlaf nachzuholen. Es war etwa drei Uhr nachts, als mein Hund und ich auf die Straße hinaustraten. Es fiel immer noch kalter Nieselregen, der mein Gesicht mit feinem Dunst bedeckte. Nebelschwaden waberten um die Lichter der Straßenlaternen, und in Jades Fell verfingen sich feine Wassertropfen. Während ich vor Kälte und Feuchtigkeit zitterte, tollte sie ausgelassen herum. Es wurde deutlich, dass sie ein Schlittenhund war und damit wie geschaffen für Kälte und Schnee.
    Ich hatte mich ein wenig über die Rasse informiert und war entsetzt über den Verrat der Menschen an diesen Tieren, deren Mut und Loyalität unermesslich sind. Jades Rasse wurde ursprünglich von den Mahlemiuts gezüchtet, einem Inuit-Stamm in Alaska, und konnte problemlos Temperaturen von weniger als minus fünfundzwanzig Grad Celsius überleben. Die Hunde waren in der Lage, Lasten so schwer wie ein Pick-up zu ziehen – das sind über eintausend Kilo. Im Zweiten Weltkrieg wurden Malamutes darauf trainiert, Maschinengewehre zu tragen, sie begleiteten die Soldaten nach Frankreich, sie zogen die Schlitten auf der dem Untergang geweihten DeLong-Nordpolexpedition von 1881, bei der sie aufgrund mangelnder Nahrungsmittel geschlachtet wurden, und sie waren die unbesungenen Helden der beiden Admiral-Byrd-Expeditionen, bei denen der Südpol erreicht werden sollte und die geschwächten Hunde am Ende erschossen oder einfach zurückgelassen wurden. Malamutes waren auch dort noch einsatzfähig, wo technische Ausrüstung, Pferde oder Flugzeuge versagten. Falls die Rasse einen Fehler hatte, dann den, dass sie den Kampf liebte.
    Ich hatte nicht versucht, Jades ursprünglichen Besitzer durch die Informationen auf ihrer Hundemarke ausfindig zu machen. Sie war vernachlässigt worden und hatte im Sterben gelegen, und ich hätte sie niemals jemandem zurückgegeben, der zu so etwas fähig war. Im Grunde konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen, je wieder ohne sie zu sein. Sie gehörte jetzt zu mir, und ich würde alles Erdenkliche tun, damit das auch so blieb.
    Diesen Gedanken hing ich nach, während Jade und ich die verlassenen Straßen Manhattans entlanggingen. Ich durchstreifte die Nacht, wie ich es schon seit Jahrhunderten tat. Ich fürchtete mich nicht vor dem, was sich in den dunklen Schatten verbarg, denn es waren Wesen wie ich, die darin Zuflucht suchten. Ich fürchtete mich auch nicht vor denen, die mich jagten, denn wenn ich einen klaren Kopf behielt, konnte ich schneller laufen, besser kämpfen oder war einfach gerissener als sie. Ich dachte wieder an meine letzte Begegnung mit den Jägern. Immer wenn ich angegriffen wurde, war Darius ganz in der Nähe. Vermutlich war wirklich
er
das Ziel, nicht ich. Auch der Angriff des Mädchens galt möglicherweise gar nicht mir als Vampir, sondern mir als Vertrauter, vielleicht auch Geliebter von Darius. Hatte sie wirklich einen Pflock in der Hand gehalten? Könnte es nicht auch ein Messer gewesen sein? Wenn ich es hätte schwören müssen, ich hätte es nicht gekonnt. Meine Wahrnehmung war von dem beeinträchtigt, was ich zu sehen glaubte.
    Ich war wachsam, doch Jade spürte noch vor mir, dass etwas nicht stimmte. Sie blieb stehen, hob den Kopf, heulte lang und klagend und weigerte sich weiterzugehen. Von ihrem Verhalten alarmiert, durchforschte ich die Schatten eines Treppenaufgangs. Irgendetwas bewegte sich.
Verdammt,
dachte ich.
Das war es wohl mit dem entspannten Spaziergang.
Mein Herz schlug schneller, ich spannte mich an und machte mich bereit für den Kampf. Wieder sah ich eine Bewegung, und plötzlich trat ein kleiner Mann aus der Dunkelheit. Der Schamane. Ich war erleichtert und auch ein wenig verärgert.
    »Don Manuel«, sagte ich, »was wollen Sie schon wieder?«
    »Sie müssen sich beeilen«, erwiderte Don Manuel und trat in das Licht einer Straßenlaterne. Ich konnte ihn nun besser erkennen, mit seiner nussbraunen

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