Traumfrau mit Fangzähnen
Kampfrausch und riss dem Angreifer die Pflöcke aus dem Gurt. Sie fielen zu Boden und klangen dabei wie umfallende Bowlingkegel. Einen der Pflöcke hielt der Angreifer jedoch in der Hand, und seine Spitze war auf Bubbas Brust gerichtet. Bubba schloss seine große Faust um das Handgelenk des Jägers, und ich hörte, wie die Knochen brachen. Aber der Angreifer ließ den Pflock nicht sinken. Ich sprang auf seinen Rücken, schlang meinen Arm um seinen Hals und würgte ihn. Er versuchte verzweifelt, mich abzuwerfen wie ein Hund, der sich das Wasser aus dem Fell schüttelt. Ich habe keine Ahnung, was geschehen wäre, wenn nicht in dem Moment der Einsatzwagen des NYPD mit Blaulicht und Sirene die Straße entlanggefahren wäre, aber irgendjemand hätte ganz sicher den Tod gefunden. Der Wagen kam mit quietschenden Reifen zum Stehen, und zwei Polizisten sprangen mit gezogenen Waffen heraus.
Die Vampirjäger bemerkten den Streifenwagen ebenfalls, befreiten sich aus unseren Griffen und liefen, die Aufforderung der Polizisten, stehen zu bleiben, ignorierend, davon. Wir Vampire standen bewegungslos da. Darius, etwa ein Dutzend Schritte von uns entfernt, tat es uns gleich. Ich konnte den Ausdruck auf seinem Gesicht nicht deuten. Der Ärger von Moses Johnson, der gerade um die nächste Ecke gerannt kam, war hingegen kaum zu übersehen. Er hielt seine Polizeimarke hoch und rief den beiden Polizisten seinen Dienstgrad zu. Dann wechselte er einige knappe Worte mit ihnen, die beiden steckten ihre Waffen ein, stiegen wieder in den Streifenwagen und nahmen die Verfolgung der beiden Vampirjäger auf.
Der NYPD Detective trat auf uns zu, und sein Gesicht war so dunkel und zornentbrannt, als sei er der Tod höchstpersönlich. »Was zum Teufel ist hier los?«, schrie er.
Bubba beugte sich schwer atmend nach unten, hob seinen Hut vom Boden auf und schlug ihn gegen sein Bein, um das Wasser abzuschütteln. Benny strich sich die Haare aus dem Gesicht, zog ein Taschentuch aus der Tasche und wickelte es um ihre Hand, deren Fingerknöchel blutig waren. Cormac untersuchte seinen Mantel, der unter der Armbeuge einen großen Riss aufwies. Schließlich sah Bubba Johnson gelassen in die Augen. »Ein paar Idioten haben versucht, unseren Freund dort drüben zu verprügeln«, sagte er mit unbewegter Stimme und deutete mit einer Kopfbewegung Richtung Darius.
»Und Sie sind ganz zufällig hier vorbeigekommen?«, fragte Moses, dessen Mund aussah, als habe er gerade in eine Zitrone gebissen.
»Ganz genau, Sir, Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen. Wir waren vorher in dem Club dort hinten und haben seinen Auftritt gesehen. Als wir rauskamen, lagen diese beiden Typen nach ihm auf der Lauer. Wir haben getan, was jeder in dieser Situation getan hätte.«
»Hey, Sie! Kommen Sie mal her!«, rief Johnson Darius zu.
Darius kam auf uns zu, ruhig und gefasst, beinahe lässig.
»Wie heißen Sie?«, fragte Johnson in beißendem Tonfall und musterte Darius’ blondes Haar, die Narbe in seinem Gesicht und den schwarzen Umhang. Man konnte beinahe hören, wie er dachte:
Kleiner Junkie.
»Darius della Chiesa«, antwortete Darius und erwiderte Johnsons Blick.
»Wussten Sie, dass die zwei Männer auf Sie warteten?«, bellte Johnson.
»Nein, ich habe sie noch nie zuvor gesehen.«
»Und Sie sind Musiker? Zeigen Sie mir bitte Ihren Ausweis.« Johnson konnte seinen Ärger offenbar kaum im Zaum halten.
Darius zog seine Brieftasche hervor und holte einige gefaltete Papiere heraus, die er Johnson in die Hand drückte. »Ich habe zwar eine Band, aber das ist nicht mein hauptsächlicher Job.«
Johnson las sich die Papiere sorgfältig durch. Dann zog er überrascht die Augenbrauen in die Höhe, nahm seinen Notizblock heraus und schrieb etwas darin auf. Als er sich wieder Darius zuwandte, war aus seiner Stimme jegliche Feindseligkeit verschwunden. »Alles klar, Commander«, sagte er und gab Darius die Papiere zurück. »Sie hatten Glück, dass Ihre Freunde zufällig in der Nähe waren.« Dann wandte sich Johnson wieder Bubba und uns anderen zu. »Ich habe keine Ahnung, was hier wirklich vor sich geht oder was es
damit
auf sich hat«, sagte er und trat gegen einen der hölzernen Pflöcke auf dem Boden. »Aber vielleicht sollten wir uns in nächster Zeit einmal zusammensetzen und uns in Ruhe darüber unterhalten. Momentan habe ich allerdings alle Hände voll mit anderem zu tun. Miss Urban?«
»Ja, Detective?«, erwiderte ich.
»Kommen Sie bitte kurz mit«, wies er mich an
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