Traumfrau mit Geheimnis
Freund. Wir gehen in die erste Klasse.“ Cooper sprach schnell und ohne Pause. „Letztes Jahr waren wir im Kindergarten, dort sind wir beste Freunde geworden, aber ich kenne ihn schon, seit ich klein war.“
Der Junge redete wie ein Wasserfall. Als er eine Pause zum Luftholen machte, fragte Dean: „Wohnst du hier in der Straße?“
„Ja!“
Na wunderbar. „Okay, Cooper, ich bin Mr Sinclair. Ich bin neu hier. Und jetzt zieht ab und sprecht keine Fremden mehr an.“ Dean setzte sich wieder in Bewegung, doch die Jungs folgten ihm.
„Hast du Kinder?“, fragte Cooper.
„Nein“, erwiderte Dean kurz angebunden.
„Schade. Wir brauchen mehr Kinder in Somerset, fürs Baseballteam. Wir sind nicht sehr gut bisher. Besonders fehlt uns ein guter Werfer. Warum hast du keine Kinder? Magst du Kinder nicht?“
Beinahe hätte Dean brutal ehrlich Nicht wirklich gesagt. „Kinder sind okay“, antwortete er stattdessen. Im Stillen fügte er hinzu: solange es nicht meine sind. „Ich habe eine Nichte und drei Neffen.“
„Kommen sie dich mal besuchen?“
„Wahrscheinlich nicht. Außerdem sind sie noch zu klein für Baseball.“
„Oh“, machte Cooper enttäuscht.
Dean dachte an seine wachsende Verwandtschaft. Der Sohn seiner Schwester war zwei und in der Trotzphase, Boones Kleine völlig verwöhnt, und die Zwillinge seines anderen Bruders Clint waren noch Säuglinge. Er hatte nur einen Blick auf die beiden zappelnden Würmchen geworfen und Clint gesagt, er solle ihn anrufen, wenn sie sprechen konnten. Wieso fand alle Welt Babys nur so süß?
Diese Einstellung machte ihn wohl nicht gerade zu einem freundlichen Onkel im Sinne des Wortes.
Die Kinder hatten ihn jetzt in die Mitte genommen. Terrance versuchte, einen Blick in die Einkaufstüten zu erhaschen, und machte sich nicht mal die Mühe, es unauffällig zu tun.
Zum Glück war er fast bei seinem Quartier angelangt.
„Und was ist mit dir?“, fragte er Terrance. Der Junge zuckte zusammen, als hätte er ihn erwischt – was ja auch stimmte.
„Was?“
„Wünschst du dir auch, dass mehr Kinder in die Stadt ziehen?“
Der Junge dachte einen Moment ernsthaft über die Frage nach. „Nicht wirklich. Ich habe meinen besten Freund Cooper und meinen zweitbesten Freund Johnny, zwei Brüder und meinen Dad und meine Mom. Das ist genug.“ Er klang zufrieden mit seinem jungen Leben.
„Kluges Kind“, murmelte Dean.
„Aber wir könnten wirklich einen Werfer gebrauchen“, fügte Terrance nachdenklich hinzu.
Dean blieb stehen. „Hier wohne ich“, sagte er. Beinahe hätte er die Kinder mit einer Handbewegung weggescheucht, doch er nahm sich zusammen.
„Das ist Miss Evelyns Haus“, sagte Cooper und nickte weise. „Iss nicht von den Zuckerkeksen“, fügte er mit Grabesstimme hinzu.
Dean wollte gerade fragen warum, als er abgelenkt wurde.
Reva Macklin kam aus dem Restaurant und trat im Schatten der Bäume auf den Bürgersteig. Wieso sah sie nur so aus, als wäre sie von einem goldenen Schimmer umgeben? Sie ließ ihn an Sonne und Zimt denken, Erdbeeren und … lieber Himmel, das war eine Frau, die sich im Kopf eines Mannes festsetzen und ihn langsam verrückt machen konnte.
Sie kam auf ihn zu, und für einen Augenblick sah Dean nichts anderes. Gefährlich. Dabei trug sie nicht einmal etwas Aufreizendes. Ganz im Gegenteil, sie kleidete sich einer Kleinstadt angemessen, schlicht und etwas altmodisch.
Dennoch gelang es ihm nicht, den Blick abzuwenden, als sie die Straße überquerte. Ihr Haar trug sie jetzt offen, und es fiel ihr bis auf die Schultern. Es war nicht lockig, aber auch nicht völlig glatt, sondern umschmeichelte in weichen Wellen ihr Gesicht. Sonnenlicht, gefiltert von den Bäumen, setzte kleine Glanzlichter darauf.
Sie lächelte ihn kurz und freundlich an. Dean fragte sich, was wohl als Nächstes passieren würde. Warum war sie hier? Vielleicht brauchte sie auf der Stelle einen Handwerker. Ein Rohrbruch. Ein loses Brett. Eine knarrende Stufe.
Na schön, er hatte nicht den leisesten Schimmer von Reparaturen jeglicher Art, aber für sie würde er es probieren.
Ganz kurz dachte er daran, dass Reva vielleicht aus einem viel persönlicheren Grund auf ihn zukam. Sicher, sie kannte ihn kaum, es gab keine Verbindung zwischen ihnen. Aber vielleicht …
„Cooper Macklin“, sagte sie streng und wandte sich dem Kind zu. „Du bist spät dran.“
„Ich musste nachsitzen.“
Reva hatte die Straße überquert und stand jetzt mit auf der Brust
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