Traumfrau mit Geheimnis
Vielleicht hatte er doch eine Frau.
„Mein Geschäftspartner reist mit mir.“
Reva lächelte warm. „Sie müssen ihn demnächst zum Essen mitbringen. Ich würde ihn gerne kennenlernen.“
Sein Partner musste der mit dem Bauchansatz sein. Im Gegensatz zu ihm wirkte Dean wie aus Stein gemeißelt. Bestimmt war sein ganzer Körper so gut geformt wie sein Kinn.
Ein unerwarteter wohliger Schauer lief ihr über den Rücken, und sie ließ den Gedanken ganz schnell wieder fallen. Edna und Frances lagen völlig falsch. Sie brauchte keinen Mann. Und ganz bestimmt keinen wie Dean Sinclair.
„Ob ich was dabeihabe?“ Alan war noch nicht ganz wach. Er rieb sich den Schlaf aus den Augen und blickte zum Fenster, wo Dean auf Posten saß.
„Du weißt schon, Werkzeug“, antwortete Dean. „Vielleicht einen Hammer, einen Schraubenzieher, oder eine Bohrmaschine.“
Alan schüttelte den Kopf. „Wieso?“
Dean ließ das Haus gegenüber nicht aus den Augen, obwohl der letzte Gast vor einer Weile gegangen war. „Ich habe dem Restaurant einen Besuch abgestattet, während du schliefst.“ Und noch immer war er so satt, dass er sich kaum rühren konnte. Wie ein Besuch bei einer Großmutter, die erst zufrieden war, wenn man fast platzte.
Er konnte sich nicht erinnern, jemals so gut gegessen zu haben. In seiner Familie waren sie alle keine großen Köche, und selbst an Feiertagen kam nie so etwas Gutes auf den Tisch wie heute bei Reva.
„Es war köstlich“, erklärte er.
„Freut mich“, sagte Alan gelassen. „Aber was hat das mit Werkzeug zu tun?“
„Die Gäste essen an großen Tischen“, erklärte Dean, „und alle stellen sich vor. Du weißt schon, wo man herkommt, was man macht …“
„Hi!“, sagte Alan übertrieben jovial. „Ich bin der stellvertretende Polizeichef Dean Sinclair, der die Besitzerin überwacht, für den Fall, dass sie einen Besuch von ihrem Exfreund, dem Schwerverbrecher, bekommt.“
„Ja, von wegen. Die Besitzerin saß direkt neben mir.“
Er erinnerte sich nur zu gut an Reva Macklin. Ihre Hände hatten sich einmal zufällig berührt, und es hatte sich gut angefühlt. Viel besser, als ihm recht war. Sie war zerbrechlich und stark zugleich, hatte dieses besondere Etwas.
Und sie war weitaus attraktiver als das alte, groß gerasterte Foto oder der Blick durchs Teleskop zeigten. Erst aus nächster Nähe entfaltete sich ihre ganze Schönheit – ihr perfekter Teint, der Schimmer in ihrem Haar, der Glanz in ihren großen braunen Augen. Außerdem hatte er noch immer ihren Duft in der Nase, nach Zimt und Erdbeeren. Wenn er die Augen schloss …
„Was hast du also gesagt?“, fragte Alan.
„Dass ich ein Handwerksunternehmen habe.“
Alan klappte der Unterkiefer herunter. „Du?“
„So witzig ist das auch wieder nicht.“
„Und wie. Du bringst deinen Wagen zum Ölwechsel in die Werkstatt, lebst in einer Wohnung ohne Balkon oder Garten. Im ganzen Leben hast du noch nie was repariert. Weißt du überhaupt, wie ein Hammer aussieht?“
„Natürlich“, schnappte Dean. „Jetzt krieg dich wieder ein.“
„Wie denn?“, begann Alan, noch immer lachend.
„Ich hatte keine Zeit, mir was Besseres auszudenken“, unterbrach ihn Dean. „Außerdem hat sie mich letzte Nacht auf ihrem Grundstück erwischt.“
„Du meinst die Lady mit den langen Beinen ist Reva Macklin?“
„Jawohl. Ich wusste es gleich, als sie sich vorstellte. Sie hat diese leicht rauchige Stimme.“
Die ein Mann so schnell nicht vergaß.
„Da ich ihr schon erzählt hatte, dass ich mich für Architektur interessiere, musste ich mir was einfallen lassen, was dazu passt. Mein Schwager ist Bauunternehmer und repariert alte Häuser, daher bin ich darauf gekommen. Und alte Häuser gibt’s hier ja im Überfluss. Es war immerhin logisch.“ Dean warf Alan einen Blick über die Schulter zu. „Du bist übrigens mein Geschäftspartner.“
„Prima.“ Alan klang nicht begeistert.
Dean war in seinen Gedanken immer noch bei Reva Macklin. Er hatte einen völlig anderen Typ Frau erwartet. Eddie Pinchon war ein brutaler Krimineller. Was hatte Reva nur in ihm gesehen? Er betrachtete das alte Foto. Entweder hatte sie sich in acht Jahren völlig verändert, oder sie spielte eine Rolle. Aber war sie eine so gute Schauspielerin?
Im Allgemeinen hatte er ein gutes Gespür für Menschen. Man konnte ihn nicht anlügen, und Falschheit entdeckte er schon von Weitem. Die Reva, die er heute kennengelernt hatte, war echt. Sie gab sich freundlich,
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