Traumfrau mit Geheimnis
Cooper.
Danach zu urteilen saßen sie sich gegenüber, wie Dean erleichtert zur Kenntnis nahm. Neben ihr zu Mittag zu essen war schon schwierig genug gewesen. Mit einem Tisch zwischen ihnen fühlte er sich viel wohler. Zumindest würde er nicht zufällig ihre Hand berühren oder zu deutlich sehen, wie ihre Brust sich hob und senkte, wenn sie atmete.
Bevor Dean den ersten Schluck Kaffee nehmen konnte, fragte Cooper: „Mom sagt, dass du Sachen reparierst. Was für Sachen? Ich habe ein ferngesteuertes Auto, das kaputt ist. Kannst du es reparieren? Und letztes Jahr habe ich aus Versehen den Kopf von meinem Lieblingsactionheld abgerissen. Kannst du das auch reparieren? Und Terrance hat einen Dinosaurier, der mal reden konnte, aber jetzt nur noch komische Geräusche macht. Kannst du das reparieren?“ Er ließ Dean keine Zeit zu antworten, bis Reva einschritt.
„Cooper“, sagte sie streng, aber mit einem kleinen Lächeln, dass ihre Rüge abmilderte. „Essen Sie.“ Sie warf Dean einen entschuldigenden Blick zu.
„Also“, begann sie, als er ihrer Aufforderung folgte, „wie gefällt Ihnen Somerset bis jetzt so?“
„Es ist sehr hübsch hier“, sagte er ehrlich. „Und ganz anders als Atlanta.“
Reva lachte. „Ja, das glaube ich. Bevor Sie sich hier ganz niederlassen, sollten Sie wissen, dass das Kleinstadtleben ein paar entscheidende Nachteile hat.“
„Nämlich?“
„Hier können Sie nichts geheim halten.“
Dean fragte sich einen Moment, ob seine Lüge bereits aufgedeckt war. „Sie meinen, das Herumschleichen im Dunkeln?“
Darauf antwortete sie nicht, errötete aber. „Es ist schwer, sich in einer Kleinstadt zu verstecken. Wenn Sie niesen, kommen innerhalb einer Stunde drei freundliche Damen mit hausgemachter Hühnerbrühe vorbei. Alles was Sie tun und sagen, macht bis zum Sonnenuntergang die Runde, wenn es auch nur den geringsten Unterhaltungswert hat. Hier gibt es keine Geheimnisse.“
„Ich bin sicher, dass es auch ein paar Vorteile gibt.“
Reva lächelte, und es gab ihr eine warme, zufriedene Ausstrahlung. „Natürlich. Wenn Sie niesen, kommen innerhalb einer Stunde drei freundliche Damen mit hausgemachter Hühnerbrühe vorbei. Bis zum Sonnenuntergang haben Sie alles Wichtige erfahren, was am Tag so passiert ist.“ Ihr Blick wurde weicher. „Hier gibt es keine Geheimnisse.“
Dean wurde klar, dass Reva keine Ahnung davon hatte, wenn Eddie Pinchon tatsächlich auf dem Weg zu ihr war. Die Erkenntnis traf ihn unvermutet und heftig. Sie war nicht mehr dieselbe Frau wie vor sieben Jahren, als Eddie verhaftet worden und aus ihrem Leben verschwunden war. Sie war unschuldig und durch und durch gut. Verflixt, das würde nie funktionieren. Sollte er ihr alles sagen? Gleich jetzt und hier?
„Was ist ein Telefonverdreher?“, fragte Cooper übermütig.
Beide blickten das Kind an. „Was?“, fragte Dean.
„Ein Telefonverdreher. Meine Lehrerin hat gesagt, das soll ich werden, wenn ich groß bin. Aber ich weiß nicht, was das ist. Sie sagt, ich bin beharrlich, aber ich weiß auch nicht, was das heißt.“
„Telefonvertreter“, grinste Reva.
„Ist das was Gutes? Mrs Berry wollte es mir nicht sagen. Ich weiß nicht, ob ich ein Telefonverdreher werden will. Telefonvertreter, meine ich. Ich will Baseballspieler werden. Oder Finanzbeamter.“
Dean verschluckte sich beinahe an seinem Kaffee. „Finanzbeamter?“
„Ja! Dann kann ich jeden dazu bringen, seine Steuern zu bezahlen. Vielleicht wäre ich lieber ein Telefonvertreter, aber da ich nicht weiß, was das ist …“
„Cooper“, unterbrach ihn Reva. „Konzentrier dich einfach darauf, dass du Baseballspieler werden willst. Das ist ein absolut normaler Berufswunsch für einen Sechsjährigen.“
„Okay.“ Cooper, der mit seiner Erdbeercreme und Milch fast fertig war, begann wieder Dean danach auszufragen, was er reparieren konnte. Fahrräder, Spielzeug, Sportgeräte. Diese Stadt schien wirklich dringend einen Handwerker zu brauchen.
Und dann fragte Cooper, der trotz seines unaufhörlichen Redeschwalls einen unwiderstehlichen Charme besaß, nach seinen Nichten und Neffen. Dean entspannte sich. Endlich ein Thema, über das er reden konnte, ohne zu lügen.
Nach dem Essen schickte Reva Cooper ins Bad und trat mit Dean auf die Veranda. Sie brachten beide ihre Tassen mit und ließen sich in den Schaukelstühlen nieder.
Es war schon beinahe ganz dunkel, und das Licht aus dem Wohnzimmer drang durch die dünnen Vorhänge und zauberte eine
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