Traumfrau mit Geheimnis
erinnerte sie sich an dieses Versprechen.
Sie blickte von ihrem Spaziergang auf, als Cooper sie auf dem Bürgersteig überholte. Dies war ihre Zukunft. Er würde hier in dieser friedlichen Kleinstadt aufwachsen, wo niemand wusste, wer sein Vater war. Sie würde ihm all die Liebe geben, die sie selbst nie erfahren hatte, und seine einzige Sorge würde sein, ob er nun Baseballspieler, Finanzbeamter oder Telefonverdreher werden sollte.
Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. Hatte nicht sie selbst gesagt, dass es in dieser Stadt keine Geheimnisse gab? Und dabei war sie es, die das allergrößte hütete. Niemand durfte je erfahren, dass Eddie Pinchon Coopers Vater war.
„Du weißt, dass sie bis zur Halskrause mit drin steckt“, sagte Alan.
Dean starrte seinen Partner finster an. Er hatte beobachtet, wie Reva von ihrem Spaziergang zurückkam, und sich gefragt, ob sie vor ihm wegrennen würde, wenn er ihr zufällig auf der Straße begegnete. Da er die Antwort kannte, hatte er es gar nicht erst versucht.
„Reva mag mich nicht. Das heißt nicht, dass sie schuldig ist.“
„Wenn mich nicht alles täuscht, war sie ganz angetan von dir, bis du anfingst, zu viele Fragen zu stellen.“ Alan hob belehrend den Zeigefinger, und Dean hätte ihm am liebsten eine gelangt. „Sie weiß etwas, das sie niemandem erzählen will.“
Dean war von Revas Schuld nicht so fest überzeugt wie Alan, aber auch ihm war klar, dass etwas Seltsames vorging.
„Halt den Mund, Alan“, sagte Dean und wandte sich wieder dem Fenster zu. Reva ging durch den Garten aufs Gästehaus zu, den Blick auf Cooper gerichtet, der vorneweg rannte. „Du hast bisher nicht ein einziges Wort mit ihr gewechselt.“
„Ich ziehe es vor, meine Beschattungsobjekte aus sicherer Entfernung zu beobachten. Auf diese Weise vermeide ich Schlamassel.“
Dean zuckte leicht zusammen. Reva Macklin steckte in Schwierigkeiten, so viel stand fest. Es war wirklich das Beste, um eine Ablösung zu bitten und sich aus der ganzen Sache herauszuhalten.
Doch natürlich würde er nichts dergleichen tun. Nicht, bevor Eddie Pinchon wieder im Gefängnis saß, wo er hingehörte, und Reva und Cooper in Sicherheit waren.
Der Schlamassel ließ sich wohl nicht mehr abwenden.
Endlich hatte sie ihm eine Aufgabe gegeben, die er fachmännisch ausführen konnte. Ihr alter Gärtner schaffte es nicht, die dicken Zweige der Bäume zu entsorgen. Die Äste in gleichmäßige, kurze Stücke für das Kaminfeuer zu sägen, war eine Arbeit, die kein Wissen über Strom, Rohrleitungen oder Farbe erforderte.
Allerdings war es ganz schön anstrengend.
Der Schweiß lief ihm in Strömen übers Gesicht, und sein Black & Decker-T-Shirt klebte ihm auf der Haut. Körperlich anstrengende Arbeit war er nicht gewöhnt, wenn man das gelegentliche Gewichtstraining in einem klimatisierten Fitnessstudio nicht mitrechnete.
Unter den gegebenen Umständen fand er die Arbeit allerdings äußerst beruhigend. Ein ungewohnter, aber wirkungsvoller Weg, um seine wachsende Frustration abzubauen.
Als er aufblickte, entdeckte er zu seiner Überraschung Alan, der mit einem Mobiltelefon in der Hand über den Rasen auf ihn zukam.
Sein Partner hob grüßend die Hand. „Wieso gehst du nicht ran?“
Dean machte eine Kopfbewegung zu seiner Werkzeugkiste hin, auf der sein eigenes Telefon lag. Offenbar hatte er das Klingeln beim Lärm der Kettensäge nicht gehört. Sein Grinsen verschwand. „Was ist los?“
„Wir sind hier fertig“, antwortete Alan. „Zum Glück. Das hier war ja wohl der bizarrste Job, den wir je hatten. Tschüss, Somerset, auf Nimmerwiedersehen.“
„Sie haben Pinchon gefasst?“
Alan schüttelte den Kopf und senkte die Stimme. „Nein. Aber er wurde letzte Nacht im Haus seines Cousins in North Carolina gesehen. Die Polizei versuchte einen Zugriff, kam aber zu spät. Pinchon entkam durch ein Fenster und verschwand im nahen Wald. Allerdings redet sein Cousin wie ein Wasserfall. Wir wissen, wo Eddie war und wo er hin will.“ Er blickte zum Restaurant hinüber. „Und Reva Macklin hat er nicht mal erwähnt.“
Dean stieß einen erleichterten Seufzer aus. Es war also fast vorbei. Fast.
„Dann mach dich aus dem Staub“, sagte er. „Ich bleibe hier, bis Pinchon gefasst ist.“
Alan schüttelte den Kopf. „Wir sollen heute Nacht zum Team in North Carolina stoßen. Laut Cousin plant Eddie ein Treffen mit ein paar seiner alten Komplizen.“
„Wo er wahrscheinlich nicht auftaucht, da er sich ja
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