Traumfrau mit Geheimnis
wenn die Sache beim Staatsanwalt von North Carolina oder dem Bundesgericht landet.“
Damit lag ihr Schicksal in den Händen eines Fremden, der keine Ahnung hatte, unter welchen Umständen sie damals das Geld behalten hatte.
„Ich weiß nicht mal, was Eddie genau gemacht hat“, sagte sie. „Mir erzählte er immer, er wäre ein Vertreter. Als ich endlich herausfand, was wirklich vorging, war es zu spät.“
„Es ist nie zu spät.“
„Wenn ich mich nicht mal jetzt vor Eddie verstecken kann, wie hätte das dann damals funktionieren sollen? Ich habe versucht, ihn zu verlassen. Du weißt, was passiert ist.“
„Die Waffe.“
„Genau.“ Sie wusste, dass auch er im Augenblick irgendwo eine am Körper trug. Er konnte schlecht unbewaffnet Geländer reparieren, wenn Eddie jeden Moment auftauchen würde.
Dean streckte den Arm aus und nahm vorsichtig ihre Hand. Sie wusste, wenn sie sich ihm entzog, würde er sie in Ruhe lassen, doch sie rührte sich nicht. Ein warmes Gefühl ging von dem Punkt aus, an dem er sie berührte, und floss durch ihren Körper. Wie sehr sie das vermisst hatte!
„Es fällt mir schwer, dich so in Angst zu sehen“, sagte er, den Blick auf ihre Handfläche gerichtet.
„Das hast du schon mal gesagt.“
Deans Argument, dass die Gefahr von der Person ausging, nicht von der Waffe, war natürlich richtig. Doch das änderte nichts an der tödlichen Furcht, die der Anblick in ihr auslöste. Vielleicht würde sie nach Monaten oder Jahren weniger empfindlich reagieren, doch so viel Zeit hatten sie leider nicht.
Er hielt sie weiter fest, und sie betrachtete seine großen starken Hände. Sie waren gebräunt und hatten einige Kratzer, die nicht da gewesen waren, als er nach Somerset kam. Sie strich mit einem Finger leicht über eine kleine, frische Abschürfung auf seinem Handrücken.
„Vor ein paar Tagen hast du gesagt, dass du wünschst, ich wäre ein Handwerker“, sagte Dean leise. „Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich denselben Wunsch.“
„Nicht …“
„Aber ich bin keiner. Und ich werde niemals einer sein.“
Er zog sie näher zu sich, und sie folgte ihm. „Aber ich wünschte wirklich, ich hätte dir früher gesagt, warum ich wirklich hier bin.“
Reva legte den Kopf in den Nacken und küsste ihn. Damit hatte er nicht gerechnet, und sie selbst offenbar auch nicht. Es geschah einfach, als hätte ihr Körper die Regie übernommen und seine eigene Entscheidung getroffen.
Sie klammerte sich an seinem T-Shirt fest, als er ihren Kuss erwiderte. Zuerst sanft, dann immer heftiger. Seine Arme umschlossen sie, beschützten sie vor allem, was außerhalb lag. Er küsste sie anders als sonst, verzweifelter.
Der Kuss tröstete sie. Wie seltsam … ihre Lippen berührten sich, und sie war nicht mehr allein in dem Chaos, das sie selbst geschaffen hatte. Dean war bei ihr, und alles war gut.
Ihre Knie gaben nach und Wärme breitete sich in ihr aus. Wie sehr sie sich wünschte, er wäre ein Handwerker!
Dean folgte ihr die Treppe hinunter. Beide waren sie aufgewühlt. Gerade, als er akzeptiert hatte, dass zwischen ihnen alles vorbei war, kam sie ihm so nahe.
Hoffentlich tauchte Eddie bald auf. So konnte es auf keinen Fall lange weitergehen.
Cooper und Terrance kamen durch die Haustür gehüpft, gefolgt vom Sheriff. Als er Dean sah, nickte er kurz und ging wieder hinaus.
„Hi!“, grinste Cooper. „Sheriff Andrews ist wieder mit uns nach Hause gelaufen, aber er sagt, er kann keine Limonade mit uns trinken, weil er ein paar böse Jungs fangen muss oder so. Er hat heute wieder in der Schule einen Vortag gehalten, aber nicht über Drogen, sondern über Fremde. Dass wir nicht mit Fremden reden sollen und auf keinen Fall mit ihnen irgendwohin gehen.“
„Aber das wussten wir schon“, fügte Terrance etwas genervt hinzu.
„Ja“, sagte Cooper.
„In der Küche gibt’s was zu essen“, sagte Reva, und die Jungs rannten sofort los.
„Können sie überhaupt langsam gehen?“, fragte Dean. Wann immer er Cooper sah, schien er zu hüpfen oder zu rennen.
„Nein.“ Reva ging ebenfalls in Richtung Küche, überlegte es sich dann aber anders. Sie lehnte sich an die Wand und blickte ihn an. „Ich möchte dich etwas fragen“, begann sie. „Bisher konnte ich nie mit jemandem darüber sprechen, weil niemand etwas davon weiß. Ich liebe Cooper, und ich tue alles, um ihn gut zu erziehen und ihm alles zu geben, was er braucht.“
„Und das machst du prima.“
„Aber reicht das aus?“,
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