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Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Titel: Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Dahlquist
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Stahltreppe. Miss Temple zwang sich, an ihr erstes Zusammentreffen in den Fluren von Harschmort zu denken. Sie hatte versucht freundlich zu sein, und als sie Francesca in Parchfeldt erneut begegnet war, hatte es da nicht ein wenig Sympathie füreinander gegeben? Das wirre Haar des Mädchens verriet, dass sich niemand um sie gekümmert hatte. Doch die gewohnte Sorglosigkeit der Contessa erklärte nicht Francescas abgestorbene Zähne.
    Miss Temple konnte sich kaum an sich selbst als Siebenjährige erinnern. Ihre Mutter war längst tot gewesen, aber wer war die Erzieherin, die ihr Vater angestellt hatte? Es waren nacheinander neun gewesen, und Miss Temple ordnete ihre Jugend durch das Prisma ihrer Herrschaft, Gefährtinnen eines unbarmherzigen, gefühllosen Königs. Mit sieben war wahrscheinlich Mrs. Kallack die Hauslehrerin gewesen, eine strenge Dame, deren elsässischer Ehemann kurz nach der Ankunft in den Tropen am Fieber gestorben war. Mrs. Kallacks Erfolg im Haus war ihrer Fähigkeit geschuldet, Miss Temples Vater mit völliger Unterwürfigkeit zu begegnen, und dann, wie bei einem doppelköpfigen Götzenbild, ihre Grausam keit am Rest der Hausbewohner auszulassen. Miss Temple hatte sie gehasst und erinnerte sich mit grimmiger Befriedigung daran, wie Mrs. Kallack nach einem Hitzschlag tot in den Feldern aufgefunden worden war. Mit einer Gruppe von Dienstmädchen hatte sie sich über den Leichnam gebeugt, und alle hatten sich gefragt, was die Frau so weit vom Herrenhaus hatte weglocken können. Mrs. Kallacks Finger waren rot vom Lehmboden der Zuckerrohrfelder gewesen, als hätte sie vor dem Tod in der Erde gewühlt, und ihre falschen Vorderzähne hatten sich gelöst. Ein Dienstmädchen hatte laut aufgelacht, und Miss Temple – die vielleicht zum ersten Mal die Verantwortung ihrer Position begriff – hatte das Dienstmädchen gegen das Schienbein getreten. Bevor sich die junge Frau wehren konnte – zum Glück, denn in diesem Fall hätte es bedeutet, die Haut auf ihrem Rücken zu verlieren –, traf der Aufseher ihres Vaters mit dem Wagen ein.
    Sie fragte sich, wie Francesca Trapping den Mord an ihren Eltern verkraftete. Miss Temple wusste, dass sie ihre Hand nehmen sollte – vor allem weil Doktor Svenson beim Hinaufsteigen die Augen geschlossen hielt und sich ans Geländer klammerte –, doch sie tat es nicht. Das Kind machte sie wütend.
    Oben an der Treppe stießen sie auf eine weitere Metalltür, um deren Riegel eine schwere Kette geschlungen war. Als sie hindurchgingen, zog Chang ein Wollbüschel von der rauen Kante des Riegels: Es hatte die Farbe eines überreifen Pfirsichs. Er zeigte es Francesca.
    »Ich nehme an, du hast das noch nie gesehen?«
    Sie schüttelte den Kopf. Chang warf das Büschel Miss Temple zu.
    »Was ist das?«, fragte Svenson.
    »Frag sie.« Chang blieb stehen und ging dann weiter.
    »Es gehört Jack Pfaff«, sagte Miss Temple und rief dann Changs Rücken zu: »Er war damit beauftragt, das Glas zu untersuchen – das deutet darauf hin, dass er erfolgreich war. Sie können ihm einfach nicht vertrauen!« Sie hielt das Stoffstück hoch. »Das sind gute Neuigkeiten! Jack Pfaff – in meinen Diensten – hat sie vielleicht jetzt in seiner Gewalt!«
    Chang drehte sich zu ihr um. »Und wo sollte das sein?«
    »Woher soll ich das wissen? Ich weiß ja nicht einmal, wo wir sind!«
    »Wir sind im Dienste der Contessa unterwegs«, sagte Doktor Svenson rundheraus. »Die Contessa hat Francesca damit beauftragt, mich an einen bestimmten Ort zu bringen …«
    »Warum sagt sie uns dann nicht, wohin?«, fragte Chang.
    »Ich vermute, sie weiß nicht, wie es heißt. Weißt du es, Kleine?« Francesca schüttelte den Kopf. »Nein«, fuhr Svenson fort, »die einzige Möglichkeit ist, dorthin zu gehen. Die Contessa ist äu ßerst launisch – trotzdem ist es Mr. Pfaff vielleicht gelungen, sie zu überlisten.«
    »Hast du Mr. Pfaff gesehen?«, fragte Miss Temple das kleine Mädchen. »Was hat er getan?«
    »Ich kann es nicht sagen«, antwortete Francesca. »Als er da war, hat sie mich in den Schrank gesperrt.«
    Kalte Windböen pfiffen durch den gemauerten Durchgang. Chang schlich voraus zu einem offenen Bogen und winkte sie dann zu sich.
    »Wir haben die Brücke vom nördlichen Fundament aus erreicht«, flüsterte er.
    Miss Temple schlug sich eine Hand vor den Mund. »Die gesamte Brücke wimmelt von Soldaten!«
    »Nicht nur die Brücke!« Auf Changs stummen Fingerzeig hin bemerkte sie im Fackelschein, dass der Kai

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