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Traumgespraeche

Titel: Traumgespraeche
Autoren: Markus Salhab , Bianca Jaeger
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wissen nur, worauf sie Lust haben. Wenn also das, worauf sie Lust haben, zur Richtschnur der Eltern wird, werden die eigentlichen Bedürfnisse des Kindes nicht befriedigt.« 2 Wünsche gehen mit dem Bestreben einher, etwas besitzen oder konsumieren zu wollen, von dem man glaubt, dass es einen menschlich vollkommener, bei anderen beliebter oder angesehener macht: Wenn ich die neuen Schuhe von XY besitze, wirke ich so selbstbewusst und cool wie der Popstar, der sie trägt und den alle toll finden. Dann werde ich auch beachtet und von allen bewundert. Der Drang, etwas haben zu müssen orientiert sich am Außen und lebt stark von den Einflüssen der Medien und der Werbeindustrie. Wenn Eltern ihren Kindern laufend jeden Wunsch erfüllen, ohne die eigentlichen menschlichen oder zwischenmenschlichen Bedürfnisse dahinter wahrzunehmen, machen sie einen großen Umweg hin zu einem Ziel, das dadurch kaum greifbarer wird. Wirkliche Zufriedenheit mit sich und in der Familie stellt sich dadurch nicht unbedingt ein.

    Womit beschäftigen sich Kinder in ihren Träumen - mit Wünschen oder echten Bedürfnissen? Der 11-jährige Max träumte:
    Ich war mit einem superschnellen, brandneuen Motorboot nach New York unterwegs. Mama und Papa saßen auf der Rückbank und ich war am Steuer. Als ich die riesigen Wolkenkratzer von New York sah, leuchtete ein Display über dem Steuerrad auf. Da waren Zahlen und Zeichen. Ich hatte keine Ahnung, was sie bedeuten, und da wusste ich nicht mehr, was ich machen soll.
    Man ist versucht, im Traum von Max vor allem die typischen Wünsche vieler Heranwachsender zu entdecken. Ein Motorboot besitzen, es selbst steuern können, eine Reise nach Übersee unternehmen und in einer der größten Städte der Welt anlegen. Ein Unternehmen, bei dem viele 11-Jährige ins Schwärmen geraten. Das könnte auch bei Max der Fall sein. Doch ist der Traum damit ausreichend beschrieben? Wir glauben, dass in den Träumen neben den ganz zeitgemäßen Wünschen von Kindern und Jugendlichen vor allem elementare Bedürfnisse thematisiert werden, die im Wachleben zu wenig Beachtung finden.
    Im Wesentlichen basiert eine gesunde und ausgeglichene Entwicklung von Kindern auf drei Säulen von Grundbedürfnissen. Die erste Säule umfasst das Bedürfnis des Kindes, geschützt und versorgt zu werden. Der Säugling ist wie kein anderes Lebewesen von
der Fürsorge eines Erwachsenen abhängig, um überleben zu können. Das Gefühl, nicht genügend Nahrung zu bekommen oder unkontrollierbaren Gefahren ausgesetzt zu sein, kann dazu führen, dass Kinder ins Bodenlose stürzen. Die zweite Säule fußt auf dem Grundbedürfnis des Kindes, von nahestehenden Menschen geliebt und als Person angenommen zu werden. Je zuverlässiger Kinder erfahren, dass sie als Mensch anerkannt und wichtig sind - indem sie mit allen Schwächen und Besonderheiten geliebt werden, - desto größer sind ihre Chancen, vertrauensvoll durchs Leben zu gehen, Schwierigkeiten zu meistern und nach Rückschlägen wieder aufzustehen. Die dritte wichtige Säule gründet auf dem menschlichen Bedürfnis nach Autonomie und dem Streben nach Selbstverwirklichung. Kinder, die mit ihren Ideen und Vorstellungen gehört und gesehen werden, lernen, sich eigenständig Ziele zu setzen und alles daranzusetzen, diese zu erreichen. Sie vertrauen ihren Entscheidungen und sind weniger anfällig für Manipulationen von außen.
    All diese Grundbedürfnisse lassen sich nur in Beziehungen zu anderen Menschen befriedigen. Wenn wir in Träumen nach echten Bedürfnissen von Kindern Ausschau halten, sollten wir uns also nicht zu sehr von der Kulisse und dem Inventar im Traum beeindrucken lassen. Wichtiger als das Boot oder das Reiseziel ist die Frage, wie der Träumer sich in seiner Traumgeschichte darstellt, verhält und erlebt, und wie die Personen im Traum miteinander umgehen. In unserem Traumbeispiel hat Max seine Eltern mit auf die
Reise genommen. Es geht somit um Beziehungsbedürfnisse, die Max an seine Eltern heranträgt. Im Boot sitzen die Eltern zusammen auf der Rückbank und Max steuert das Boot. Welche Bedürfnisse könnte diese Platz- und Funktionsverteilung zutage fördern? Um das zu beantworten, könnten die Eltern im Traumgespräch fragen, wie sich Max als Steuermann gefühlt hat und was er in Bezug auf die abseits sitzenden Eltern gedacht
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