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Traumgespraeche

Titel: Traumgespraeche
Autoren: Markus Salhab , Bianca Jaeger
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griechische Philosoph Platon hingegen glaubte, dass sich die Seele im Traum von den irdischen Fesseln löst, um in die Welt der Ideen aufzusteigen und die göttliche Wahrheit zu schauen.
    Was verrät uns dieses damalige Traumverständnis? Zum einen kann man daran sehen, welch hohen Stellenwert Träume im Leben der Menschen in der damaligen Zeit hatten. Zum anderen verrät es uns etwas über deren tiefe Religiosität und Verbundenheit mit Gott. Für die Menschen der Antike war klar, dass Träume weit über die eigene Person hinausreichen und jeder Mensch im Schlaf in jenseitigen und göttlichen Gefilden weilte.
    Natürlich hatten die Menschen aber auch damals schon Träume, in denen es um die ganz alltäglichen Dinge ging. Die wirren, erotischen, beschämenden und angstvollen Träume. Konnten die von Gott gesandt sein? Ein Dilemma, das die Denker, Theologen und Philosophen der letzten zweitausend Jahre sehr intensiv beschäftigte. Die Kirchenfürsten des Christentums bemühten sich um eine Antwort und meinten: Die guten Träume sind göttlichen Ursprungs und die anderen, die bösen, werden vom Teufel geschickt. Das war eine sehr vage Unterscheidung, denn wo genau
verläuft die Trennlinie? Doch einerlei - dies hielt die Menschen nicht davon ab, Träume sogar als Rechtfertigung für schlimmste Bestrafungen heranzuziehen.
    Auch wir modernen Menschen erfahren dies ganz ähnlich. Neben den alltäglichen oder wirren Träumen sind manch andere wiederum so lebensfremd und alltagsfern, dass wir glauben könnten, sie wären nicht von dieser Welt. Manche Menschen machen zum Beispiel tief gehende spirituelle Erfahrungen, sehen Bilder oder haben Visionen, die nur wenig mit ihrem realen Leben zu tun haben. Manche glauben im Traum, einen Blick in die Zukunft erhascht zu haben. Viele Menschen träumen von Katastrophen, Unfällen oder vom Tod eines nahen Angehörigen, entsetzliche Dinge, die schließlich wirklich eintreffen. Andere begegnen ihren verstorbenen Angehörigen im Traum, erhalten von diesen Ratschläge oder werden von ihnen getröstet.
    Auch Kinder kennen schon diese ganz andere, alltagsferne Art des Träumens. Sie bekommen im Traum Besuch von ihren verstorbenen Großeltern oder machen religiös-spirituelle Erfahrungen. Wie zum Beispiel der 5-jährige Jonas, der das dann folgendermaßen ausdrückt: »Ich glaube, dass Träumen so ähnlich ist wie beim lieben Gott sein.« Hier schwingt die Gewissheit mit, dass Traumerfahrungen etwas ganz anderes sind als Alltagserfahrungen.
    Auf die meisten Menschen wirken solche Erlebnisse eher unheimlich und befremdlich als schön und erhaben, weil sie den Rahmen ihrer Alltagserfahrungen sprengen. Letztendlich gibt es keine Antwort auf die Frage, ob zum Beispiel Wahrtraumerfahrungen auf
bloßem Zufall beruhen oder die Psyche tatsächlich die Fähigkeit besitzt, sich der Fesseln der Zeit zu entledigen. Von Wissenschaftlern wird dies eher belächelt, und es scheint nur eine Frage der Zeit, bis sie auch diese Erlebnisse auf die ganz spezifischen Funktionsweisen des Gehirns zurückführen und somit aus dem Bereich der Spiritualität und des Religiösen verbannen.
    Heute gehen die Traumforscher davon aus, dass die Träume ihr Material ganz aus der Lebensfülle des Träumers nehmen: Aus seiner Persönlichkeit, aus all seinen Erfahrungen und Erinnerungen, seiner aktuellen Lebenssituation und aus dem, was der Träumer tagsüber erfährt, fühlt und durchdenkt. Unsere Traumbilder speisen sich demnach ausschließlich aus der Innenansicht unserer Erfahrungen. Maßgebend ist dabei, wie wir die Welt wahrnehmen und erleben bzw. wie wir sie uns konstruieren. Aber wie lassen sich diese Innenansichten beschreiben?
    Wenn Kinder Ihnen nun einen Traum erzählen, kann es außerordentlich spannend sein, die Quellen der Traumbilder zu erkunden. Dann kann man danach fragen, aus welchen Gedanken, Empfindungen, Erlebnissen und Erinnerungen Traumbilder bestehen und wie diese zu den aktuellen Erfahrungen passen. Ein Beispiel ist der Traum von Markus (11 Jahre alt):
    Ich träumte davon, dass ich mit einem Fahrrad über den See gefahren bin. Ich trat mächtig in die Pedale, weil ich unbedingt schneller sein wollte als meine Freunde mit den Ruderbooten. Dabei musste ich etlichen Booten ausweichen
und fortwährend strampeln, damit ich nicht ins Wasser falle und untergehe.
    Im
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