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Traumgespraeche

Titel: Traumgespraeche
Autoren: Markus Salhab , Bianca Jaeger
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REM-Schlaf hoch aktiv. Allerdings gibt es da bestimmte Regionen, die nachts fast keinen Mucks machen, oder anders formuliert: Dort ist die Stoffwechseltätigkeit stark reduziert. Das ist derjenige Teil, der es uns ermöglicht, Entscheidungen zu treffen und zu planen aber auch Erfahrungen zu bewerten und zu kritisieren. »Habe ich heute genügend gearbeitet?«, »Ich sehe wieder unmöglich aus!«, »Muss der Herr Nachbar gerade jetzt zur Mittagszeit seinen Rasen mähen?«. Und sehr beliebt: »Das schaffe ich niemals!« Das sind typische Fragen und Aussagen, mit denen wir unseren Alltag, unser Handeln und Erleben fortwährend kommentieren. Nachts hingegen sind wir befreit von dieser selbstbezogenen und tadelnden Haltung. Wenn Sie genau Acht geben, bemerken Sie beim Aufwachen, wie sich das kritische Bewusstsein langsam wieder aus seinem Schneckenhaus heraustraut und sogleich mit seiner Arbeit beginnt: »Das war ja mal wieder ein blöder Traum!« oder: »Was habe ich jetzt schon wieder Unsinniges geträumt?« Wie erholsam, dass diese eigentlich belastenden kritischen Äußerungen mit dem Einschlafen verschwinden und kreative Prozesse das Szenario beherrschen. Das Ich ist zwar Teilhaber des Geschehens, aber nicht Initiator von Gedanken, Bildern, Erlebnissen, Metaphern und Symbolen. Wir
sind dem Geschehen sozusagen ergeben. Das ist gut so. Denn abgelöst von einem kritischen Bewusstsein können sich Erfahrungen neu organisieren und gestalten.
    Das Verhaftetsein im Augenblick ist ein weiteres Merkmal, wie wir unsere Träume erleben. Es gibt kein Früher oder Später. Wir wiegen uns im Traumgeschehen, lassen uns treiben und überlassen es dem Wohlwollen unseres Geistes, wo wir ankommen.
    Untersuchungen bei Erwachsenen haben gezeigt, dass wir im Traum zu allerhand Gefühlen fähig sind, uns selten jedoch für eine bestimmte Handlung schuldig fühlen oder uns für etwas schämen. Auch das ist ein weiteres Indiz dafür, dass wir unser Verhalten im Traum nicht bewerten. Wenn Kinder im Alter von circa 2 bis 3 Jahren soziale Regeln lernen und ein inneres Wertesystem über das Zusammensein mit der Familie aufbauen, entwickelt sich parallel dazu das kritische Bewusstsein. Im Traum allerdings entledigen sie sich diesem engen Korsett von Geboten und Verboten und entschweben befreit in eine Fantasiewelt, die ihnen erlaubt, mit Grenzen und Regeln zu spielen. Da kuschelt sich die Hündin Sina schon mal im Traum in Fabians Bett, auch wenn Mama das ausdrücklich verboten hat. Nun könnte man meinen, dass Kinder und Erwachsene sich im Traum mal richtig gehenlassen, übertreiben und hemmungslos sind, aber das stimmt nicht. In der Regel bleiben wir in den Traumvorstellungen und Handlungen - trotz aller Freiheiten - maßvoll und angemessen.

Woher kommen die Träume?
    Ein Gespräch über Träume, das Viola mit Kindern in einer Kindertagesstätte geführt hat:
    Â 
    Viola (Pädagogin): Was glaubt ihr, woher kommen denn die Träume?
    Laura (6 Jahre alt): Die Träume kommen von den Engeln.
    Tim (6 Jahre alt): … sie kommen aus dem Himmel.
    Katharina (5 Jahre alt): Aus dem Sehen raus, wenn man was im Fernseher gesehen hat und dann träumt man das in der Nacht.
    Johannes (7 Jahre alt): Aus den Gedanken und wenn man sich etwas wünscht.
    Anna (9 Jahre alt): Ein Traum hat oft etwas mit den Büchern zu tun, die ich gerade lese oder gelesen habe.
    Â 
    Kinder äußern spontan ihre Einfälle, wenn sie gefragt werden, woher Träume kommen. Im Laufe der Geschichte gab es immer wieder die unterschiedlichsten Antworten darauf. Diese sind gar nicht so verschieden von Lauras und Tims Antworten. In den Schriften der alten Völker, wie den Ägyptern und den Babyloniern und auch im Alten Testament, waren Träume ausnahmslos von Gott gesandt. Die Menschen gingen damals davon aus, dass ihnen die Götter im Traum einen gleichnishaften Blick in die Zukunft gewährten. Es war dann die Aufgabe der Traumkundigen - meist speziell ausgebildeter Priester - die rätselhaften
Traumbilder zu entschlüsseln. Mit Hilfe dieser dechiffrierten Gottesnachrichten wurde dem Träumer und manchmal gar einem ganzen Volk - wir denken dabei an den biblischen Josef - die Zukunft prophezeit.
    Für Homer - einem Dichter der griechischen Antike - waren Träume sogar geflügelte Wesen, die dem Träumer göttliche Botschaften überbrachten. Der
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