Traumgirl auf Hawaii
bedrohliche dunkle Wolken zu sehen.
“Liebling”, drängte Dulcy ihn erneut. “Lass Jack fliegen. Du hast nicht mehr geschlafen, seit du die erste Nachricht der Entführer erhalten hast.”
Ohne den Blick vom Meer abzuwenden, tätschelte er ihre Hand, die auf seiner Schulter lag. “Wir sind fast da, Dulcy.”
“Du tust Ethan keinen Gefallen, wenn du dich nicht mehr konzentrieren kannst.”
“Dafür haben wir das FBI. Alles, was Ethan von mir braucht, ist die Zusicherung, dass ich das Lösegeld zahle.”
Dulcy massierte seine verspannten Schultern. “Er lebt, Noah. Wir werden ihn zurückbekommen.”
An etwas anderes wollte Noah auch gar nicht denken. Es war seine Schuld, dass Ethan in Gefahr war. Drei Millionen Dollar. Verdammt, er hätte hundert Mal so viel bezahlt, um seinen Cousin zu retten.
Ethan hatte ihn nie im Stich gelassen. Ethan, der ihn wie einen Bruder behandelt hatte, nachdem Noahs Mutter sich aus dem Staub gemacht hatte. Ethan, mit dem er seine Träume geteilt und der ihm geholfen hatte, sie zu verwirklichen. Ethan, der den Großteil seines Erwachsenenlebens damit verbracht hatte, Noahs Identität zu schützen und ihm dadurch ein normales Leben zu ermöglichen.
Noah schuldete ihm mehr als Geld, denn er verdankte ihm sein Leben. Er hätte es, ohne zu zögern, hergegeben, um Ethan diesen Albtraum zu ersparen.
“Ich weiß”, flüsterte Dulcy hinter ihm, als hätte sie seine Gedanken gelesen. “Ich weiß.”
Noah kämpfte gegen die aufsteigende Angst an und drückte ihre Hand. “Wir sind bald da.”
Jack lehnte sich ins Cockpit. “Boss, wir haben gerade die zweite Nachricht erhalten. Sie lautet: Pea Ridge, Virginia. Sagt dir das was?”
Noah musste unwillkürlich grinsen. Pea Ridge war der Ort, an dem er und Ethan als Jungen große Pläne für die Zukunft geschmiedet hatten. Nach Einbruch der Dunkelheit hatten sie als Jungen auf dem Verandadach gesessen und Schwüre geleistet.
“Wir halten zusammen, Noah. Wie die drei Musketiere.”
“Wie die Musketiere.”
“Du machst die Filme, ich mache das Geld.”
“Und zusammen geben wir es aus.”
“Für Autos.”
“Und Flugzeuge.”
“Und ein riesiges Haus in der Stadt für meine Mum.”
“Und für uns ein Haus in den Bergen.”
Doch Ethan hatte den Kopf geschüttelt. “Keine Berge mehr für mich. Nicht noch mal. Aber ich besorge dir deine Berge.”
Und das hatte er. Noah hatte Ethan mit seinem als Stuntman verdienten Geld das Studium der Wirtschaftswissenschaften ermöglicht, und Ethan hatte seinen Cousin durch den geschickten Einsatz von Noahs Schecks in die Kreise der Superreichen eingeführt. Noah verdankte Ethan die Ranch in den Bergen.
Und zum Dank wurde Ethan jetzt gekidnappt und möglicherweise getötet.
“Ja”, sagte Noah. “Pea Ridge wird anerkannt.”
“Okay, dann teile ich dem FBI mit, dass der Identitätsbeweis akzeptiert ist”, antwortete Jack. “Ich habe auch zwei Nachrichten von zu Hause. Erstens: Ellen ist wütend, dass du nicht auf sie gewartet hast.”
Noah runzelte die Stirn. “Ich hätte sie gar nicht anrufen sollen. Sie wird sich nur aufregen.”
“Und wenn du sie nicht angerufen hättest, hätte sie sich nicht aufgeregt?” Dulcy lachte leise. “Das solltest du besser wissen.”
Er seufzte. Ja, sie hatte recht. Aber mit Ellen kam er einfach nicht aus. “Und die andere Sache?”, fragte er seine Piloten.
Jack seufzte. “Jemand hat dich in Santa Monica an Bord gehen sehen. Die Nachricht wird sich verbreiten.”
Noah blickte zu dem Piloten, der hinter seiner Frau stand. “Bist du sicher, dass Ellen die Nachricht nicht verbreitet hat, um es mir heimzuzahlen?”
“Ellen würde Ethan niemals in Gefahr bringen”, erklärte Dulcy. “Das weißt du. Jetzt entspann dich ein wenig.”
Noah konzentrierte sich wieder aufs Fliegen, obwohl der Autopilot eingeschaltet und der Kurs eingegeben war. “Was schlägt die Polizei vor, was wir tun sollen?”
“Sie werden sich gleich nach der Landung mit dir unterhalten”, meinte Jack. “Ich nehme an, sie wollen, dass du die Wahrheit bekannt gibst.”
Noah zögerte keine Sekunde. “Selbstverständlich. Alles.” Dann erst fiel ihm Dulcy ein. “Es tut mir leid, Liebes …”
“Das braucht es nicht. Bring nur Ethan zurück.”
Himmel, er liebte sie so sehr. Auch das hatte Ethan ihm klargemacht. Seine wunderschöne, eigensinnige, süße Frau würde, ohne zu zögern, für seinen Cousin auf ihre Privatsphäre verzichten.
“Nachricht gesendet und
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