Traumgirl auf Hawaii
Familie? Wieso musste er schon verheiratet sein?
“Es würde sie freuen, das zu hören.” Sie rieb ihre plötzlich feuchten Handflächen an ihren Schenkeln und wandte den Blick vom Paradies ab. “So, jetzt ziehen wir dir die Hose aus.”
“Hast du schon Hilfe gerufen?”, wollte Ethan wissen.
“Das mache ich, nachdem ich dich versorgt habe.”
Nachdem sie noch ein paar Minuten mit ihm allein gehabt hatte. Nach ihrem Funkruf würde ihr nur noch knapp eine Stunde bleiben, bis ihre Onkel über den Berg zu ihr gelangten. Und dann würde Ethan sie und diesen Berg verlassen. Für immer. Daher hatte sie es ein wenig hinausgezögert und stattdessen ihre Kräuter zusammengesucht und die Salben vorbereitet.
“Ich wollte diese Pflanzen vor dem Dunkelwerden hereinholen”, log sie. “Ich glaube außerdem, dass wir etwas auf diese Wunden tun müssen. Sicher ist auf dem langen Marsch heute Schmutz hineingelangt.”
Sie war nicht sicher, ob sie sich besser oder schlechter fühlen sollte, weil Ethan ihr kaum widersprechen konnte. “Kann ich nicht ein kurzes Bad in diesem Felsbecken unter dem Wasserfall nehmen?”
Seinem Lächeln konnte sie nicht widerstehen, und so willigte sie ein. Das Funkgerät musste eben noch eine Weile warten.
Sie planschten wie Kinder im Teich, streiften ihre Ängste, Frustrationen und Unsicherheiten wie alte Kleider ab. Anschließend half Lilly Ethan zurück ins Bett und behandelte seine Wunden mit Kräutermedizin. Und dann, als die Sonne im Meer versank und Ethan eingeschlafen war, ging Lilly zum Funkgerät, um endlich Hilfe zu rufen.
Dummerweise gab es ein Problem: Als sie das Funkgerät einschaltete, funktionierte es nicht.
8. KAPITEL
Als Erstes zündete Lilly die Laternen an. Dann verfluchte sie das Versäumnis ihrer Onkel, das Funkgerät zu warten. Sie hätte sich auch selbst tadeln können, da sie die Letzte in einer langen Reihe von Leuten war, die sich zu wenig um den einzigen Beweis des zwanzigsten Jahrhunderts, der die Hütte zierte, gekümmert hatte. Aber das hätte jetzt auch nichts mehr genützt.
Sie wusste, worin das Problem bestand. Na ja, es könnten auch zwei Probleme sein. Entweder lag es an der zu schwachen Batterie, der Feuchtigkeitseinwirkung oder den Drähten. Oder an allem zusammen.
Auch ohne Erinnerung hätte Ethan das Ding bestimmt mit einer Haarnadel und einer Bananenschale reparieren können. Nur schlief er tief und fest.
Das war kein Wunder, eher, dass er überhaupt noch atmete. Selbst nachdem sie sein Gesicht mit Aloe vera eingerieben und ihm Kompressen aufgelegt hatte, sah es noch zerschunden aus. Sein Bein und die Rippen hatte sie mit Kräutern umwickelt. Seine Kleidung war noch immer feucht und zerknittert. Die Ärmel seines auberginefarbenen Hemdes waren abgerissen, die obersten drei Knöpfe fehlten. Die maßgeschneiderte Hose war über dem Knie zerrissen. Seine Füße waren nackt und hatten Blasen, seine Haare kringelten sich feucht.
Er sah aus wie das Opfer eines Raubüberfalls. Trotzdem konnte sie den Blick nicht von ihm abwenden.
Wie hatte das passieren können? Wie hatte sie, die praktische, bodenständige und schlichte Lilly Malama Kokoa, sich innerhalb so kurzer Zeit so heftig verlieben können? Wie hatte sie so dumm sein können?
Aber ihr blieb keine Wahl, auch wenn es ihr das Herz brach. Sie musste ihn seiner Frau, die ein Kind von ihm erwartete, zurückbringen. Sie musste ihn aufgeben und in ihr eigenes Leben zurückkehren.
Vielleicht, dachte sie, als sie sich daranmachte, das Funkgerät auseinanderzubauen, werde ich eine Woche oder länger mit Tutu Mary auf Kalaupapa verbringen und über die alten Geister sprechen, wenn das alles vorbei ist. Vielleicht würde sie sie fragen, ob es in Ordnung war, einen Mikrowellenherd zu benutzen und gleichzeitig auf einem Berg mit den alten Geistern zu singen.
Der Lieutenant der Küstenwache, der Noah Campbell die schlechten Neuigkeiten über seinen Cousin übermittelt hatte, hieß Betty Williams, und sie war besorgt. Sie hatte gerade die jüngsten Berichte der Such- und Rettungsteams durchgesehen und besprach sie mit dem Verbindungsmann vom FBI.
“Ach, kommen Sie”, sagte der und fuhr sich ungeduldig über den grauen Bürstenschnitt. “Wir sind hier nicht in L. A. Wie schwer kann es schon sein, den Mann zu finden?”
Betty reichte ihm mit einem Schulterzucken die Berichte. “Hier gibt es viele Möglichkeiten, sich zu verstecken. Nicht nur auf dem Wasser, auch an Land. Glauben Sie mir, es ist
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