Traumgirl auf Hawaii
Funkgerät war. Lilly war nicht da. Sie war nirgends in der Hütte.
Ethan glaubte nicht, dass er normalerweise zur Panik neigte. Doch jetzt stieg sie in ihm auf, plötzlich und heftig. Falls ihr etwas zugestoßen war …
Es war ihm gerade gelungen aufzustehen, als Lilly hereinkam.
“Oh”, sagte sie. “Du bist schon auf. Wie fühlst du dich?”
Eine Kaskade dunklen Haares umgab ihr Gesicht. Ethan blinzelte und wünschte sich plötzlich sehnlichst, sie besser sehen zu können, und sei es auch nur für ein paar Minuten, bevor er sie verlor. Doch er wusste ganz genau, dass ihm die Trennung dann noch viel schwerer fallen würde.
Daher sagte er nur mit der größtmöglichen Gelassenheit: “Ich hatte schon Angst, du hättest mich wegen eines jüngeren Filmstars verlassen.”
“Ich hab's versucht.” Er nahm wahr, dass sie lächelte, doch ihr Ton war angespannt. “Aber wo auch immer ich gesucht habe, überall fand ich nur ältere Filmstars. Bist du bereit fürs Frühstück?”
“Ich weiß nicht. Essen wir es hier oder unten auf der Polizeiwache?”
Jetzt schien ein wenig von ihrer Angespanntheit zu weichen, und es sah aus, als sackte sie in sich zusammen. In diesem Moment registrierte er auch sämtliche Umrisse im Zimmer und erkannte, dass es nur ein Bett gab, in dem er geschlafen hatte.
“Verdammt, Lilly.” Zögernd ging er einen Schritt auf sie zu. “Du hättest mich aus dem Bett werfen sollen. Ich hätte auch auf dem Boden geschlafen.”
“Hör auf damit”, erwiderte sie mild. “Ich war vollkommen zufrieden. Na ja, bis auf die Tatsache, dass ich das Funkgerät nicht zum Funktionieren bringen konnte, was bedeutet, dass wir hier möglicherweise ein wenig länger als geplant festsitzen.”
Er konnte einen Anflug von Erleichterung nicht leugnen, eine kurz aufflackernde, von Schuldgefühlen begleitete Freude.
“Kann ich irgendetwas tun?”
“Verstehst du etwas von Funkgeräten?”
Er zuckte die Schultern. “Wer weiß? Wie funktioniert es?”
Lilly drehte sich zu einem Kasten in der Ecke um. Er war grau und sah aus wie hochkant gestapelte Kartons. “Das Funkgerät ist batteriebetrieben, da es hier oben keine Elektrizität gibt. Ich habe die Batterie ausgewechselt und versucht, die Anschlüsse vom Rost zu befreien. Aber …” Sie hob die Hände in einer Geste der Hilflosigkeit. “Ich habe überlegt, ob ich dich lange genug allein lassen kann, um über den Berg zu klettern, wo sich eine kleine Ortschaft befindet. Ich habe heute Morgen die Yacht wieder gesehen, aber ich habe keine Ahnung, ob die Gangster hier auf Molokai sind.”
Ethan humpelte zum Funkgerät und untersuchte es. “Gibt es Ersatzteile?”
“Eine ganze Kiste voll.”
“Dann sollten wir anfangen, sie auszuprobieren.”
Das Funkgerät hatte zwei Frequenzen. Den Langwellenkanal, mit dem man den Wetterbericht und die Nachrichten abhören konnte, und den Kurzwellenkanal. Nachdem Lilly Ethan zwanzig Minuten lang sämtliche Teile beschrieben hatte, erhärtete sich sein Verdacht, dass das, was nicht verrostet war, ganz einfach abgenutzt war. Er würde versuchen, das Nötigste auszuwechseln, dachte aber bereits daran, dass Lilly den Marsch zur anderen Seite des Berges wahrscheinlich antreten musste.
“Und jetzt wie immer zur vollen Stunde die Nachrichten.”
“Wir empfangen etwas!”, jubelte Lilly.
“Aber wir können noch immer nicht senden”, bremste Ethan ihre Begeisterung.
“Trotzdem hat es etwas Beruhigendes, eine andere Stimme zu hören”, meinte sie und drehte den Lautstärkeregler auf.
“Im Entführungsfall Cameron Ross gibt es keine neuen Entwicklungen”, berichtete der Radiosprecher.
Ethan erstarrte.
Lilly schnappte nach Luft. “Mein Gott …”
Ethan legte ihr die Hand auf den Arm, damit sie still war. Sein Herz pochte wild.
“Die ersten Berichte darüber, dass Cameron Ross' Yacht, die Hannah Girl, östlich von Hawaii mit ihm an Bord vermisst wurde, erreichten uns bereits am Mittwoch. Gestern Nachmittag jedoch teilte ein Sprecher des FBI mit, dass Mr. Ross nicht auf dem Meer verschollen ist. Tatsächlich handelt es sich um eine Entführung. Damit nicht genug, wurde auch noch der Falsche entführt.”
Ethan sah Lilly an, die sich jedoch nicht vom Radio losreißen konnte.
“Ich möchte eine persönliche Bitte an die Kidnapper richten”, verkündete eine neue Stimme, die Ethans verwirrend ähnelte. “Sie haben aus Versehen meinen Cousin Ethan Campbell entführt …”
Der Mann mit Ethans Stimme sagte
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