Traumgirl auf Hawaii
leichter, in Los Angeles jemanden mit dem Hubschrauber zu finden als auf den Hawaii-Inseln.”
Der Beamte fuhr sich weiter durch die Haare. “Ja, ich weiß. In L. A. wäre es viel einfacher, sie zu überrumpeln.”
“Übergeben Sie also doch das Lösegeld?”
“Ein Team ist unterwegs. Wir können es nicht länger aufschieben und hoffen, Ethan Campbell lebend zu finden.”
Betty, eine adrette, korrekte Frau mit blondem Zopf und haselnussbraunen Augen, musterte den FBI-Beamten. “Glauben Sie wirklich, dass Sie ihn zurückbekommen, nachdem Sie das Lösegeld bezahlt haben?”
Der Beamte schaute beinah ängstlich über die Schulter. Cameron Ross befand sich nebenan, und er sollte die schlechten Nachrichten nicht hören. “Wollen Sie die Wahrheit wissen? Ohne irgendwelche Hinweise sind unsere Chancen, ihn ausfindig zu machen, gering.”
“Aber Sie überwachen den Übergabeort?”
“Mit Adleraugen.”
Sie nickte, streckte sich und seufzte. “Ich würde Ihnen wirklich gern helfen. Doch jetzt, wo offiziell bekannt ist, womit wir es hier zu tun haben, tauchen die großen Jungs auf, um die Sache zu übernehmen. Nicht, dass mir das etwas ausmacht. Ich bin nicht scharf darauf, diejenige zu sein, die den Reportern erklärt, dass wir zugelassen haben, dass Cameron Ross' Lieblingscousin gekidnappt und getötet wurde.”
Der Beamte, ein väterlicher Typ, der in den letzten Tagen seinen Traum vom unspektakulären Übergang in den Ruhestand platzen sah, lächelte nur. “Deswegen bezahlt man uns großen Jungs ja auch die großen Scheine.”
Betty erwiderte sein Lächeln. “In dem Fall muss ich meine großen Scheine auf andere Weise verdienen. Gute Nacht, Tom.”
“Gute Nacht, Betty.”
Tom schaute ihr nach und dachte lediglich, wie hübsch manche Frauen in Uniform aussahen. Dann seufzte er und stellte sich darauf ein, Cameron Ross über den neuesten Stand der Ermittlungen zu unterrichten.
Ethan war nicht sicher, was ihn aufweckte. Vielleicht war es das Sonnenlicht oder das Vogelgezwitscher, vielleicht die kühlende Brise auf seinem Gesicht. Doch er war sicher, dass er sich besser fühlte, und sein Kopf dröhnte auch nicht mehr wie ein Gong.
Nur sein Sehvermögen hatte sich nicht gebessert, wie er feststellte, als er die Augen öffnete und nur undeutliche Umrisse erkannte. Und sein Gedächtnis war nicht zurückgekehrt. Seine wahre Identität war ihm nach wie vor ein Rätsel.
An die Zeit, bevor er auf dem Floß zu sich gekommen war, hatte er nur bruchstückhafte Erinnerungen. Zum Beispiel, dass er einmal in den Bergen gewesen war. Nicht in solchen wie diesen, sondern grüneren, weniger schroffen. Er hatte eine Mutter gehabt, was bedeutete, dass er eine Familie haben musste. Nur besaß er keinerlei Erinnerung mehr an sie. Stattdessen erinnerte er sich an eine Sally mit mehlbestäubten Händen, ein blondes Mädchen mit einem breiten Lachen. Er erinnerte sich an die zierliche, aber entschlossene Dulcy, die auch in den Bergen lebte. Sehr zerklüftete Berge, die er lieber nicht wieder besuchen würde.
Wieso fühlte er sich jetzt in diesen Bergen so wohl? Lag es einfach daran, das Lilly in diese Berge gehörte? Inzwischen konnte er sich nicht einmal mehr vorstellen, diese von Mandel- und Jasminduft erfüllte Gegend, wo kreischende Möwen kreisten und ein warmer, feuchter Wind wehte, jemals zu verlassen. Ganz davon zu schweigen, dass er sich nicht vorstellen konnte, nie wieder Lillys sanfte Stimme zu hören.
Es wäre viel einfacher, wenn es sich nur um pure Begierde handeln würde. Er hätte schon tot sein müssen, um gegen Lillys Reize immun zu sein, die er hauptsächlich ertastet hatte. Aber dummerweise war es nicht nur dass, wie er sich eingestehen musste. Irgendwann in der Zeit, als er zum ersten Mal ihr melodisches Lachen hörte, und dem Moment des Erwachens an diesem Morgen hatte er sich in sie verliebt.
Er wartete darauf, ihre Stimme zu hören. Er wandte den Kopf, sobald er ihren Duft wahrnahm. Er wollte sie zum Lachen bringen. Und er wollte die Leidenschaft in ihr wecken.
Nur war er nicht der Richtige dafür. Daher konnte er nur die verbleibenden Momente mit ihr genießen, bevor man sie fand und sie trennte.
Erst jetzt merkte er, dass er in den hellen Himmel schaute.
Das Letzte, woran er sich erinnerte, war die Abenddämmerung und Lilly, die zum Funkgerät ging. Aber wieso waren sie dann immer noch hier?
Er sah zur gegenüberliegenden Ecke, wo er die vagen Umrisses eines Geräts sah, das vermutlich das
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