Traumjaeger und Goldpfote
Rat brauchen – was würdest du dafür verlangen?«
Jetzt war Skoggi an der Reihe, sich den Anschein kühler Heiterkeit zu geben.
»Ihr Katzen seid nicht ganz so dumm, wie man allgemein singt. Trotzdem wäre mir dieses eine Mal die Tat, bei der ich dir helfen könnte, Belohnung genug – obgleich, der Schwarze Vogel weiß es, wahrscheinlich alles schiefgehen wird. Soll ich dir also helfen?«
Fritti nickte zustimmend.
»Also gut. Dann lass dir Folgendes sagen: In den Tagen – es ist noch nicht lange her –, als wir zum ersten Mal sahen, wie dieser Misthaufen in der Nähe unseres Waldes zu wachsen anfing, gab es noch keine Tunnel, die von drinnen nach draußen führten. Der erste war ziemlich klein, und als sie die größeren gruben, wurde dieser erste nicht mehr gebraucht. Ich glaube, er ist immer noch unbewacht, und er ist ja auch ziemlich gut versteckt – damals beherrschten die Hügel-Katzen noch nicht jedenWinkel. Hier ganz in der Nähe kannst du den Tunnel finden …«
Nachdem Skoggi geendet hatte, wandte er sich an seinen Sohn: »Und du, stummelflügliger Tolpatsch, merke dir – eines Tages wird man dich vielleicht bitten, zu erzählen, wie es kam, dass du der Letzte warst, der den tapferen Meister Traumjäger lebend gesehen hat!« Und mit einem krächzenden Gelächter erhob sich der Rabe in die Luft. Kralli folgte ihm stumm.
»Warte!«, schrie Fritti, und die beiden schwarzen
Fla-fa’az
drehten um und schwebten über ihm. »Wenn es dir gleichgültig ist, wer wen frisst, warum hilfst du mir dann?«
»Eine gute Frage, Meister Katze«, rief Skoggi rauh. »Sieh mal, so wie ich mir die Sache vorstelle, werden diese Hügel-Katzen, bei dem Tempo, mit dem sie arbeiten, im Herbst mit dem ganzen Rattblatt-Wald aufgeräumt haben. Natürlich, wo sie auch immer anschließend hingehen, wird es für uns
Kraukas
was zu beißen geben … doch ich werde langsam alt. Ich ziehe es vor, morgens aus dem Nest zu fallen und mein Frühstück direkt vor meinem Schnabel zu finden. Wenn du also Glück hast, könntest du mir einen Gefallen tun und dein Volk in den Wald zurückbringen!«
Mit einem rauhen Krächzen, das wie Lachen klang, verschwanden die zwei Raben …
»Raschkralle! Bitte hör mir zu!«
Dachschatten ging auf leisen Pfoten durch die Gefängniszelle und versetzte Raschkralle einen nicht zu sanften Schlag mit ihrer schattengrauen Tatze. Raschkralle stieß ein Murmeln des Missfallens aus, doch seine Augen blieben geschlossen, und er rührte sich nicht.
Dachschatten war besorgt. Seit Kratzkralle sie in diese Höhle gebracht hatte, hatte Raschkralle geschlafen oder stumm dagelegen. Das Kätzchen hatte ihre Anwesenheit kaum zur Kenntnisgenommen, sondern nur einmal, kurz nach ihrer Ankunft, den Kopf gehoben und gesagt: »Oh, guten Tanz, Dachschatten.« Dann war es wieder in seine gewohnte Schläfrigkeit zurückgefallen. Seitdem hatte es wenige Male auf ihre beharrlichen Fragen geantwortet, jedoch mit wenig Interesse. In einer anderen Ecke der Höhle lag Grillenfänger wie ein Toter ausgestreckt.
»Raschkralle, bitte sprich mit mir. Ich weiß nicht, wie lange sie mich noch hierlassen. Sie können jederzeit kommen und mich holen.« Sie dachte an Kratzkralle, und ihr Fell sträubte sich vor Furcht. Der Krallenwächter hatte sie brutal in die Gefängnisgrube geworfen und angedroht, er werde zurückkommen, um mit ihr »abzurechnen«, wenn er dem Herrn von Vastnir Bericht erstattet hätte. Das musste Tage her sein, obgleich ihr in den schleppend vergehenden Stunden der Dunkelheit die Zeit viel länger vorkam. Er konnte jeden Augenblick zu ihr zurückkehren.
Sie versuchte es noch einmal. »Raschkralle! Kannst du mich verstehen? Wir sind in furchtbarer Gefahr!« Sie rüttelte ihn. »Wach auf!« Stöhnend rollte sich Raschkralle ein wenig zur Seite, weg von ihrer störenden Tatze.
»Ach, Dachschatten, warum lässt du mich nicht zufrieden? Es ist so schön hier, und ich will nicht …« Wieder fiel er in Schweigen, und sein verzückter Gesichtsausdruck wurde finster. »Und … und … ich will nicht dort sein, wo ich … vorher war«, schloss er traurig.
Dachschatten war aufgebracht und wurde arg nervös. »Was meinst du damit? Du träumst, Raschkralle.«
Das Kätzchen schüttelte den Kopf, und der friedliche Ausdruck kehrte auf sein Gesicht zurück. »Nein, Dachschatten, du verstehst mich nicht. Ich bin bei der weißen Katze. Alles ist ganz friedlich. Ich sehe schöne Dinge. Bitte sei nicht wütend auf mich. Ich
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