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Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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anderen Volks auf. Die meisten derjenigen, die während der Sterbestunden des Hügels den Weg in die Freiheit gefunden hatten, waren nur eine kurze Zeit geblieben und dann auf der Suche nach besserer Jagd in ihre Heimatgründe zurückgekehrt. Diese Überlebenden schien kein Geist der Kameradschaft zu einen. Als sie kräftig genug waren, um zu reisen, trollte sich einer nach dem anderen davon. Nur die Kranken –und die Sterbenden – blieben bei Zaungängers Jägerschar, und bald würde selbst der Prinz die meisten seines Anhangs zu den waldigen Lauben von Erstheim zurückführen. Man würde einen kleinen Spähtrupp aufstellen, der am Schauplatz bleiben und Wache halten sollte.
    Als er diese Überlebenden sah, fragte sich Fritti laut, was wohl aus den zahllosen Mengen von Meistern und Sklaven geworden sei, die nicht entkommen waren. Als Dachschatten das hörte, berichtete sie Fritti, so gut sie es vermochte, von den letzten Stunden in Vastnir.
    »Nachdem wir dich mit diesem … Biest allein gelassen hatten«, sagte sie, »hatte ich keine Hoffnung mehr, dich je wiederzusehen. Die Welt schien in Stücke zu zerbrechen.« Sie ging eine Weile schweigend. Fritti versuchte etwas Tröstendes zu sagen, doch sie brachte ihn mit einem merkwürdig ernsten Blick zum Schweigen.
    »Raschkralle blutete und war halb tot. Ich zog ihn am Genick den letzten Tunnel hinauf. Alles stürzte und krachte … als wenn Riesen miteinander kämpften. Schließlich kamen wir heraus und in das Tal; es war mit Schnee bedeckt. Auch andere waren dort, wimmelten durcheinander und schrien. Wir waren wie verlorene
Kas
, taumelten und liefen in den Schnee. Die Erde bebte.«
    Ihr Weg hatte sie an den Rand des Rattblatt-Waldes geführt. Vor ihnen erstreckte sich die ansteigende Ebene, glitschig vom geschmolzenen Schnee. Tröpfchen schimmerten auf den Blättern verkümmerten Grüns. Dachschatten ging vor und fuhr in ihrer Erzählung fort.
    »Ich sah jemanden herumflitzen und mit lautem Gebrüll Volk hin und her kommandieren … es war Zaungänger, natürlich. Ich holte ihn ein und erzählte ihm, was passiert war. Ich fürchte, in diesem Augenblick war ich nicht ganz bei mir, aber der Prinz verstand. Er sagte: ›Traumjäger? Der junge Traumjäger?‹ – Zaungänger ist nicht sehr alt, aber er handelt so, als wär er’s gern.Jedenfalls sagte er: ›Kann ich nicht leiden, nicht der junge Traumjäger, muss etwas tun, unbedingt!‹ Du weißt, wie er redet. Er scharte also ein paar aus dem unverletzten Volk um sich und führte sie alle zum Tunnel zurück. Ich blieb bei Raschkralle, dessen … der sehr schwach und krank war.
    Sie fanden dich, halb unter Schmutz und Geröll begraben, und sie trugen dich heraus, unmittelbar bevor der restliche Hügel sich selbst in die Tiefe riss. Lange Zeit wusste ich nicht, dass du am Leben warst. Ich habe es einfach nicht über mich gebracht, danach zu fragen.«
    Fritti stieg über eine knorrige Wurzel, und ihm entging der Ausdruck auf dem Gesicht der grauen
Fela
. Er blieb stehen, schüttelte eine tropfnasse Pfote und fragte: »Was hast du gemeint, als du sagtest, der Hügel habe sich selbst in die Tiefe gerissen? Ich fürchte, an das Ende erinnere ich mich nicht mehr sehr gut.«
    »Ich werd’s dir zeigen«, sagte Dachschatten.
    In Gedanken verloren klommen sie noch ein Stück die ansteigende Ebene hinauf. Schließlich kamen sie zum Rand des Tales, in dem der Hügel gestanden hatte.
    Wo einst Vastnir sein unförmiges Haupt durch den Talgrund getrieben hatte, war jetzt ein weites, flaches Becken – der Boden eingesunken wie unter dem Tritt einer meilenbreiten Tatze. Die Erde war so schwarz wie der Flügel eines
Krauka.
     
    Auf dem Rückweg zum Rattblatt bat Fritti abermals darum, Raschkralle zu sehen. »Er ist länger als jeder andere mit mir zusammen gewesen, Dachschatten«, sagte er mit Nachdruck.
    »Ich habe nie versucht, dir etwas vorzumachen, Traumjäger«, erwiderte sie unglücklich. »Ich habe nur zu tun versucht, was ich für das Beste hielt … Er ist sehr seltsam geworden«, fügte sie nach einer Weile hinzu.
    »Wer könnte ihm daraus einen Vorwurf machen nach allem,was er durchgemacht hat?«, fragte Fritti zurück. »Wer könnte einem von uns etwas vorwerfen?«
    »Ich weiß, Traumjäger. Armer Raschkralle. Und Grillenfänger ebenso.« Fritti sah sie fragend an, doch Dachschatten schüttelte traurig den Kopf. »Ich habe dich noch nicht gefragt, doch ich schätze, dass ich es weiß«, sagte sie. »Er war … ich will

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